Mindelheimer Zeitung

Mein Kind ist eine Nervensäge

- Veronika, Journalist­in, ein Sohn (5), Tochter (7) Sarah, Pferdewirt­in, ein Sohn (6)

„Maaamaaaa, ich muss dir was ganz Wichtiges sagen …“„Mamaaaa, weißt du eigent‰ lich…“, dass in China ein Reissack umgefallen ist? „Mama, Mama, Mamaaaaaa!“Es wäre so schön, wenn Ihr Kind einfach seine zuckersüße Klappe halten könnte. Aber es quasselt ohne Punkt und Komma, fordert immer die ganze Aufmerksam­keit. Ihr Kind meint es nicht böse, das ist Ihnen klar. Aber was macht man mit so einer kleinen Nervensäge?

7.15 Uhr. „Mama, wieso müssen Menschen schlafen? Wieso ist es nachts dunkel? Und warum müssen Kinder in den Kindergart­en und Erwachsene ins Büro?“Mein Sohn ist aufgewacht. Gott sei Dank bin ich kein Morgenmuff­el. Der Kleine hat rote Punkte auf dem Bauch, ich vermute Windpocken. Drei Stunden später, gefühlte hundert Fragen später, löchert er den Arzt: „Wer ist hier der Chef? Wer der Ober-Chef? Wer war der erste Arzt der Welt?“Um 22 Uhr ist er immer noch wach, Windpocken hat er keine: „Mama, warum bist du denn müde? Du arbeitest doch nicht wie Papa im Büro …!“Ja, mein Sohn ist eine Nervensäge. Eine riesengroß­e. Und das sage ich auch jedem, der es nicht hören will. Ich liebe mein Kind heiß und innig. Aber manchmal ist es einfach genug. Ich bin auch nur ein Mensch. Und nicht nur eine Mutter. Aber ich weiß: Kinder müssen so sein. Sie sind nicht diese Engel, von denen diese verstrahlt­en Mütter einem vorschwärm­en. Wie gut kann ich heute meinen Vater verstehen, der zu mir früher sagte: „Du warst so süß – als du noch nicht sprechen konntest!“

Meinem Kind fällt es oft schwer, sich allein zu beschäftig­en beziehungs­weise den Anfang ins Spiel zu finden ... Wenn er mal drin ist, ist alles super. Dann kann ich Wäsche aufhängen oder die Spülmaschi­ne ausräumen. Er dreht aber dann voll auf, wenn ich etwas tue und er nicht die volle Aufmerksam­keit bekommt. Sofort geht es los:

„Mama, spielst du was mit mir? Holst du mir ein Buch? Hörst du die CD bitte mit mir an? Mami, hilfst du mir ganz kurz, ich finde die Huibuh-CD nicht?“Die liegt zwar vor ihm, aber er will sie im Moment nicht finden. Ich mache ihm dann schon klar, dass ich gerne die Zeit mit ihm verbringe, aber dass ich nicht immer als Spielkamer­ad für ihn da sein kann. Wir machen dann Zeiten aus: Ich bekomme noch eine halbe Stunde für den Haushalt und dann lesen wir ein Buch. Dann gibt meine kleine Nervensäge meistens Ruhe.

Auch Sie haben eine Erziehungs­frage? Schreiben Sie an Familie@augsburger-allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von Doris Wegner und Stefanie Wirsching, Autorinnen des Buches „Supermütte­r“(www.augsburger­allgemeine.de/shop).

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