So alt ist der RekordMeteorit
Erdgeschichte Neue Details zu dem Fund, der bei Peter Fraefel in Bad Wörishofen unter die Säge kam
Bad Wörishofen/Blaubeuren Momente wie diesen vergisst man vermutlich nicht so schnell: Als der Bad Wörishofer Steinmetz Peter Fraefel im Sommer eine Spezialsäge ansetzte, lag auf dem „Seziertisch“kein Geringer als der größte jemals in Deutschland gefundene Steinmeteorit. Eine „wissenschaftliche Sensation“, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt später jubelte. Dass der Brocken überhaupt so genau untersucht werden konnte, ist auch Fraefels Arbeit geschuldet. Jemand musste den Meteoriten dazu aufschneiden. Nur wer? Fraefel ist Spezialist für Mineralien-Zuschnitte und konnte helfen. Mittlerweile liegt der Meteorit im Museum – und nun gibt es neue, gewichtige Details.
Der Steinbrocken hat im vergangenen Juli Schlagzeilen geschrieben.
Jetzt liefert der Meteorit „Blaubeuren“wieder Neuigkeiten: Wie der DLR-Meteoritenexperte Dieter Heinlein in der Fachzeitschrift „Sterne und Weltraum“schreibt, haben Wissenschaftler aus Tucson in Arizona und Dresden-Rossendorf nun das sogenannte terrestrische Alter des Meteoriten bestimmt. Mit erstaunlichen Ergebnissen: Der Meteorit schlug schon vor etwa 10.000 Jahren auf der Schwäbischen Alb ein. Heinlein hatte schon zuvor mitgeteilt, dass der Meteorit einst 500 bis 1000 Kilogramm wog – bis er mit 70 000 Kilometer pro Stunde in die
Erdatmosphäre schoss. Dann bremste ihn die Luft. Geschmolzen, mit 30 Kilogramm, schlug er ein. Tempo 250 bis 300.
„Bislang war nur bekannt, dass der Stein vor mehreren hundert Jahren vom Himmel gefallen sein muss“, sagt Stefanie Kölbl, geschäftsführende Direktorin des Urgeschichtlichen Museums Blaubeuren (urmu), in dem der Sensationsfund seit dem Sommer ausgestellt ist. „Doch jetzt wissen wir, dass der Meteorit in der Mittelsteinzeit, der Epoche der nacheiszeitlichen Jäger und Sammler, einschlug. Das ist natürlich ein wunderbarer neuer Bezug zu unserem Haus“, so Kölbl.
Der Besitzer, der den Meteoriten bereits vor etlichen Jahren zufällig in seinem Garten in BlaubeurenWeiler ausgegraben hatte, will ihn nun länger in Blaubeuren lassen. Der Chondrit des Typs H4-5, der relativ viel metallisches Eisen enthält und aus der Entstehungsphase unseres Sonnensystems stammt, wird in der Sonderausstellung „Besuch aus dem All“daher bis 31. Januar 2021 zu sehen sein.