Alba, Bayern oder eine Überraschung?
Basketball Die Korbjäger starten in die schwierigste Saison ihrer Geschichte. Corona sorgt für viele Fragezeichen. Nur die Favoriten bleiben auch in Zeiten der Pandemie dieselben
Berlin Titelverteidiger Alba Berlin, Topfavorit Bayern München oder in Corona-Zeiten doch eine totale Überraschung? Die BasketballBundesliga startet mitten im TeilLockdown nicht nur in der Meisterfrage mit vielen Fragezeichen in die am Freitag beginnende Saison. „Es sieht so aus, als ob Alba und die Bayern die besten Chancen haben, die Meisterschaft zu gewinnen“, sagte Crailsheims Trainer Tuomas Iisalo in einer Umfrage. Allerdings schränkte der finnische Coach ein: „Doch die aktuelle Situation auf dem Globus bringt eine Menge Unsicherheit mit sich.“
Diese Unsicherheit wegen der Corona-Krise bekommen auch die Basketballer mit voller Wucht zu spüren. Der Ligastart war bereits wegen der Pandemie verlegt worden. Im vorgezogenen Pokal-Wettbewerb mussten seit Mitte Oktober zahlreiche Partien verschoben werden, weil es in mehreren Klubs Corona-Fälle gegeben hatte. Das Top Four, als erster Höhepunkt der Saison für Anfang November geplant, wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Besonders hart getroffen wurde Alba Berlin. Der Titelverteidiger verzeichnete sieben CoronaFälle im Team und dessen Umfeld und konnte nach zweiwöchiger Quarantäne erst am Montag erstmals wieder trainieren. „Es ist ein Überlebenskampf“, sagte Berlins
Geschäftsführer Marco Baldi im Interview bei sport1.de. „In dieser Saison gibt es so viele zusätzliche Variablen und Ungewissheiten, dass man nur schwer voraussagen kann, in welche Richtung das geht.“
Dennoch werden den beiden Schwergewichten der Liga die besten Chancen auf den Titelgewinn ausgerechnet. In der Umfrage tippten zwölf Coaches in der Meisterfrage auf die Münchner, zehn sehen die besten Chancen für Alba, die sich
Ende Juni beim Quarantäne-Turnier in München in den Endspielen gegen die MHP Riesen Ludwigsburg den Titel gesichert hatte. Mehrfachnennungen waren möglich. „Ich tippe auf Alba Berlin, weil sie ihr Team im Großen und Ganzen zusammengehalten haben“, sagte der frühere Nationalspieler Denis Wucherer von s.Oliver Würzburg. „Sie haben eine Menge Qualität und werden nicht schlechter spielen als im letzten Jahr.“Andere Trainer wie Johan Roijakkers von Brose Bamberg und Roel Moors von der BG Göttingen erklärten die Bayern zum Favoriten. „Weil sie durch ihre herausragende Marke und Organisation die besten Möglichkeiten haben, durch diese schwierige Zeit zu kommen“, begründete Gießens Ingo Freyer seine Wahl. Und in der Tat scheinen die Bayern ihre Lehren aus der titellosen Saison 2019/20 gezogen zu haben. Zwar verließen Stars wie die Nationalspieler Danilo
Barthel oder Maodo Lo den Verein, doch Geschäftsführer Marko Pesic hat mit seinem Team wieder eine starke Mannschaft geformt, die in der Euroleague mit Siegen gegen Top-Klubs wie Maccabi Tel Aviv oder Fenerbahce Istanbul für Furore gesorgt hat. Der neue Star an der Isar ist der Trainer. Nach einem Abstecher zu Partizan Belgrad ist der frühere Bamberg-Coach Andrea Trinchieri zurück in der Liga. „Es ist toll für die BBL, dass wir einen in ganz Europa so angesehenen Coach wieder in Deutschland begrüßen können“, sagte BBL-Geschäftsführer Stefan Holz. Der Liga-Chef ist zusammen mit dem Sportlichen Leiter Jens Staudenmayer in diesen Tagen ganz besonders gefordert.
Vor allem das Verbot von Zuschauern für den November trifft die Vereine hart. Doch eine Verschiebung des Saisonstarts kommt für die Bosse bislang nicht infrage. „Wir verfolgen Plan A so lange wie es geht“, antwortete Holz auf die entsprechende Frage. Und so werden Alba und Bayern an diesem Wochenende erst einmal als die großen Favoriten in die Saison mit 34 Spieltagen und den Play-offs starten. Die Sehnsucht nach einem anderen Meister ist in der Liga aber groß. „Ich hoffe, dass der Meister nicht aus Berlin oder München kommen wird“, sagte Oldenburgs Trainer Mladen Drijencic.
Albas Peyton Siva (l.) im Duell mit Wade Baldwin von Bayern München.