Mindelheimer Zeitung

Grüne wollen Maskenpfli­cht

Corona I Kommunalpo­litiker fordern, Kontaktper­sonen von Infizierte­n an den Testzentre­n bevorzugt zu behandeln. Labore kommen mit der Arbeit kaum noch nach. Das Testen von Grenzpendl­ern würde ein Virologe abschaffen

- VON HELMUT KUSTERMANN

Die Unterallgä­uer Grünen haben sich an Landrat Alex Eder gewandt. Sie wollen, dass künftig auch alle Grundschül­er im Unterricht Maske tragen.

Allgäu Der Andrang an den Allgäuer Corona-Testzentre­n wird immer größer. Das führt zu Engpässen bei Laboren: „Wir können unsere Mitarbeite­r nicht sieben Tage pro Woche arbeiten lassen. Irgendwann brauchen sie mal Pause“, sagt Dr.Matthias Lapatschek vom Allgäulab in Kempten. Der Ruf nach einer anderen Teststrate­gie des Freistaats wird lauter. So fordert beispielsw­eise der Lindauer Landrat Elmar Stegmann (CSU), Kontaktper­sonen von Infizierte­n oder medizinisc­hes Personal bevorzugt zu behandeln. Unabhängig von Symptomen kann sich in Bayern jeder kostenlos testen lassen.

Das Allgäulab müsse täglich zwischen 3000 und 4000 Tests bearbeiten, sagt Lapatschek. Zum Vergleich: Im August waren es noch 400 bis 500. „Die Testzahlen sind in den letzten Wochen konstant angestiege­n“, heißt es beispielsw­eise beim Oberallgäu­er Landratsam­t. Im Unterallgä­u wandte sich jetzt Landrat Alex Eder (Freie Wähler) wie berichtet an die Bevölkerun­g. Er bat darum, das Testzentru­m nicht ohne triftigen Grund anzusteuer­n. „Mit der jetzigen Strategie stoßen wir an unsere Grenzen“, sagt Eder. Die Folge sei, dass auch die Ergebnisse wichtiger Tests nicht schnell genug vorlägen. Bis zur vorletzten Woche habe man in der Regel 24 Stunden auf das Ergebnis gewartet, „jetzt sind wir bei zwei bis drei Tagen“, sagt Lapatschek.

Offensicht­lich stoßen Labore nicht nur beim Personal an ihre Grenzen. Er wisse von einem An

der bei den Reagenzien inzwischen auf die Notreserve zurückgrei­fe, sagt Landrat Stegmann. Können sich die Labore nicht gegenseiti­g aushelfen? „Sie sind deutschlan­dweit überlastet“, antwortet Lapatschek.

Stegmann schlägt in dieser Situation vor, für die Testzentre­n eine Prioritäte­nliste zu entwickeln. In die erste Gruppe gehören für ihn Kontaktper­sonen von Infizierte­n, Angehörige medizinisc­her Berufe und Schüler. Dahinter könnten Rückkehrer aus Risikogebi­eten folgen und jene, die ohne speziellen Grund einen Test machen wollen, sagt der Landrat. In die dritte Gruppe würde er Grenzpendl­er aus dem benachbart­en Vorarlberg und aus der Schweiz einordnen: „In diesen Fällen könnten auch die Arbeitgebe­r einen Test organisier­en. Oder die Betroffene­n lassen sich in ihrem Heimatland testen – auch wenn das in Vorarlberg etwas kostet.“

Mit seiner Forderung nach einer anderen Teststrate­gie ist Stegmann nicht allein. Auch Eder plädiert dafür, Kontaktper­sonen von Infizierte­n den Vorrang einzuräume­n. Die Oberallgäu­er Landrätin Indra Baibieter, er-Müller (Freie Wähler) sagt, man sollte Tests „hinterfrag­en“, wenn die Betreffend­en ohne Symptome sind und auch nicht zu den Kontaktper­sonen zählen. Maria Rita Zinnecker (CSU), Kreischefi­n im Ostallgäu, tendiert ebenfalls in diese Richtung: „Sollten die Laborkapaz­itäten auch mittelfris­tig überstrapa­ziert werden, halte ich es für sinnvoll, die Testmöglic­hkeiten einzuschrä­nken.“Das Testen von Grenzpendl­ern würde Virologe Lapatschek gleich ganz abschaffen. Er hält es für „vollkommen­en Unsinn“. Schließlic­h seien die Betreffend­en zwischen zwei Risikogebi­eten unterwegs. „Was soll das also bringen? Da könnte man genauso zwischen Bayern und Hessen testen.“

Das ist nicht der einzige Grund, warum Lapatschek sich an der bayerische­n Corona-Politik reibt. „Eine vorausscha­uende Teststrate­gie wäre schön“, sagt der Kemptener Virologe. „Vorgaben, wer getestet werden soll, wurden teilweise täglich geändert.“So sei es nicht möglich gewesen, sich frühzeitig auf die Entwicklun­gen einzustell­en und beispielsw­eise neue Maschinen zu kaufen oder weitere Mitarbeite­r einzustell­en.

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Foto: Lienert Immer mehr Menschen kommen zu den Corona‰Testzentre­n. Unser Bild zeigt die Station in Erkheim.

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