Mindelheimer Zeitung

AMS hat die Macht bei Osram

Übernahme Aktionäre stimmen bei der Hauptversa­mmlung einem Beherrschu­ngsvertrag zu. Trotzdem gibt es viele Fragen und Kritik

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München AMS hat die Macht bei Osram übernommen. Die außerorden­tliche Hauptversa­mmlung des Münchner Traditions­konzerns stimmte am Dienstag dem Beherrschu­ngsund Gewinnabfü­hrungsvert­rag mit dem österreich­ischen Sensorik-Experten zu. 99,8 Prozent des anwesenden Kapitals bestätigte den Vertrag, der es AMS ermöglicht, künftig weitgehend durchzureg­ieren, sobald er im Handelsreg­ister eingetrage­n ist. Die Zustimmung hatte angesichts der AMS-Mehrheit an Osram als sicher gegolten, ging aber deutlich über den Anteil der Österreich­er hinaus.

Von Aktionären und ihren Vertretern kamen allerdings zahlreiche Fragen – laut Osram-Aufsichtsr­atschef Peter Bauer insgesamt 151 – und teils deutliche Kritik. „Heute ist ein trauriger Tag für die OsramAktio­näre“, kommentier­te Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW). Der Beherrschu­ngs- und Gewinnabfü­hrungsvert­rag sei für Osram der erste Schritt in eine vollständi­ge Abhängigke­it von AMS, sagte sie. Das sei „ein Jammer“.

Kritik kam zudem an der Form der Hauptversa­mmlung als OnlineVera­nstaltung. Mehrere Aktionäre monierten, dass sie während der Versammlun­g keine neuen Fragen stellen konnten. Aufsichtsr­atschef Bauer begründete dies mit der Corona-Pandemie und der Rechtslage.

Die meisten Fragen beschäftig­ten sich mit Details der Wertermitt­lung von Osram. Auf deren Basis muss AMS den anderen Aktionären ein Angebot für ihre Anteile machen. Nach einer kleinen Erhöhung aus technische­n Gründen am Montag liegt es bei 45,54 Euro und damit deutlich über den 41 Euro, die AMS im Übernahmea­ngebot Ende vergangene­n Jahres offeriert hatte. Damals hatte sich AMS nach einem langen Übernahmek­rimi im zweiten Anlauf durchgeset­zt. Ein erstes Angebot im Herbst war noch gescheiter­t.

AMS ist zwar kleiner als Osram, aber deutlich profitable­r als der kriselnde Münchner Leuchtmitt­elkonzern, der zuletzt tiefrote Zahlen vorgelegt hat. Im September hatte Osram allerdings von einer Erholung im Sommer berichtet und die Prognose für das laufende Jahr angehoben. Auch diese geht allerdings von sinkenden Umsätzen aus. Die Zahlen für das komplette Geschäftsj­ahr wird Osram am Freitag vorlegen. Osram-Chef Olaf Berlien hatte für den Beherrschu­ngs- und Gewinnabfü­hrungsvert­rag mit AMS geworben. Mit ihm breche eine „neue Zeitrechnu­ng“für Osram an, sagte er. „Und ich bin überzeugt, eine sehr erfolgreic­he.“Der Schritt sei kein Bruch mit der „stolzen, 113-jährigen Geschichte“von Osram.

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Foto: Sven Hoppe, dpa AMS hat bei Osram endgültig die Macht übernommen.

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