Auch ohne Fußball ist der Weltmeister glücklich
Fußball Vor 30 Jahren schoss Andreas Brehme Deutschland zum WM-Sieg. Ein Titel, mit dem man ihn ewig verbindet
München Nein, es zieht Andreas Brehme nicht zurück ins Fußballgeschäft. Mehrfach betont der Weltmeister von 1990, wie zufrieden er mit seinem aktuellen Leben ist. Morgens steht Brehme oft sehr früh auf, „so halb sieben, sieben“, dann macht er eine Fahrradtour. Außerdem sei er an einer Firma beteiligt. Und wenn Brehme nicht in München ist, dann lebt er „bestimmt fünf, sechs Monate“im Jahr in Bardolino am Gardasee. „Jede freie Minute, die ich Zeit habe, bin ich weg über den Brenner“, erzählt er. Er hätte dort auch gerne seinen 60. Geburtstag an diesem Montag verbracht. Aber dann kam Corona und nun plant Brehme: „Überhaupt nix.“
Wer sich mit Andreas Brehme unterhält, kommt zwangsläufig auf den 8. Juli 1990 im Olympiastadion in Rom zu sprechen – und wie ein einziger Schuss ein Leben prägen kann. Das WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien ist fast vorbei, als die DFB-Auswahl einen Foulelfmeter zugesprochen bekommt. Weil Lothar Matthäus sich in seinen neuen Schuhen nicht wohlfühlt, tritt Brehme an. „Tja, an diesem einen Schuss, meine Damen und Herren, kann der Weltmeistertitel für die deutsche Mannschaft hängen“, sagt der TV-Kommentator Gerd Rubenbauer. Die Zuschauer
bangen und pfeifen, Brehme schaut nur auf den Ball. „Er kann mit links und kann mit rechts“, sagt Rubenbauer.
Im argentinischen Tor steht Sergio Goycochea, „ein Elfmeterkiller“, wie Co-Kommentator KarlHeinz Rummenigge weiß, zuvor hatte der Keeper schon mehrere Elfmeter bei dieser WM pariert. Aber nicht den von Brehme. Der damals 29-Jährige schießt mit rechts flach ins linke Eck, keine Chance für Goycochea. „Goycochea wusste alles!
Nur halten konnte er ihn nicht“, jubelt Rubenbauer. Wenige Minuten später ist Deutschland Weltmeister. Und das Leben von Andreas Brehme verändert sich.
Noch heute wird Brehme darauf angesprochen. Aber es stört ihn nicht. Er freut sich, welchen Einfluss ein Tor haben kann. Seine Karriere nach der Karriere verläuft deutlich weniger spektakulär. Nach Trainerjobs in Kaiserslautern, Unterhaching und Stuttgart ist es ruhig um ihn geworden.