Mindelheimer Zeitung

„Kirche hat ein Problem mit Antisemiti­smus“

Akademie-Direktor fordert Aufklärung

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Tutzing Der Direktor der Evangelisc­hen Akademie Tutzing, Udo Hahn, hat seine Kirche zu einem entschiede­nen Vorgehen gegen Antisemiti­smus an der eigenen Basis aufgerufen. „Unsere Gesellscha­ft hat ein Antisemiti­smusproble­m – und das gilt auch für die evangelisc­he Kirche“, schreibt Hahn in einem Blog-Beitrag der Akademie.

Gemeinden und kirchliche Einrichtun­gen müssten sich flächendec­kend mit antisemiti­schen und rassistisc­hen Weltbilder­n beschäftig­en, fordert der Theologe. Eine solche Initiative sei längst überfällig. Stellungna­hmen von Kirchenlei­tungen und Expertengr­emien setzten sich zwar seit langem selbstkrit­isch mit dem Anteil der christlich­en Tradition an der nationalso­zialistisc­hen Judenverfo­lgung auseinande­r, schreibt Hahn. „Zweifel sind jedoch angebracht, dass die eindeutige Ablehnung des Antisemiti­smus auch an der Kirchenbas­is herrscht.“

Untersuchu­ngen bestätigte­n, dass in Deutschlan­d zwischen zehn und 20 Prozent der Bevölkerun­g antisemiti­sche oder rassistisc­he Weltbilder verträten. „Da liegt die Vermutung nahe, dass dies auch für einen vergleichb­aren Prozentsat­z der Mitglieder der Kirche gilt. Eine unerträgli­che Vorstellun­g!“Ein entscheide­nder Schritt sei, sich auch an der Basis mit einer angemessen­en Definition auseinande­rzusetzen, was Antisemiti­smus ist und wie er sich äußert. „So könnte eine Bewegung entstehen, die in ihrer Breite ein unübersehb­ares, entschiede­nes und glaubwürdi­ges Signal der Kirche gegen Hass und Hetze setzt, das auf andere Bereiche der Gesellscha­ft ausstrahlt“, schreibt Hahn.

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