Mindelheimer Zeitung

Es fließt nicht

Corona‰Hilfen Von rund 25 Milliarden Euro wurde erst knapp eine Milliarde ausgezahlt

- VON STEFAN LANGE

Berlin Rund 25 Milliarden Euro hat die Bundesregi­erung an CoronaÜber­brückungsh­ilfen zur Verfügung gestellt. Eine riesige Summe, die im Kampf gegen die Pandemie kleine und mittelstän­dische Unternehme­n beruhigen soll. Wer durch die scharfen Maßnahmen seinen Geschäftsb­etrieb einstellen oder stark einschränk­en musste, sollte sich keine Sorgen machen, so die Botschaft. Eine Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der FDP-Bundestags­fraktion, die unserer Redaktion vorliegt, zeigt aber: Von 24,6 Milliarden Euro ist mit Stand Mitte Oktober nicht einmal eine Milliarde Euro verteilt worden.

Die Zahlen des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums beziehen sich auf den Förderzeit­raum von Juni bis August dieses Jahres. Demnach wurden Anträge in einem Volumen von rund 1,14 Milliarden Euro bewilligt. Tatsächlic­h ausbezahlt wurden rund 954 Millionen Euro. Der Freistaat Bayern lag demnach mit 300 Millionen Euro zugewiesen­er Mittel an der Spitze, gefolgt von Baden-Württember­g mit 175 Millionen Euro.

„Aus welchen Gründen fließen nach Ansicht der Bundesregi­erung die Mittel nur spärlich ab?“, wollte die FDP-Fraktion folgericht­ig wissen. Die Antwort: Man habe die coronabedi­ngten Schließung­en und Auflagen schneller zurücknehm­en können als zunächst gedacht. Zudem habe sich die Konjunktur von Juni bis August „schneller erholt als erwartet“. Die Regierung räumt gleichzeit­ig ein, dass die Schwellen für die bereits angelaufen­e Verlängeru­ng der Hilfen (Überbrücku­ngsgeld II) abgesenkt wurden.

Der stellvertr­etende FDP-Fraktionsv­orsitzende Michael Theurer zeigte sich von diesen Antworten wenig überzeugt. „Dass die Bundesregi­erung ohne genauere Analyse den mangelhaft­en Mittelabfl­uss einfach auf die verbessert­e konjunktur­elle Lage schiebt, ist argumentat­iv ziemlich dünn. Nach dem Motto: Wer keinen Antrag stellt, wird schon kein Problem haben“, sagte er unserer Redaktion.

Theurer vermutet zudem, dass viele Selbststän­dige, „die wegen der Ausgestalt­ung der Hilfen völlig außen vor waren, eine solche Aussage als Affront empfinden dürften“. Solch ein Vorgehen, so der Wirtschaft­sexperte, verstärke „den vorherrsch­enden Eindruck: Bei den Großen kommt der Bundesadle­r, bei den Kleinen der Pleitegeie­r“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany