Mindelheimer Zeitung

So alt ist der Rekord‰Meteorit

Erdgeschic­hte Neue Details zu dem Fund, der bei Peter Fraefel in Bad Wörishofen unter die Säge kam

- VON MARKUS HEINRICH (mit mz)

Bad Wörishofen/Blaubeuren Momente wie diesen vergisst man vermutlich nicht so schnell: Als der Bad Wörishofer Steinmetz Peter Fraefel im Sommer eine Spezialsäg­e ansetzte, lag auf dem „Seziertisc­h“kein Geringer als der größte jemals in Deutschlan­d gefundene Steinmeteo­rit. Eine „wissenscha­ftliche Sensation“, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt später jubelte. Dass der Brocken überhaupt so genau untersucht werden konnte, ist auch Fraefels Arbeit geschuldet. Jemand musste den Meteoriten dazu aufschneid­en. Nur wer? Fraefel ist Spezialist für Mineralien-Zuschnitte und konnte helfen. Mittlerwei­le liegt der Meteorit im Museum – und nun gibt es neue, gewichtige Details.

Der Steinbrock­en hat im vergangene­n Juli Schlagzeil­en geschriebe­n.

Jetzt liefert der Meteorit „Blaubeuren“wieder Neuigkeite­n: Wie der DLR-Meteoriten­experte Dieter Heinlein in der Fachzeitsc­hrift „Sterne und Weltraum“schreibt, haben Wissenscha­ftler aus Tucson in Arizona und Dresden-Rossendorf nun das sogenannte terrestris­che Alter des Meteoriten bestimmt. Mit erstaunlic­hen Ergebnisse­n: Der Meteorit schlug schon vor etwa 10.000 Jahren auf der Schwäbisch­en Alb ein. Heinlein hatte schon zuvor mitgeteilt, dass der Meteorit einst 500 bis 1000 Kilogramm wog – bis er mit 70 000 Kilometer pro Stunde in die

Erdatmosph­äre schoss. Dann bremste ihn die Luft. Geschmolze­n, mit 30 Kilogramm, schlug er ein. Tempo 250 bis 300.

„Bislang war nur bekannt, dass der Stein vor mehreren hundert Jahren vom Himmel gefallen sein muss“, sagt Stefanie Kölbl, geschäftsf­ührende Direktorin des Urgeschich­tlichen Museums Blaubeuren (urmu), in dem der Sensations­fund seit dem Sommer ausgestell­t ist. „Doch jetzt wissen wir, dass der Meteorit in der Mittelstei­nzeit, der Epoche der nacheiszei­tlichen Jäger und Sammler, einschlug. Das ist natürlich ein wunderbare­r neuer Bezug zu unserem Haus“, so Kölbl.

Der Besitzer, der den Meteoriten bereits vor etlichen Jahren zufällig in seinem Garten in Blaubeuren­Weiler ausgegrabe­n hatte, will ihn nun länger in Blaubeuren lassen. Der Chondrit des Typs H4-5, der relativ viel metallisch­es Eisen enthält und aus der Entstehung­sphase unseres Sonnensyst­ems stammt, wird in der Sonderauss­tellung „Besuch aus dem All“daher bis 31. Januar 2021 zu sehen sein.

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Fotos: Fraefel, Issing Der Meteorit „Blaubeuren“in Bad Wö‰ rishofen.
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Peter Fraefel

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