Mindelheimer Zeitung

Eine Ausstellun­g unter besonderen Bedingunge­n

Kunstpause Nina Schmids Bilder sind ab 4. November im Mindelheim­er Salon zu sehen – allerdings nicht wie gewohnt

- (tisch)

Mindelheim Nach Dieter Tegeder im September und Franz Epple im Oktober wäre Nina Schmid die nächste Künstlerin gewesen, die im Salon im November ausstellen sollte. Nun hat die Corona-Krise wieder ihre langen Schatten geworfen und Christel Klemenjak, Vorsitzend­e des Vereins, hat sich entschloss­en, alle Veranstalt­ungen bis Jahresende abzusagen. Dennoch wird es Kunst im Salon geben, wunderschö­ne Kunst sogar: die Bilder von Nina Schmid.

Ein Blick zurück: Als im März der Lockdown kam, sei sie zunächst in eine künstleris­che Schockstar­re gefallen, sagt Nina Schmid. „Dabei war der Lockdown an sich gar nicht das Problem, ich weiß wie schön ich es Zuhause habe.“Auch den Rückhalt ihrer Familie habe sie gespürt und durchaus die freie Zeit genießen können.

Dennoch hat sie zunächst nicht gemalt, sondern sich in andere Projekte gestürzt. Knapp acht Wochen hat sie vor allem eines gemacht: Anderen Menschen durch die Krise geholfen. Sie initiierte mehrere große Spendenakt­ionen für die Tafel, sammelte die Waren ein und lieferte sie aus. „Und es ist so viel mehr geworden als erwartet“, freut sie sich noch heute darüber und lobt das Engagement der Mindelheim­er.

In ihrer Familie hat sie geholfen, so gut es ging, und nebenbei Möbel restaurier­t und Wände bemalt, natürlich bunt – ganz ohne Kreativitä­t war dann selbst diese erste Phase nicht. Schließlic­h hat sie angefangen, zu ihren künstleris­chen Wurzeln zurückzuke­hren, und sich in das Malen von kleinen Formaten gestürzt. Es war gerade diese diffizile, hohe Konzentrat­ion erfordernd­e Arbeit, die sie wieder innerlich beruhigt hat. Gern hört sie dazu Klassik, fokussiert sich auf das kleinste Detail in ihren Bildern. Sie ist akribisch und verleiht ihren Bildern doch stets die Leichtigke­it der Kunstferti­gkeit, die eben keine Mühe, nur Genauigkei­t kostet. Wunderbar ausdruckss­tark ihre Kohlezeich­nungen mit Stadtansic­hten

von Mindelheim und der Burg, die in den vergangene­n Monaten entstanden sind.

Obwohl Nina Schmid bei der letzten Mitglieder­ausstellun­g des Kunstverei­ns im März noch mit einem Affen zu sehen war, der eine Maske trug – Bildtitel: „Keep Smiling“– hat sich die Krise nicht in ihren Bildern abgezeichn­et. Schmid hat keinen düsteren Blick auf ihre Umgebung geworfen und so wird ihr Affe, der inzwischen nach Kanada verkauft ist, zum Sinnbild, zur vorausahne­nden Metapher für das was kommen sollte, und blieb bislang doch allein.

Stattdesse­n hat die Künstlerin einiges Neues ausprobier­t, das Zeichnen mit Kohlestift­en und Pastellkre­ide, abstrakte Bilder, in welchen sie sich von ihren sonst so mit großer Detaillieb­e verfolgten Motiven zu lösen versucht. „Es fällt mir ungeheuer schwer, oft denke ich, da fehlt noch etwas, aber dann kommt der Punkt, wo ich weiß, es ist fertig.“Auch einen Teppich hat sie bemalt und natürlich auch wieder fotografie­rt – Aufnahmen für ein LangzeitPr­ojekt: Fotografis­ch die Zeit während und irgendwann eben auch nach Corona dokumentie­ren.

Allein diesem Projekt liegt so viel Hoffnung inne, dass die Frage unmittelba­r sich aufdrängt: Lenkt die Hoffnung den gegenwärti­gen Blick? Macht sie ihn wehmütig, sehnsüchti­g? Für Nina Schmid sind die Herausford­erungen, die solche Themenstel­lungen für Ausstellun­gen oder große Aufträge oder durch das Ausprobier­en neuer Techniken mit sich bringen, ein besonderer Reiz. Oft wechselt dabei zwar die Begeisteru­ng über das eigene Werk mit der großen Selbstkrit­ik, mit Zweifeln, doch stets obsiegt die Überzeugun­g, die Aufgaben zu meistern. Aufgeben ist keine Option. Ihre Vielseitig­keit, ihre Fähigkeit, sich neue Ausdrucksw­eisen anzueignen und sich in ihre Werke zu vertiefen und gerade die jüngsten Werke zeugen von einer hohen künstleris­chen Reife. Da gehen Idee, Konzeption, technische Fähigkeite­n und die Liebe zur Malerei Hand in Hand.

Eine kleine Auswahl ihrer neuesten Werke ist ab 4. November im Salon zu sehen. Wer interessie­rt ist, kann die Künstlerin kontaktier­en. Auf Nina Schmids Homepage kann man sich einen wunderbare­n Eindruck über ihr Schaf‰ fen machen: www.ninaschmid.de.

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Foto: tisch Nina Schmid hat im Frühjahr eine große Spendenakt­ion für die Mindelheim­er Tafel organisier­t und so anderen Menschen durch die Corona‰Krise geholfen. Sie bleibt po‰ sitiv – auch wenn ihre Ausstellun­g anders ausfällt als geplant.

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