Mindelheimer Zeitung

Jedes Blut ist gleich viel wert

- VON SARAH RITSCHEL sari@augsburger‰allgemeine.de

Für menschlich­es Blut gibt es keinen künstliche­n Ersatz. Deshalb sind Kranke und Verletzte so auf Spender angewiesen. In Corona-Zeiten stand die Blutversor­gung mehrmals Spitz auf Knopf – vor allem in den Monaten, als die Kliniken Operatione­n nachholten, die wegen der ersten Corona-Welle verschoben worden waren. Gleichzeit­ig werden aber ganze Gesellscha­ftsgruppen von der Blutspende ausgeschlo­ssen. Das passt nicht zusammen. Hier sollte man genauer differenzi­eren.

Dass Menschen mit medizinisc­h relevanten Vorerkrank­ungen ihr Blut nicht spenden dürfen, ist begründbar. Personen ab 73 Jahren scheiden aus, weil ihr Organismus über Gebühr von einer Spende belastet würde. Dass aber schwule und bisexuelle Männer allein wegen ihrer sexuellen Orientieru­ng nur dann spenden dürfen, wenn sie ein Jahr lang enthaltsam lebten, ist diskrimini­erend.

Die Regel gilt in ganz Deutschlan­d und ist begründet mit der Gefahr der Aids-Übertragun­g. Doch das Gesetz unterstell­t homosexuel­len Männern, dass sie in ihrem Liebeslebe­n völlig verantwort­ungslos agieren. Gerade prüft der Bundestag, ob die Zurückstel­lung auf vier Monate verkürzt werden kann. Das ist immerhin ein Anfang.

Aber warum sollte nicht jeder, der medizinisc­h dazu in der Lage ist und sich durch eine Blutabnahm­e nicht selbst gefährdet, spenden dürfen? Ob sein Blut geeignet ist, kann im Nachhinein genau geprüft werden. Das würde den Mangel an Blutspende­n endlich reduzieren – und Vorurteile auch.

Lesen Sie dazu auch „Blutspende­r sind verunsiche­rt“auf der zweiten Bayern-Seite.

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