Den Wörishofer Martinsweg gibt’s per Smartphone
Brauchtum Martinsumzüge sind durch die Corona-Beschränkungen heute nicht möglich. Aber mit einem eigens produzierten Hörspiel kann jetzt jeder auf Martins Spuren wandeln, auch in Türkheim
Bad Wörishofen Via Smartphone wird ja so einiges geteilt. Dass es am heutigen Mittwoch in Bad Wörishofen auch die Geschichte vom heiligen Martin ist, scheint da nur folgerichtig. Es geht ja ums Teilen an diesem 11. November, gleich in mehrfacher Hinsicht. Denn die Idee zu der ungewöhnlichen Aktion in Bad Wörishofen stammt aus der Pfarreiengemeinschaft Gersthofen. Dort teilt man sie gerne mit den Unterallgäuern. Mit einem Abenteuer-Hörspiel können Familien deshalb nun den Martinsweg selbst gehen. Umzüge sind nach den geltenden Corona-Vorschriften nicht möglich.
In Bad Wörishofen hat Pfarrer Andreas Hartmann Martinswege im Ostpark und im Kurpark angelegt. Auch in Türkheim geht Martin online. Michael Helfert von den Kindertagesstätten St. Elisabeth hat das dort möglich gemacht, im Schlosspark. In beiden Gemeinden wird das Hörspiel bis zum 1. Advent verfügbar sein.
Der originelle Name des Hörspiels lautet: „Code-Name: Martin“. „Das Einzige, was man dazu braucht, um die Geschichte an den verschiedenen Stationen anhören zu können, ist ein Smartphone und eine QR-Code-App“, erklärt Julia Winter von den Initiatoren aus Gersthofen. „Man muss sich weder einloggen noch anmelden. Es ist ein sehr niederschwelliges Angebot.“
Christine Wunderle vom Familienpastoral Gersthofen, die beim Hörspiel eine reiche Römerin spricht, berichtet: „Es war schon ein Diskussionspunkt, ob wir das mit den Handys machen, da sie ja Fluch und Segen sind. Aber es ist die einzige Möglichkeit, dass wir die Menschen
coronakonform erreichen.“Die Idee stammt vom Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates in Gersthofen, Christian Meixner. „Ich bin einfach ein Hörspielfan, und Kinder lieben Hörspiele ebenso. Da habe ich leichtsinnigerweise gesagt, dass ich einen Text dafür entwickle“, sagt Meixner und lacht. Ein 17-seitiges Manuskript hat er geschrieben, darin ist auch eine Mini-Version für kleinere Kinder enthalten.
Der elfjährige Florian Wahl spricht den jungen Martin. „Die Geschichte ist cool und mal ein bisschen etwas anderes“, sagt er. Ronja Kremer, zehn Jahre jung, verleiht der Freundin des Jünglings ihre Stimme und ist begeistert: „Die Idee mit dem Handy ist toll und auch, dass es mal eine ganz neue Geschichte gibt.“
Christian Meixner gibt den Bettler und Kirchenmusiker Bernhard Biberacher den Martin. Etwa eine halbe Stunde dauert das gesamte Hörspiel.
Für die Tontechnik war ein Profi verantwortlich, Roland Kügle, der beim Bayerischen Rundfunk arbeitet. „Wir brauchen einen ganzen Abend zum Einspielen der Texte. Nach jedem Sprecher muss die Folie neu um das Mikrofon gewickelt und alles desinfiziert werden.“Das sei schon ein großer Aufwand. Dennoch ist Kügle mit Freude dabei: „Ich finde es super, wenn ich etwas für die Kirche machen darf und der Martinsumzug für die Kinder nicht ganz ausfällt.“In seinem Studio erhielt das Hörspiel einen Live-Charakter, Kügle baute in verschiedene Szenen Geräusche ein.
Einrichtungen, die das Hörspiel selbst nutzen wollen, können dies unter www.pg-gersthofen.de/martin-2020 in die Wege leiten. Dort gibt es das Material.