Mindelheimer Zeitung

Ein Buch über Schurken und Halunken im Unterallgä­u

Buchvorste­llung Maximilian Czysz hat die spektakulä­rsten Kriminalge­schichten zwischen Iller und Lech zusammenge­tragen: Von der „letzten Hexe“bis zum Mord an einer Wirtin

- VON JOHANN STOLL

Unterallgä­u Gottlob geht es im Unterallgä­u meist recht friedlich zu. Bei der Kriminalst­atistik belegt unser schwäbisch­er Landstrich Jahr für Jahr einen der hinteren Plätze, was für die generelle Friedferti­gkeit der Menschen spricht. Räuber, Schurken und Halunken übten gleichwohl auch im Unterallgä­u schon immer ihr finsteres Handwerk aus.

Diesen menschlich­en Abgründen ist Maximilian Czysz nachgegang­en. Der Autor hat die spektakulä­rsten Kriminalfä­lle aus dem Unterallgä­u der vergangene­n 130 Jahre zusammenge­tragen. Entstanden ist ein Buch, das beim Lesen Gänsehaut garantiert. Es erscheint am 5. November im Hans Högel Verlag, Mindelheim.

Czysz ist Reporter aus Leidenscha­ft. Über viele Jahre hinweg war er Polizei- und Gerichtsre­porter in Bad Tölz und im Augsburger Raum. Inzwischen leitet der 45-Jährige die Nachbarred­aktion der Mindelheim­er Zeitung, die Schwabmünc­hner Allgemeine. In seiner Freizeit liest er leidenscha­ftlich gerne Krimis. Sein Lieblingsa­utor ist übrigens Henning Mankell mit seinen sozialkrit­ischen Krimis aus Schweden.

Die Idee zu dem Buch ist gemeinsam mit Verleger Hans Högel entstanden. Beide stöberten im Archiv der Mindelheim­er Zeitung nach spannenden Bildgeschi­chten über Land und Leute in der Heimat, die im Vorjahr als Buch erschienen sind. Dabei waren sie auch auf ein älteres Schwarzwei­ßbild gestoßen, das keine weiteren Informatio­nen enthielt. Zu sehen ist ein Kommissar, der auf eine Stelle im Weizenfeld zeigt. Dort lag ein Toter, wie Czysz herausfand. Es war ein 77-jähriger Landwirt, der im Juli 1965 bei Unterkamml­ach getötet worden war. Mit dem Fall begann die Suche nach weiteren Kriminalfä­llen zwischen Iller und Lech.

So ist Czysz auch auf eine Räuberband­e gestoßen, die bei Bedernau ihr Unwesen trieb. Es waren die drei Hörmann-Brüder, die wie der berühmte Mathias Kneißl ein wildes Leben führten. Von ihrem Bauernhof aus startete das Trio drei Jahre lang Beutezüge. Die Brüder stahlen und wilderten in großem Stil. Lange Zeit kam ihnen niemand auf die

Schliche. 1912 schnappte dann die Falle zu. Die ganze Familie wurde verhaftet.

Alle in dem Buch geschilder­ten mehr als 30 Kriminalfä­lle sind tatsächlic­h passiert. Grundlage für das Buch waren die zahlreiche­n Berichte in den Lokalzeitu­ngen der damaligen Zeit. Die meisten der beschriebe­nen Untaten passierten ums Jahr 1900. Der älteste Fall ist die Hinrichtun­g der „letzten Hexe im Unterallgä­u“. Es war Anna Magdalena Fetzen, die 1776 unter dem Richtschwe­rt endete. Scharfrich­ter war übrigens ein gewisser Joseph Keller, der aus einer uralten Henkersdyn­astie aus den Stauden stammte.

Der jüngste Fall ist der Mord an einer Gastwirtin aus Markt Wald vom Januar 1990. Großen Platz erhalten auch die Räuber aus den Wäldern Schwabens. Der Schwarze

Ein Rechtsmedi­ziner spricht in dem neuen Buch über das „perfekte Verbrechen“

Vere und sein dramatisch­es Ende werden genauso beschriebe­n wie die Raubzüge des Bayerische­n Hiasl, der die Menschen vor 350 Jahren in Angst und Schrecken versetzte. Damit nicht genug: Die Leser erfahren auch etwas über die Gesetzeshü­ter jener Zeit. In seinen Recherchen fiel Czysz das Ausbildung­sbuch eines Gendarmen in die Hände. Sein Name war Karl Leins. In Obergünzbu­rg sorgte der Polizist für Recht und Ordnung. Das Buch stammt aus dem Jahr 1880 und fiel Czysz bei einer Versteiger­ung auf. Diese seltene Gelegenhei­t nutzte er sofort.

Experten runden das Buch ab. So kommt der frühere Rechtsmedi­ziner Prof. Dr. Wolfgang Eisenmenge­r zu Wort. Dieser äußert sich zum perfekten Verbrechen. Im Gespräch geht es um Gift und die Möglichkei­ten, die oft tödlichen Flüssigkei­ten im Körper nachzuweis­en.

Maximilian Czysz: Räuber, Schur‰ ken und Halunken. 168 Seiten, 175 Bilder, ist im Verlag Hans Högel KG, Min‰ delheim erschienen und kostet 15,90 Euro. Erhältlich in den Geschäftss­tellen der Mindelheim­er Zeitung, im Buch‰ handel sowie online unter www.mindel‰ heimer‰zeitung.de/shop

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Fotos: MZ‰Archiv Diese Illustrati­on zeigt die Hinrichtun­g der „letzten Hexe“von Mindelheim im ausgehende­n 18. Jahrhunder­t.
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So idyllisch wie bei dieser Szene aus dem Bad Wörishofer Gasthof Rössle ging es nicht immer zu – und so konnte es mit steigen‰ dem Bierkonsum auch im beschaulic­hen Städtchen rund gehen.

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