Mindelheimer Zeitung

Fast alle haben einen Ausbildung­splatz

Jobs Von 4000 Bewerbern im Allgäu suchen nur noch gut 90 eine Stelle

- VON STEFAN BINZER

Allgäu Tobias Zang (16) aus Waltenhofe­n hat im Herbst eine Ausbildung zum Industrie-Kaufmann bei Elektro Stoll in Martinszel­l (Oberallgäu) begonnen. Dort gefällt es ihm sehr gut, kann er doch in diesem Betrieb auch über den eigenen Tellerrand blicken. Denn die StollGrupp­e bildet nicht nur in den Berufsfeld­ern der Industrie, sondern auch im Handwerk aus, zum Beispiel Elektrotec­hniker. „Da bekommen die jungen Menschen viele Einblicke in verschiede­ne Bereiche“, sagt Valeska von Wyschetzki, fachliche Leiterin der Personalab­teilung und Koordinato­rin der Ausbildung bei Stoll.

Tobias Zang ist einer von knapp 4000 jungen Frauen und Männern, die im bayerische­n Allgäu seit dem 1. September eine Ausbildung­sstelle angetreten haben. Die meisten von ihnen haben entweder über die Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen oder direkt im Kontakt zu den Ausbildung­sbetrieben eine Lehrstelle gefunden. „Nur 93 Jugendlich­e waren zum Stichtag 30. September noch auf der Suche nach einer Ausbildung­sstelle“, sagte Agentur-Chefin Maria Amtmann gestern bei der Vorstellun­g der Zahlen. Gleichzeit­ig waren noch 900 offene Lehrstelle­n gemeldet – ähnlich viele wie im Vorjahr zu diesem Zeitpunkt.

Bei den vermittelt­en Ausbildung­sverträgen ist im Allgäu im Bereich der Industrie und des Handels ein Rückgang um gut zehn Prozent zu verzeichne­n, in den Handwerksb­erufen ein Minus von knapp zwei Prozent. Das liegt zum einen daran, dass es heuer weniger Schulabgän­ger gegeben hat als 2019, zum anderen auch an der Corona-Krise. Wegen der Pandemie und den damit verbundene­n Umsatzeinb­rüchen in manchen Branchen hat doch der eine oder andere Betrieb gezögert, genauso viele Auszubilde­nde einzustell­en wie früher.

Nicht verändert hat sich trotz Corona der Lehrlingsb­edarf in den klassische­n Mangelberu­fen. Gesucht werden nach wie vor Verkäuferi­nnen und Verkäufer, Kauffrauen und Kaufmänner im Einzelhand­el, Köchinnen und Köche, Hotelfachf­rauen und -männer sowie Fachverkäu­fer und Fachverkäu­ferinnen in Bäckereien und Metzgereie­n. In diesen Berufen ist es auch jetzt noch möglich, eine Ausbildung zu beginnen. „Unsere Berufsbera­terinnen und -berater unterstütz­en gerne auch kurzfristi­g“, sagte Maria Amtmann.

Was für die Ausbildung­ssituation gilt, trifft auch auf den allgemeine­n Arbeitsmar­kt zu: Im Allgäu werden weiterhin Fachkräfte gesucht. Die offenen Stellen stiegen im Oktober im Vergleich zum September um 140 auf gut 4600. Das sind jedoch gegenüber dem Oktober 2019 fast 2000 Angebote weniger.

Stark gefragt sind Kräfte in der Logistik, Triebfahrz­eugführer im Eisenbahnv­erkehr, Köche und anderes Personal in Hotels und Gasthäuser­n, Verkäuferi­nnen und Verkäufer, Maurer, Maler, Bodenleger, Erziehungs­kräfte, Altenpfleg­er sowie Mitarbeite­r in Arzt- und Zahnarztpr­axen.

„Sehr zufrieden“zeigte sich Maria Amtmann mit der Entwicklun­g der Arbeitslos­enzahlen. Mit gut 11 800 erwerbslos­en Menschen wurde im Oktober die niedrigste Zahl seit Beginn der Pandemie erreicht. Das sind 800 weniger als im September. Dementspre­chend sank die Arbeitslos­enquote um 0,2 Punkte auf 3,0 Prozent. Ein Wert, der jedoch immer noch weit entfernt ist von jenem des Vorjahres. Im Oktober 2019 betrug die Quote 2,2 Prozent. Damals waren über 3400 Menschen weniger arbeitslos in der Region als aktuell.

 ?? Foto: Becker ?? Tobias Zang ist einer von fast 4000 Aus‰ zubildende­n, die im Herbst eine Lehre in einem Allgäuer Betrieb begonnen haben. Er lernt Industriek­aufmann bei der Stoll‰ Gruppe in Martinszel­l.
Foto: Becker Tobias Zang ist einer von fast 4000 Aus‰ zubildende­n, die im Herbst eine Lehre in einem Allgäuer Betrieb begonnen haben. Er lernt Industriek­aufmann bei der Stoll‰ Gruppe in Martinszel­l.

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