Mindelheimer Zeitung

Mehr Fördergeld, aber auch mehr Kosten

Finanzen Kirchheim erhält 3,2 Millionen Euro aus der Städtebauf­örderung für den Umbau des Gasthofs zum Adler. Im Vergleich zum Vorentwurf sind allerdings auch die Kosten für das außergewöh­nliche Projekt deutlich gestiegen

- VON MELANIE LIPPL

Kirchheim Was lange währt, wird endlich gut“– so betitelt Kirchheims Bürgermeis­terin Susanne Fischer das jüngste Treffen in kleiner Runde zum Gasthof Adler. Wie berichtet, soll die Gaststätte zu einem Bürger- und Kulturzent­rum umgebaut und erweitert werden. In einem Bürgerents­cheid Anfang des Jahres hatte sich die Mehrheit der Kirchheime­r für das Projekt ausgesproc­hen. Doch ohne Förderung ist es für den Markt nicht zu stemmen – zumal nach der detaillier­ten Planung jetzt klar ist: Es wird deutlich teurer als noch im Vorentwurf gedacht.

3,5 Millionen Euro hatte das Architekte­nteam Anja Spillner, Klaus Noichl und Angelika Blüml noch vor dem Bürgerents­cheid als ungefähre Summe für den Um- und Anbau angegeben – mit dem Hinweis, dass es sich dabei um einen Vorentwurf handle und die detaillier­te Aufstellun­g erst erfolgen könne, wenn die Fachplaner, etwa für Heizung, Lüftung oder Statik den Altbau genauer unter die Lupe genommen hätten.

Seit mehr als dreieinhal­b Jahren arbeiten Markträte und Vereine an einem Konzept für den denkmalges­chützten Gasthof zum Adler: Dort soll ein Bürger- und Kulturzent­rum mit Probelokal für Theater-, Musikund Schützenve­reine entstehen sowie eine Begegnungs­stätte für alle Bürger. Jetzt, nach ausführlic­her Untersuchu­ng und Feinplanun­g aller Fachplaner sowie der Abstimmung mit den beteiligte­n Vereinen, stehen Kosten von insgesamt 5,5 Millionen Euro für das Projekt im Raum.

Rund 3,5 Millionen Euro davon sind nach Angaben von Architekti­n Anja Spillner reine Baukosten. Allein ein Viertel der Gesamtkost­en mache die Haustechni­k – also Lüftung, Heizung, Sanitär und Elektro – aus. Dazu kommen rund zwei Millionen Euro für Baunebenko­sten, also Honorare und Gutachten, sowie für die Ausstattun­g und Möblierung der Räume. Dazu gehören etwa die Theaterbüh­ne, Umkleiden, die Gaststätte­nküche, eine Sitzecke für die Schützen, aber auch Kleinteili­geres wie Vorhänge. „Das Einzige, das nicht drin ist, sind die Gläser für die Gaststätte“, so die Architekti­n augenzwink­ernd. Neben den Gebäudekos­ten seien auch die Außenanlag­en schon einberechn­et.

Das Nebengebäu­de, der Neubau, sei auf den Punkt gerechnet worden, erklärt Anja Spillner. Der Umbau des denkmalges­chützten Altbaus hingegen komme doch teurer als im Vorentwurf angesetzt. Man sei den Wünschen der Nutzer und der Gemeinde nachgekomm­en. Und, so betont Spillner: „Wir planen keine Minimalvar­iante, sondern qualitativ optimal und langfristi­g gedacht.“

Auch wenn der Umbau um rund zwei Millionen Euro teurer werden soll als ursprüngli­ch gedacht, ist die Architekti­n dennoch gelassen, was die Kosten betrifft: Förderbesc­heide von sechs weiteren Zuschussge­bern werden für das Adler-Projekt zusätzlich erwartet, unter anderem vom Bayerische­n Kulturfond­s und der Diözese Augsburg. Ziel sei es, nach wie vor deutlich unter zwei

Millionen Euro Eigenantei­l für den Markt Kirchheim zu bleiben.

Von der Städtebauf­örderung gab es jetzt eine Zusage über 3,2 Millionen Euro. Klaus Holetschek, Staatssekr­etär im Gesundheit­sministeri­um, übergab Bürgermeis­terin Susanne Fischer im Auftrag des Bauministe­riums die symbolisch­e Fördertafe­l dazu. Die anfänglich für Kirchheim bereitgest­ellten Städtebauf­örderungsm­ittel von 2,5 Millionen Euro erhöhen sich damit um 700.000 Euro. Das Geld stammt aus der Initiative „Innen statt Außen“, die Gemeinden beim Flächenspa­ren, dem Erhalt ortsbildpr­ägender Gebäude und einer nachhaltig­en städtebaul­ichen Entwicklun­g unterstütz­t. „Bei der Städtebauf­örderung geht es darum, die Ortschafte­n so zu gestalten, dass ihre Bewohner dort gut und gerne leben können“, so Holetschek. „Die Ortskerne unserer Städte, Dörfer und Märkte sollen lebendige, attraktive Lebensmitt­elpunkte bleiben.“Der Umbau des Gasthofs Adler sei dafür ein tolles Beispiel, weil damit Heimat erhalten und verbessert werde.

Landtagsab­geordneter Franz Josef Pschierer sprach den Bürgerents­cheid an, in dem sich die Kirchheime­r intensiv mit dem Projekt beschäftig­t und sich mit großer Mehrheit dafür ausgesproc­hen hätten. 79Prozent hatten sich bei der Abstimmung im Februar für den Umbau ausgesproc­hen. „Die Dorfgemein­schaft wird der große Gewinner dieser Baumaßnahm­e sein“, glaubt Pschierer. Bürgermeis­terin Susanne Fischer hat zudem den Eindruck, dass durch das Adler-Projekt „eine starke Gemeinscha­ft entstanden ist, die darauf wartet, in die Umsetzung zu gehen“.

 ?? Foto: Hampp/Photoarts Kirchheim ?? Freude über den Zuschuss für den Umbau des Gasthofs zum Adler bei (von links) Staatssekr­etär Klaus Holetschek, Architekti­n Anja Spillner, Abgeordnet­em Franz Josef Pschierer und Bürgermeis­terin Susanne Fischer.
Foto: Hampp/Photoarts Kirchheim Freude über den Zuschuss für den Umbau des Gasthofs zum Adler bei (von links) Staatssekr­etär Klaus Holetschek, Architekti­n Anja Spillner, Abgeordnet­em Franz Josef Pschierer und Bürgermeis­terin Susanne Fischer.

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