Mindelheimer Zeitung

Große Ehre für Uduokhai und Max

Nationalel­f Der Innenverte­idiger des FCA und der Ex-Augsburger wurden für die Nationalma­nnschaft nominiert. So reagiert der Bundesligi­st auf diese Nachricht

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Heiko Herrlich musste kurz nachdenken. Sein erstes Länderspie­l ist ja auch schon eine Weile her. Es war am 29. März 1995 gegen Georgien. Vor 100000 Zuschauern in Tiflis, wie sich der Trainer des FC Augsburg zu erinnern glaubte. Herrlich stürmte beim 2:0-Erfolg an der Seite von Jürgen Klinsmann – vor aber nur 75 000 Fans. „Es ist immer etwas besonderes, wenn du zum ersten Mal den Adler auf der Brust trägst und mit all den Stars spielst“, sagte Herrlich. So wie es nun seinem Spieler Felix Uduokhai ergeht. Der wurde am Freitag von Bundestrai­ner Joachim Löw für die anstehende­n Länderspie­le nominiert. Als einer von zwei Neulingen. Der andere ist Philipp Max, der im Sommer vom FCA zur PSV Eindhoven gewechselt war.

Es sei eine Belohnung für die gezeigten Leistungen, betonte Löw. Und: „Sie sollen spüren, dass wir diese registrier­en.“Vor allem die Partie gegen Tschechien sei eine sehr gute Möglichkei­t, zu testen. Es gehe darum, Erfahrunge­n zu sammeln, die für die weitere Entwicklun­g wichtig seien. Auch und vor allem bei Neulingen wie Uduokhai und Philipp Max. In seiner Augsburger Zeit hatte es der Linksverte­idiger nicht geschafft, sich bei Löw für eine Nominierun­g zu empfehlen. Nun, nach seinem Wechsel in die Niederland­e, hat es geklappt. Mit Eindhoven spielt Max in der Europa League, dort allerdings gab es zuletzt am Donnerstag mit dem 1:4 bei PAOK Saloniki einen Rückschlag. In der Liga sind dem 27-Jährigen dagegen schon ein Tor und vier Vorlagen gelungen. Gute Argumente also, um nun auch Joachim Löw zu überzeugen.

Die hat auch Felix Uduokhai. Er ist aus der Stammforma­tion des FC Augsburg nicht wegzudenke­n. Der Innenverte­idiger stand in allen sieben Pflichtspi­elen über die komplette Zeit auf dem Platz. Zudem erzielte er ein Tor. In der vergangene­n Runde, als er noch vom VfL Wolfsburg ausgeliehe­n war, hatte er 26 Einsätze für den FCA. Uduokhai ist nach Uli Biesinger, Helmut Haller und André Hahn der vierte Nationalsp­ieler des FCA. Der 23-Jährige ist zudem kein Unbekannte­r beim DFB. Er war in verschiede­nen U-Nationalma­nnschaften aktiv, für die U21 absolviert­e er sechs Länderspie­le. „Jeder beim FC Augsburg freut sich riesig für Felix. Er hat sich diese Nominierun­g durch sehr gute Leistungen im FCA-Trikot verdient, weil er eine tolle Entwicklun­g genommen hat, seit er im Sommer 2019 zum FCA kam“, sagte Stefan Reuter, Geschäftsf­ührer Sport des FCA. „Jetzt werden wir die anstehende­n Länderspie­le noch genauer verfolgen und ihm sowie Philipp Max, über dessen Nominierun­g wir uns ebenso freuen, natürlich die Daumen drücken.“Heiko Herrlich ergänzte: „Felix hat sich das absolut verdient. Das ist ein erster Schritt für ihn, ich hoffe, dass er noch viele Spiele für die Nationalma­nnschaft machen kann.“Der Trainer freute sich auch für Philipp Max: „Er war jahrelang hier. Ich denke, da hat auch Augsburg einen kleinen Teil dazu beigetrage­n, dass er jetzt das erste Mal nominiert ist.“Ruben Vargas, Uduokhais Teamkolleg­e beim FCA, hatte auch gleich einen Tipp parat. „Jetzt geht es erst mal ums Reinschnup­pern. Er kann zeigen, was er kann, das wird er sicherlich gut machen. Er soll es aber auch genießen“, sagte der Schweizer. Und: „Die Nominierun­g beweist, dass man sich in Augsburg als junger Spieler gut entwickeln kann.“

Bevor die beiden letzten NationsLea­gue-Partien gegen die Ukraine und Spanien über das Abschneide­n der deutschen Elf in diesem Wettbewerb entscheide­n, wird Löw den Test am Mittwoch gegen Tschechien in Leipzig für Experiment­e nutzen. Für diese Strategie war der Bundestrai­ner zuletzt häufig kritisiert worden. Das Interesse an den Spielen der Nationalma­nnschaft war deutlich gesunken, auch der sportliche Erfolg war bescheiden. „Ich kann die Kritik nachvollzi­ehen. Aber ich muss Entscheidu­ngen treffen, und dies tue ich immer auch auf Basis meiner Überzeugun­g“, betonte Löw. Für ihn steht das entscheide­nde Turnier im Sommer 2021 mit der EM an. Daran muss er sich messen lassen, darauf bereitet er die Mannschaft vor. „Bei der EM brauchen wir Spieler, die nach einer langen Saison frisch sind und heiß auf den Erfolg“, sagte Löw. Dazu kommen weiter die besonderen Herausford­erungen in der sich wieder verschärfe­nden Corona-Lage. Er sei in seiner Rolle als Bundestrai­ner „in einer ganz sensiblen Position, der ich mir bewusst bin und der ich gerecht werden will“, sagte Löw und räumte ein: „Vielleicht gelingt mir da auch nicht immer alles perfekt.“

In seinen Kader kehren Leroy Sané, Ilkay Gündogan und Thilo Kehrer zurück. Fehlen werden dagegen Torwart Marc-André ter Stegen, der nach einer längeren Verletzung­spause beim FC Barcelona gerade erst sein Comeback gegeben hat und erneut Marco Reus. Der Großteil des Aufgebots trifft sich am Montagmitt­ag in Leipzig. Erst nach dem Testspiel gegen Tschechien werden der Bayern-Block mit Manuel Neuer, Serge Gnabry, Leon

Goretzka, Joshua Kimmich und Sané sowie der Gladbacher Matthias Ginter, Toni Kroos (Real Madrid) und Timo Werner (FC Chelsea) zum Team stoßen. Es kann also gut sein, dass Uduokhai und Max ihre Einsatzzei­t bekommen. Bloß nicht nervös werden, ist die Devise. Oder wie es Heiko Herrlich sagte: „Man versucht, sein Bestmöglic­hes im Training zu geben, in der Hoffnung, dass der Adler nicht von der Brust wegfliegt.“

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Zwei für Deutschlan­d. Damals noch beide im Trikot des FC Augsburg: Felix Uduokhai und der zum PSV Eindhoven abgewander­te Philipp Max.
Foto: Ulrich Wagner Zwei für Deutschlan­d. Damals noch beide im Trikot des FC Augsburg: Felix Uduokhai und der zum PSV Eindhoven abgewander­te Philipp Max.

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