Merz liegt beim CDUNachwuchs vorne
Parteivorsitz Die Junge Union schließt ihre zweiwöchige Mitgliederbefragung ab, deren Ergebnis am Ende überraschend eindeutig ausfällt. Allerdings fällt zugleich die Wahlbeteiligung ebenso überraschend niedrig aus
Berlin Die gute alte Wahlveranstaltung, die Runde mit den lieben Parteifreunden, sie hat nach Einschätzung der Jungen Union in der bisherigen Form ausgedient. „Die Zeit der Dorfkneipen mit weißer Tischdecke, Hirsch an der Wand und einer Stunde Monolog des Vorsitzenden muss ein Ende haben“, sagt der Chef der CDU-Nachwuchsorganisation, Tilman Kuban. Ganz verzichten, so der JU-Vorsitzende, will er auf Präsenzveranstaltungen dennoch nicht. Aber mehr Digitalisierung sollte es schon sein. Das gilt vor allem für den CDU-Bundesparteitag, für den die Junge Union schon mal digital in Vorleistung getreten ist. Sie hat ihre Mitglieder befragt, wer der beste CDU-Vorsitzende wäre.
Das angesichts zahlreicher Vorschusslorbeeren nicht ganz überraschende Ergebnis: Favorit mit 51,6 Prozent Zustimmung ist Friedrich Merz. 27,9 Prozent entschieden sich für Norbert Röttgen, und 19,8 Prozent
der abgegebenen Stimmen entfielen auf Armin Laschet.
„Die Junge Union hat gezeigt: Wir können digital und werden die CDU genau an dieser Stelle weiter modernisieren und unsere Kompetenzen einbringen“, sagt Kuban. Etwas Übung braucht aber auch der Parteinachwuchs offenbar noch. Die Wahlbeteiligung bei der zweiwöchigen digitalen Umfrage – abgewickelt mit einem individuellen Code über einen externen Dienstleister – lag den Angaben zufolge bei 20,1 Prozent. Die Befragung startete am 17. Oktober, nachdem sich die drei Kandidaten bei einer „JU-Pitch“genannten Diskussion den Mitgliedern vorgestellt hatten.
„Natürlich wünscht man sich immer eine höher Wahlbeteiligung“, kommentiert Kuban dieses Ergebnis. Im JU-Vorstand hätten sie aber mit einer solchen Zahl gerechnet, und Kuban verweist darauf, dass es bei den Parteien durchaus schon viel aufwendigere Mitgliederbefragungen gab, bei denen die Beteiligung am Ende nur bei 50 Prozent lag. 20
Prozent seien da ein gutes Ergebnis, sagt Kuban und betont, er sei „zufrieden mit der Wahlbeteiligung“.
Für den JU-Vorsitzenden ist das Ergebnis verpflichtend, er will auf dem CDU-Bundesparteitag für Merz stimmen. Rund 100 der 1001 Delegierten gehören den Angaben zufolge der Jungen Union an, für sie sei das Abstimmungsergebnis „sicherlich eine Empfehlung“, erklärt Kuban.
Röttgen spricht von einem „starken Ergebnis“, Merz von einem „großartigen Ergebnis“. Der 64-Jährige ergänzt, er freue sich „besonders über die starke Unterstützung der jungen Generation“. Zusammen mit dem nordrheinwestfälischen Ministerpräsidenten haben sich die beiden Kandidaten auf den 16. Januar als Termin für einen Wahlparteitag verständigt. Ob der wegen des Infektionsgeschehens stattfinden kann und in welcher Form, ist noch offen.
Kuban begrüßt die Einigung. „Wir sollten über Zukunftsthemen streiten, aber nicht über Termine und Formate“, sagt er. Kuban erwartet, dass es keine weiteren Kandidaten für den Parteivorsitz geben wird. „Ich persönlich gehe davon aus, dass sich am Tableau nichts mehr ändert“, sagt er. Dabei weiß auch Kuban, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gute Chancen hätte, wenn er sich bewerben würde. Was der CDU-Politiker aber zumindest derzeit nicht tut. Er hat Laschet seine Unterstützung zugesagt und hält sich an dieses Versprechen. Überraschungen beim Rennen um den CDU-Vorsitz sind durchaus noch möglich.
Nur wenige Stunden, bevor sich Kuban der Bundespressekonferenz stellt, wird Ralph Brinkhaus als weiterer Kandidat ins Spiel gebracht. Überraschend kommt das nicht. Schon seit Wochen wird in Brinkhaus’ Umfeld der Name des Unionsfraktionschefs ventiliert. Mit dem thüringischen CDU-Landeschef Christian Hirte ist jetzt jemand da, der es offiziell macht. Brinkhaus dementierte, wenn auch nicht für alle Zeiten: „Die Frage stellt sich jetzt nicht“, antwortete er wiederholt. Einige in der CDU können sich sogar vorstellen, dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ihren Hut in den Ring wirft.