Nicht alles klappt bei Kaeser
Am Ende der Amtszeit eines Schwergewichts verklärt sich manches. So verhält es sich auch bei Joe Kaeser. Insgesamt kann der Siemens-Chef eine positive Bilanz vorweisen. Sein Hauptverdienst liegt darin, die Technik-Ikone vor allen Angriffen von außen beschützt zu haben. Wie tief IndustrieDenkmäler fallen können, belegt neben der Invasion der Chinesen bei Daimler die traurige Geschichte von ThyssenKrupp. Der Konzern zeigte zu lange Schwäche, zog aggressive Investoren an, wurde aufgespalten und bettelt – was peinlich ist – den Staat an.
All das blieb Siemens dank Kaeser erspart. Das gelang dem Manager auch, indem er aus einem Siemens drei börsennotierte Siemense machte. Insgesamt ist das Trio stärker als einst solo die Siemens AG. Derartige Geschichten liebt der Kapitalmarkt. Der Bayer gab dem Börsen-Affen Zucker und sicherte trotz Personaleinschnitten Beschäftigung ab. Doch nicht alles klappte bei Kaeser, manches geriet zum Trauerspiel, wie der zu teure Kauf des US-Kompressorenherstellers Dresser-Rand. Der größte Fehler des Siemens-Chefs war aber seine mangelnde Geduld mit der einstigen Tochter Osram. Hier hätte er mehr Nachsicht mit dem kecken Chef Olaf Berlien haben müssen. Dann wäre die Perle nicht vom kleineren Anbieter AMS geschluckt worden, sondern hätte selbst die Österreicher gekauft. Der Osram-Niedergang bleibt der größte schwarze Fleck an der überwiegend weißen Weste Kaesers.