Mindelheimer Zeitung

Krank trotz negativen Corona‰Tests

Pandemie Laut Allgäuer Medizinern kann man die Viren nicht immer nachweisen. Wer Symptome hat, soll sich von anderen fernhalten

- VON SIBYLLE METTLER

Allgäu Ein Patient ist krank, zeigt die typischen Symptome von Covid-19 – doch der Corona-Test fällt negativ aus. Solche falsch-negativen Tests kommen laut dem Infektiolo­gen Dr. Matthias Sauter vom Klinikumve­rbund Allgäu „immer wieder vor“. Wenn Patienten aufgrund eines solchen Tests sich in falscher Sicherheit wiegen, könne das „sehr gefährlich“sein. Der Facharzt berichtet außerdem von infizierte­n Patienten, die nicht an Lungenprob­lemen, sondern an Magen-Darm-Erkrankung­en leiden.

Sowohl der Klinikverb­und Allgäu als auch die Kliniken OstallgäuK­aufbeuren setzen in der Covid19-Diagnostik auf die üblichen sogenannte­n PCR-Tests. Sie weisen nach, ob sich in einem Abstrich aus dem Nasen-Rachen-Raum Erbgut von SARS-CoV-2-Viren befindet.

Sauter verweist auf zwei Szenarien, bei denen diese Tests nicht anschlagen. Ursache eins: Die Infektion ist noch zu frisch. „Die Tests können erst dann positiv werden, wenn eine gewisse Virusmenge da ist“, stellt der Mediziner fest. Die Zeit von der Ansteckung bis zum möglichen Nachweis sei variabel. In der Regel könne man die Erreger nach fünf bis sieben Tagen nachweisen. „Das kann in Einzelfäll­en aber bis zu 14 Tage dauern.“Ursache zwei: Auch wenn sich ein „Etagenwech­sel“vollzogen hat und das Virus vermehrt die Lunge befalle, sei der Abstrich unter Umständen negativ. Obwohl die Patienten infiziert und krank seien, könne man den Erreger im Nasen-Rachen-Raum dann nicht nachweisen. Entscheide­nd für das richtige Testergebn­is ist laut dem Kemptener Infektiolo­gen: „Man muss dorthin gelangen, wo das Virus sitzt.“

Im Klinikverb­und Allgäu untersucht man bei entspreche­nden Symptomen und negativen NasenRache­n-Abstrichen deshalb auch Atemwegsse­krete. „Wir lassen die Patienten in ein Röhrchen husten“, sagt Sauter. Die Tests seien aber nur

Baustein der Diagnostik. Auch die Computerto­mographie erlaube es Radiologen, eine bakteriell­e Lungenentz­ündung von einer durch das Corona-Virus ausgelöste­n zu unterschei­den. Im Vergleich zur ersten Infektions­welle im Frühjahr gibt es laut Sauter jetzt mehr jüngere Patienten und auch andere Symptome. Der Mediziner berichtet von Corona-Positiven, die an Durchfälle­n und Übelkeit leiden, deren Lungen aber gut funktionie­ren. Auch in den Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren gibt es Fälle, die nicht nur die typischen Lungenprob­leme haben. „Grundsätzl­ich ist eine Vielzahl unterschie­dlicher Symptome bekannt“, sagt Ute Sperling, Vorstandsv­orsitzende der Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren. Sie sagt, dass die PCR-Tests hinsichtli­ch der unterschie­dlichen Virenlast sehr aussagefäh­ig seien.

Falsch-negative PCR-Testergebe­in nisse hat aber auch der Sprecher der Kemptener Hausärzte, Lutz Menthel, beobachtet. Genauso gebe es Antigen-Schnelltes­ts, die falsch-positiv seien. Beides gebe den Menschen eine Sicherheit, die nicht existiere. Der Hausarzt orientiert sich in der Covid-19-Diagnostik in erster Linie an den Beschwerde­n der Patienten. Menthel: „Meine Empfehlung ist: Wenn du Symptome hast, halte dich von anderen Personen fern.“

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Symbolfoto: Ralf Lienert Falsch‰negative Corona‰Tests kommen laut Allgäuer Medizinern „immer wieder vor“. Ein Grund könne sein, dass die Infektion noch zu frisch ist und die „Virusmenge“noch nicht ausreicht.

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