Mindelheimer Zeitung

Stark trotz Krebs

Sorj Chalandon über mutige Frauen

- (li)

Als bei Jeanne ein Tumor entdeckt wird, hätte sie sich gewünscht, dass ihr Mann sie in den Arm nimmt. Doch die erhoffte Zuwendung bleibt aus. So verlässt die Buchhändle­rin ihren Mann, und findet in der WG von zwei krebskrank­en Frauen Zuflucht. Erstaunt beobachtet Jeanne die eigenen Veränderun­gen, die neue Aggressivi­tät. Der Kreis ihrer „Schwestern im Krebs“gibt ihr Halt, zeigt ihr, dass es trotz allem ein Leben gibt: „Ich war verblüfft. Frauen mit Krebs, die das Leben besangen.“

Sorj Chalandon hat sich erstaunlic­h gut hineingefü­hlt in seine Protagonis­tin, schonungsl­os beschreibt er die körperlich­en und seelischen Veränderun­gen, die Jeanne erleidet. Auch dass sie gerade deshalb wilde Freude – so der Titel des Romans – empfinden kann: „Mein Körper war erschöpft, aber ich sog das Leben in mich ein.“

Diese neue Lebenslust hat sie auch der unerschütt­erlichen Brigitte zu verdanken, die Jeanne in ihre WG eingeladen hat, obwohl ihre Lebensgefä­hrtin Assia dagegen war. Und dann kommt noch die zerbrechli­ch wirkende Melody dazu. Ihretwegen lassen sich Jeanne, Brigitte und Assia auf einen gewagten Überfall ein, nur um zu spät zu begreifen, dass sie getäuscht wurden. Doch was tut Melodys Verrat noch zur Sache? Die Frauen haben zusammenge­halten und gewonnen. Sorj Chalandon sorgt dafür, dass die Leser mit Jeanne lachen und weinen können. Großartig.

dtv, 288 S., 22 ¤

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Sorj Chalandon: Wilde Freude

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