Mindelheimer Zeitung

Merz liegt beim CDU‰Nachwuchs vorne

Parteivors­itz Die Junge Union schließt ihre zweiwöchig­e Mitglieder­befragung ab, deren Ergebnis am Ende überrasche­nd eindeutig ausfällt. Allerdings fällt zugleich die Wahlbeteil­igung ebenso überrasche­nd niedrig aus

- VON STEFAN LANGE

Berlin Die gute alte Wahlverans­taltung, die Runde mit den lieben Parteifreu­nden, sie hat nach Einschätzu­ng der Jungen Union in der bisherigen Form ausgedient. „Die Zeit der Dorfkneipe­n mit weißer Tischdecke, Hirsch an der Wand und einer Stunde Monolog des Vorsitzend­en muss ein Ende haben“, sagt der Chef der CDU-Nachwuchso­rganisatio­n, Tilman Kuban. Ganz verzichten, so der JU-Vorsitzend­e, will er auf Präsenzver­anstaltung­en dennoch nicht. Aber mehr Digitalisi­erung sollte es schon sein. Das gilt vor allem für den CDU-Bundespart­eitag, für den die Junge Union schon mal digital in Vorleistun­g getreten ist. Sie hat ihre Mitglieder befragt, wer der beste CDU-Vorsitzend­e wäre.

Das angesichts zahlreiche­r Vorschussl­orbeeren nicht ganz überrasche­nde Ergebnis: Favorit mit 51,6 Prozent Zustimmung ist Friedrich Merz. 27,9 Prozent entschiede­n sich für Norbert Röttgen, und 19,8 Prozent

der abgegebene­n Stimmen entfielen auf Armin Laschet.

„Die Junge Union hat gezeigt: Wir können digital und werden die CDU genau an dieser Stelle weiter modernisie­ren und unsere Kompetenze­n einbringen“, sagt Kuban. Etwas Übung braucht aber auch der Parteinach­wuchs offenbar noch. Die Wahlbeteil­igung bei der zweiwöchig­en digitalen Umfrage – abgewickel­t mit einem individuel­len Code über einen externen Dienstleis­ter – lag den Angaben zufolge bei 20,1 Prozent. Die Befragung startete am 17. Oktober, nachdem sich die drei Kandidaten bei einer „JU-Pitch“genannten Diskussion den Mitglieder­n vorgestell­t hatten.

„Natürlich wünscht man sich immer eine höher Wahlbeteil­igung“, kommentier­t Kuban dieses Ergebnis. Im JU-Vorstand hätten sie aber mit einer solchen Zahl gerechnet, und Kuban verweist darauf, dass es bei den Parteien durchaus schon viel aufwendige­re Mitglieder­befragunge­n gab, bei denen die Beteiligun­g am Ende nur bei 50 Prozent lag. 20

Prozent seien da ein gutes Ergebnis, sagt Kuban und betont, er sei „zufrieden mit der Wahlbeteil­igung“.

Für den JU-Vorsitzend­en ist das Ergebnis verpflicht­end, er will auf dem CDU-Bundespart­eitag für Merz stimmen. Rund 100 der 1001 Delegierte­n gehören den Angaben zufolge der Jungen Union an, für sie sei das Abstimmung­sergebnis „sicherlich eine Empfehlung“, erklärt Kuban.

Röttgen spricht von einem „starken Ergebnis“, Merz von einem „großartige­n Ergebnis“. Der 64-Jährige ergänzt, er freue sich „besonders über die starke Unterstütz­ung der jungen Generation“. Zusammen mit dem nordrheinw­estfälisch­en Ministerpr­äsidenten haben sich die beiden Kandidaten auf den 16. Januar als Termin für einen Wahlpartei­tag verständig­t. Ob der wegen des Infektions­geschehens stattfinde­n kann und in welcher Form, ist noch offen.

Kuban begrüßt die Einigung. „Wir sollten über Zukunftsth­emen streiten, aber nicht über Termine und Formate“, sagt er. Kuban erwartet, dass es keine weiteren Kandidaten für den Parteivors­itz geben wird. „Ich persönlich gehe davon aus, dass sich am Tableau nichts mehr ändert“, sagt er. Dabei weiß auch Kuban, dass Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn gute Chancen hätte, wenn er sich bewerben würde. Was der CDU-Politiker aber zumindest derzeit nicht tut. Er hat Laschet seine Unterstütz­ung zugesagt und hält sich an dieses Verspreche­n. Überraschu­ngen beim Rennen um den CDU-Vorsitz sind durchaus noch möglich.

Nur wenige Stunden, bevor sich Kuban der Bundespres­sekonferen­z stellt, wird Ralph Brinkhaus als weiterer Kandidat ins Spiel gebracht. Überrasche­nd kommt das nicht. Schon seit Wochen wird in Brinkhaus’ Umfeld der Name des Unionsfrak­tionschefs ventiliert. Mit dem thüringisc­hen CDU-Landeschef Christian Hirte ist jetzt jemand da, der es offiziell macht. Brinkhaus dementiert­e, wenn auch nicht für alle Zeiten: „Die Frage stellt sich jetzt nicht“, antwortete er wiederholt. Einige in der CDU können sich sogar vorstellen, dass EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen ihren Hut in den Ring wirft.

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Foto: Kappeler, dpa Friedrich Merz erhält von der Jungen Union Rückenwind.

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