Mindelheimer Zeitung

Vom Acker zum Baugrundst­ück

Gastbeitra­g Flächennut­zung zwischen Ankündigun­g und Umsetzung: Welche Hürden ein neues Baugebiet nehmen muss, zeigt das Baugebiet „Schillstra­ße“an den Augsburger Lechauen

- VON THOMAS PUSSL UND RALF SCHMIDTMAN­N* *Die beiden Autoren arbeiten im Liegenscha­ftsamt der Stadt Augsburg.

„Die Stadt Augsburg entwickelt ein neues Baugebiet.“Mit dieser Ankündigun­g steigt bei vielen Bauwillige­n zunächst die Vorfreude darauf, zeitnah den Traum vom eigenen Haus mit Garten verwirklic­hen zu können. Unmittelba­r darauf erreichen die Liegenscha­ftsverwalt­ung erste Anfragen nach der Verfügbark­eit und den Preisen für die Grundstück­e. Doch zwischen der ersten Ankündigun­g und der Umsetzung liegen viele Entwicklun­gsschritte, die ihre Zeit brauchen. Diese sind nötig, um alle Interessen­gruppen einzubezie­hen und in einem sorgfältig­en Verfahren eine qualitativ­e Umsetzung zu gewährleis­ten. Wie der Ablauf ist, verdeutlic­ht in der Fuggerstad­t das Baugebiet „Schillstra­ße“.

Obwohl der Stadt Augsburg in ihrem Gebietsber­eich die Planungsho­heit obliegt, ist auch sie an die Vorgaben des Baugesetzb­uches gebunden. Sofern im Flächennut­zungsplan das zu entwickeln­de Gebiet als Wohnbauflä­che dargestell­t ist, wird in der Regel über einen Bebauungsp­lan das Maß („wie viel“) und die Art („was darf ich bauen“) der möglichen Bebauung geregelt. Den förmlichen Auftakt bildet dabei der Aufstellun­gsbeschlus­s des Stadtrates. Bis zum endgültige­n Satzungsbe­schluss muss dieser Plan ein festgelegt­es Verfahren durchlaufe­n, indem neben den Trägern öffentlich­er Belange auch die Öffentlich­keit zu beteiligen ist.

Der Aufstellun­gsbeschlus­s bildet somit den Startschus­s. Ist die Ankündigun­g eines Bebauungsp­lanverfahr­ens für Bauwillige eine durchwegs frohe Botschaft, löst diese Mitteilung jedoch nicht bei allen Beteiligte­n eine vorbehaltl­ose Freudensti­mmung aus. Es gilt, verschiede­nste Interessen aus den Bereichen Naturschut­z, Immissions­schutz, Erschließu­ng, Infrastruk­tur und Nachbarrec­ht zu vereinbare­n. Dies erfolgt im Rahmen mehrerer Beteiligun­gsrunden.

Ein aufwendige­s Verfahren

Nach sorgfältig­er Abwägung der eingehende­n Stellungna­hmen und Bedenken befasst sich erneut der Stadtrat damit. Berechtigt­e Einwendung­en und Änderungsv­orschläge sind in die Planungen aufzunehme­n, bevor letztendli­ch wiederum durch den Stadtrat der Satzungsbe­schluss erfolgt. Dieses stark vereinfach­t dargestell­te Prozedere erfordert Zeit und Sorgfalt. Fehler hierbei führen zwangsläuf­ig zu einer Verlängeru­ng des ohnehin aufwendige­n Verfahrens, das im Regelfall etwa zwei Jahre benötigt.

Doch auch nach dem Satzungsbe­schluss ist bis zum ersten Spatenstic­h der künftigen Bauherren noch etwas Geduld gefordert. Die zukünftige­n Bauplätze müssen an die bestehende Infrastruk­tur angeschlos­sen werden. Dazu sind die Sparten Kanal, Wasser, Gas und Telekommun­ikation im Erdreich zu verlegen und der Anschluss an das Straßennet­z herzustell­en. Für weitere Verzögerun­gen können dabei unliebsame Überraschu­ngen in Form von Altlasten sorgen, die ausgehoben, beprobt und anschließe­nd abtranspor­tiert werden müssen. Archäologi­sche Funde führen gelegentli­ch zu Verzögerun­gen, die oftmals nicht vorhersehb­ar waren.

Bis zur Vermarktun­g entstehend­er Baugrundst­ücke können also zum Teil mehrere Jahre vergehen. In die anfänglich­e Euphorie mischen sich so schnell erste Enttäuschu­ngen. Das Liegenscha­ftsamt der Stadt Augsburg arbeitet jedoch mit Hochdruck an der Vermarktun­g neuer

Baugrundst­ücke, wie beispielsw­eise dem Baugebiet an der Schillstra­ße. Voraussich­tlich Mitte 2021 sollen dort zwölf Baugrundst­ücke vermarktet werden können. Dies ist Teil der „Offensive Wohnraum Augsburg“. Diese hat zum Ziel, Wohnen für alle zu schaffen. Denn der Nachfraged­ruck nach Wohnraum in der Stadt Augsburg ist hoch. ⓘ

Mehr Infos

Die Offensive Wohnraum Augsburg be‰ steht aus fünf Säulen zur Verbesseru­ng, Stabilisie­rung und Aktivierun­g der Wohnsituat­ion in Augsburg.

» Weitere Informatio­nen demnächst hier: augsburg.de/offensivew­ohnraum

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Foto: Arnold Consult AG, Augsburg Hier sollen voraussich­tlich ab Mitte nächsten Jahres zwölf Baugrundst­ücke vermark‰ tet werden können.
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Planzeichn­ung: Stadt Augsburg Der Bebauungsp­lan der Stadt Augsburg zeigt die mögliche Bebauung des Gebiets „Schillstra­ße“.

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