Der CoronaTest für die Couch
Pandemie Daheim herausfinden, ob man Covid 19 hatte: Das geht, behauptet die Drogeriekette dm, die seit kurzem einen Antikörpertest vertreibt. Wie der funktioniert? Ein Selbstversuch
Augsburg Meine letzten Erfahrungen als Arzt habe ich im Kindergartenalter gesammelt. Mit einer übergroßen
Der Corona-Test für die Couch sozusagen. Der Händler wirbt damit, dass der Test einfach anzuwenden sei und bereits nach kurzer Zeit ein Testergebnis vorliege. „Der Test basiert auf einer verlässlichen Analyse in einem spezialisierten Fachlabor“, sagt dm-Geschäftsführer Sebastian Bayer. „Er hat deswegen eine sehr hohe Genauigkeit.“
59,95 Euro kostet der Antikörpertest im Onlineshop des Drogeriemarkts, Lieferzeit angeblich zwei bis drei Werktage. Für Verzögerungen entschuldigt sich das Unternehmen gleich im Voraus. Aufgrund der hohen Corona-Zahlen könne die Lieferung etwas länger dauern. Das tut sie letztlich auch: Fünf Werktage nach der Bestellung liegt der Antikörpertest im Briefkasten.
Das Testkit beinhaltet zwei Röhrchen, zwei Lanzetten zum Piksen, ein Desinfektionstuch, einen Tupfer und sogar ein Pflaster. Dazu gibt es eine mehrseitige Anleitung, die Kunden bei den 19 Schritten unterstützt. Zunächst halte ich meine Hand unter warmes Wasser und kreise meinen Arm. Sieht zwar komisch aus, hilft aber dabei, die Blutzirkulation anzuregen. Dann kommt der entscheidende Moment. Die Wahl meines Schicksalsfingers habe ich längst getroffen: Der linke Ringfinger soll es sein. Ein wenig Kraft ist nötig, um die Lanzette so stark auf den Finger zu drücken, dass sie auslöst. Doch es klappt, gleich beim ersten Mal.
Kurz nach dem Pikser sammelt sich ein Blutstropfen. Vier bis fünf solcher Tropfen massiere ich aus dem Finger, bis die nötige Menge im Röhrchen gelandet ist. Das Pflaster ist übrigens neutral gehalten – vor rund 20 Jahren, als ich meine Eltern verarztete, waren da noch Dinosaurier drauf. Meine Blutprobe bringe ich im mitgeschickten Rückumschlag zur Post. Ein Ergebnis soll innerhalb von zwei Tagen kommen. Zuvor muss ich den Test aber über die Homepage von Cerascreen oder via App aktivieren.
Doch welche Aussagekraft hat dieses Ergebnis? Was bei der Redurchführen. cherche auffällt: Viele Ärzte halten sich zurück und verweisen darauf, keine belastbaren Daten zu haben. Das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit möchte sich zu konkreten Herstellern und Produkten aus Neutralitätsgründen nicht äußern. Grundsätzlich gelte: „Es ist bekannt, dass nicht in jedem Fall einer Sars-CoV2-Infektion Antikörper gebildet werden, beziehungsweise dass Antikörper auch rasch wieder abfallen können“, sagt Sprecher Alexander Szumilas. Das heißt: Manche Infektionen lassen sich durch einen Antikörpertest nicht nachweisen.
„Auch nach einem Test bleibt die Unsicherheit“, sagt Peter Grieble, Abteilungsleiter Gesundheit bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Ihn stört, dass die Tests nicht mehr nur medizinisches Fachpersonal vertreibt, sondern auch Drogeriemärkte. Das sei problematisch. Denn: Medizinische Laien könnten nie sicher sein, den Test korrekt durchgeführt zu haben.
Mein laienhaftes medizinisches Können genügte, sodass das Labor die Blutprobe auswerten konnte. Statt der versprochenen zwei Werktage hat es vier gedauert. Jetzt steht in der App: „Es konnten keine Antikörper in Ihrer Probe nachgewiesen werden.“Ich hatte noch kein Corona. Wahrscheinlich. Eine Garantie gibt es nicht.
Fabian Kluge wollte es wissen: Hatte er schon Corona?