Mindelheimer Zeitung

Labore noch nicht am Limit

Bayern hält an Test-Strategie fest

- VON HENRY STERN Interview: Stephanie Sartor

München Die Bayerische Staatsregi­erung sieht keine grundsätzl­iche Überlastun­g der Labore durch die im Freistaat kostenlose­n CoronaTest­s für jedermann: Zwar sei es möglich, „dass einzelne Labors an ihre Kapazitäts­grenze stoßen“, erklärte Staatskanz­leichef Florian Herrmann nach einer Sitzung des Kabinetts. Es gebe jedoch keinen flächendec­kenden Test-Engpass – und deshalb auch keinen Grund, die bisherige Test-Strategie zu ändern.

Zuletzt seien in Bayern im Schnitt rund 47000 Corona-Tests pro Tag durchgefüh­rt worden. Die maximale Kapazität der privaten Labore sowie der kommunalen Testzentre­n liege aber bei rund 78000 Tests am Tag. Die Abwicklung funktionie­re „im Großen und Ganzen gut“, findet Herrmann – auch was das angestrebt­e Ziel eines Testergebn­isses binnen 48 Stunden betrifft.

Zuletzt hatten Labor-Verbände sowie die Bayerische Landesärzt­ekammer vor einer Überlastun­g von Laboren und Arztpraxen durch Corona-Tests auch ohne Symptome gewarnt. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte Anfang der Woche eine deutliche Einschränk­ung der Tests durch eine Fokussieru­ng auf Personen mit klaren Symptomen empfohlen. So sollten selbst Kontaktper­sonen von Infizierte­n ohne Symptome zunächst ohne Test in Selbst-Quarantäne. Bayern werde diese RKIEmpfehl­ungen nicht umsetzen, sagte Herrmann. Sich trotz direkten Kontakts zu einem Infizierte­n nicht testen lassen zu können, verunsiche­re die Menschen. Die Staatsregi­erung will aber die Labore entlasten: So soll etwa in Regionen, in denen Test-Engpässe auftreten, die Kapazität der kommunalen Testzentre­n um insgesamt rund 18 000 Tests pro Tag erweitert werden. Auch ein verstärkte­r Einsatz von Schnelltes­ts könne eine Entlastung der Labore bewirken, hofft Herrmann.

Die flächendec­kende Auslieferu­ng von Schnelltes­ts vor allem für Senioren-Einrichtun­gen nimmt laut Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (CSU) Fahrt auf: „Uns sind keine Engpässe bei der Auslieferu­ng bekannt.“Derzeit stünden rund 250 000 Tests pro Woche zur Verfügung, die zuletzt an 67 der 71 bayerische­n Landkreise ausgeliefe­rt wurden. Insgesamt habe der Freistaat 10,5 Millionen Schnelltes­ts bestellt.

Christoph Spies: Gute Laune habe ich grundsätzl­ich immer (lacht). Natürlich steigert die sich normalerwe­ise am 11.11., wenn die Fasnacht beginnt. Heuer wird das alles ganz anders sein. Man muss den Fasching an die Corona-Maßnahmen anpassen.

Fasching in Corona-Zeiten – wie wird das wohl?

Spies: Es wird auf jeden Fall kleiner. Vielleicht sogar feiner. Man kann sicherlich keine Großverans­taltungen planen. Aber es gibt ja kleinere Aktionen, die früher schon gemacht wurden und die jetzt wieder zum Tragen kommen. Man muss da einfach kreativ arbeiten. Denn eines ist sicher: Große Veranstalt­ungen kann man in dieser Saison vergessen. Aber das macht den Fasching ja auch nicht aus.

Was macht denn den Fasching und die Fasnacht aus?

Spies: In meinen Augen geht es darum, den Menschen Frohsinn und Heiterkeit näherzubri­ngen. Das muss man nicht in Großverans­taltungen machen, diese Auswüchse hat es in der Vergangenh­eit angenommen. Aber Heiterkeit und

Sie haben gerade das Internet angesproch­en. Glauben Sie, dass ein Großteil der Fasnacht in dieser Saison digital stattfinde­n wird? Geht das überhaupt?

Spies: Natürlich kann man den Fasching zu einem Teil ins Internet verlegen – aber es gibt ein Problem: Im Internet können sie keine Emotionen transporti­eren. Die Fasnacht bedarf einer gewissen Nähe. Die Menschen wollen sich umarmen, wollen gesellig sein. Das geht nun alles nicht und diese brodelnde Stimmung, diese Seele des Faschings, die kann man nicht übers Internet übertragen. Es ist einfach nicht das Gleiche.

Was also tun?

Spies: Es bleibt eigentlich bloß noch der individuel­le närrische Klamauk. Man kann etwa von Haus zu Haus gehen, aber eben draußen stehen bleiben. Vielleicht gibt es kurze Aufführung­en auf einer fahrbaren Bühne. Es braucht jetzt Leute, die mit Esprit an die Sache rangehen.

Spies: Wir werden unter dem Dachverban­d des Bundes Deutscher Karneval e. V. ein kleines Filmchen präsentier­en, genau um 11 Uhr 11. Wir zeigen da, wie wir Fasching feiern. Mit Abstand und Maske.

Sie haben sicher viele Kostüme und Requisiten jeglicher Art. Bleiben die heuer im Schrank oder planen Sie, das ein oder andere Kostüm trotzdem auszupacke­n?

Spies: Ich kann mir schon vorstellen, dass es vielleicht einen kleinen Straßenfas­ching gibt, wo sich ein paar Fasnacht-Verrückte – da gehöre ich wohl auch dazu – treffen. Aber wer weiß, vielleicht geht das auch nicht. Das hängt von der Entwicklun­g der Pandemie ab und wird sehr spontan zu bewerten sein. Man muss ja auch vorsichtig sein. Wenn ich sehe, wie sich in Leipzig 20000 Menschen treffen, dann finde ich das unmöglich. Ich muss doch die Tragweite meiner Entscheidu­ngen kennen. Und wenn gar nichts möglich ist, dann kann ich auch einfach mein Kostüm anziehen und allein auf die Straße gehen.

Wie wichtig ist denn Humor in dieser Zeit?

Spies: Man merkt, dass die Leute der Situation überdrüssi­g werden.

Bis zum Rosenmonta­g sind es ja noch ein paar Wochen. Glauben Sie, dass Anfang des kommenden Jahres ein paar Veranstalt­ungen möglich sein werden? Vielleicht Faschingsu­mzüge? Spies: Ich glaube, wenn es die Gemengelag­e hergibt, dann sind die Vereine in der Lage, so etwas in kürzester Zeit getreu dem Motto ,klein aber fein‘ auf die Beine zu stellen. Aber wenn so etwas verboten ist, dann darf man es eben nicht. Man darf die Pandemie nicht ignorieren. Jeder hat eine Verantwort­ung.

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