Die Volkshochschule in bewegten Zeiten
Pandemie II Renate Deffner und Simone Döhl haben festgestellt, wie wichtig die Gemeinschaft für Kursteilnehmer ist
Mindelheim Wer mit Renate Deffner spricht, merkt sofort, dass ihr die Volkshochschule eine Herzensangelegenheit ist. Sie leitet die Volkshochschulen im Landkreis Unterallgäu, die Mitglied im bayerischen Volkshochschulverband sind und Erwachsenenbildung ist ihr Ding, könnte man salopp formulieren. „Wir sind hier alle Überzeugungstäter und -täterinnen“, sagt Deffner. „Wir machen das, weil wir denken, dass es ein wichtiger Beitrag zu unserer Gesellschaft ist.“Gerade im Frühjahr, als der Lockdown so plötzlich das Leben aller beeinflusste, hätten sie alle gespürt, wie wichtig sie doch für die Gemeinschaft waren.
Simone Döhl, pädagogische Mitarbeiterin, stellvertretende Geschäftsführerin und Leiterin der VHS in Bad Wörishofen, erzählt, dass sie viele Anrufe bekommen habe, wann und wie es denn weitergeht, aber vor allem Worte der Anteilnahme. „Die Leute wollten oft auch wissen, wie es den Dozenten und anderen Kursteilnehmenden geht. Es geht eben ganz oft auch um die Treffen, die Gemeinschaft.“
Erfreulich ist diese Bestätigung allemal. Auch die große Solidarität hätte sie mehr als begeistert. So haben die Kursteilnehmer nicht auf die Rückzahlung der Kursgebühren gedrängt, sondern sich stattdessen bedankt für das Engagement auch in der Krise: „Wir hatten von Beginn an die Telefonleitungen immer offen und wir haben immer versucht, Ansprechpartner zu bleiben und schnellstmöglich nach Lösungen zu suchen“, erzählt Deffner. Gleichwohl seien sie alle an die Grenzen ihrer Kapazitäten gekommen.
Die Herausforderungen, in dieser unsicheren Zeit dennoch ein neues Programm auf die Beine zu stellen, mit einem ausreichenden Hygienekonzept, der Suche nach größeren Räumen, dem Teilen der Kurse und Online-Alternativen für Fälle wie den jetzigen Lockdown, war außerordentlich. „Viele Kursteilnehmende wollten gar nicht, dass die Kurse geteilt werden, die möchten einander gern sehen“, sagt Döhl. Es kommt also nicht von Ungefähr, dass das neue Programm unter dem Motto steht: „Einander begegnen.“
Deffner sieht das ohnehin als grundsätzliches Motto der VHS, einen Raum zu schaffen, in dem sich die Menschen begegnen können. „Unsere Gesellschaft spaltet sich immer weiter auf, das zeigt die Krise ganz deutlich. Wir haben uns nach längeren Diskussionen bewusst dagegen entschieden, dem Vorschub zu leisten, indem wir beispielsweise eine Diskussion zum Thema CoronaMaßnahmen organisieren“, sagt sie. „Unser Bildungsangebot soll dazu dienen, dass Menschen auch mit unterschiedlicher Meinung über ein anderes, neutrales Thema miteinander im Dialog bleiben, um die Spaltung nicht noch weiter voranzutreiben.“
Auch das Onlineangebot wurde parallel immer weiter ausgebaut. Viele Dozenten haben etwa die internen Weiterbildungen für den Bereich „Digitales Lernen“gern genutzt, um ihre Kurse nun auch online anbieten zu können. „Wir wollen für alle ein Angebot bieten, wir wollen niemanden ausgrenzen. Die Kursgebühren anzuheben, um die Kurse zu finanzieren, das wäre die allerletzte Schraube, an der wir drehen wollen. Vorerst bleibt alles wie es ist“, sagt Deffner. Des Weiteren freut sich die Volkshochschule immer über neue Ideen für Kurse sowie über Menschen, die Freude daran haben, andere an ihrem Können oder an der Begeisterung für das eigene Hobby teilhaben zu lassen. Alle Kurse sowie weitere aktuelle Informationen finden sich im Herbst-Katalog und unter www.vhs-ua.de. Die VHS-Büros sind in den Herbstferien geschlossen.