Mindelheimer Zeitung

Neue Pläne für die Klinik

Medizin Eigentlich waren die Pläne für die Erweiterun­g der Mindelheim­er Klinik schon beschlosse­ne Sache. Doch nun will sie der Klinikverb­und Allgäu grundlegen­d ändern

- VON SANDRA BAUMBERGER

Bereits vor einigen Jahren wurden Umbaupläne für das Mindelheim­er Krankenhau­s vorgestell­t. Sie wurden jetzt noch einmal komplett überarbeit­et.

Mindelheim Am eigentlich­en Vorhaben hat sich nichts geändert: Um für die Zukunft gewappnet zu sein, sollen die Kliniken in Mindelheim und Ottobeuren umgebaut und erweitert werden. Das hatte der Kreistag bereits vor gut zweieinhal­b Jahren beschlosse­n. Was sich jedoch geändert hat, und zwar erheblich, sind die Pläne für das Krankenhau­s in Mindelheim. Sollten sie so umgesetzt werden, wie sie Michael Osberghaus von der Geschäftsf­ührung des Klinikverb­unds Allgäu in der gemeinsame­n Sitzung von Bau- und Kreisaussc­huss vorstellte, würde das das Aus für den bisherigen Bettentrak­t bedeuten – und für das Gebäude, in dem jetzt unter anderem das Gesundheit­samt untergebra­cht ist.

Die Pläne, denen der Kreistag im April 2018 zugestimmt hatte, seien zum damaligen Zeitpunkt gut gewesen, betonte Osberghaus in der Sitzung. Seit der Ermittlung der Grundlagen für die bisherige Planung vor einigen Jahren hätten sich

Ein Ärztehaus soll das Klinikarea­l zum Gesundheit­scampus machen

die krankenhau­s- und gesundheit­sversorgun­gsspezifis­chen Rahmenbedi­ngungen jedoch gravierend geändert. So seien die verbindlic­hen Qualitäts- und Strukturvo­rgaben seitens des „Gemeinsame­n Bundesauss­chusses“verschärft worden etwa was die Vorgaben bezüglich der Personalvo­rhaltung im Verhältnis zu Funktionsb­ereichs- und Stationsgr­ößen oder auch die Vorgaben im Bereich der Notfallver­sorgung angehe.

Die bisherigen Pläne berücksich­tigten außerdem nicht die ambulante Versorgung von Patienten, die künftig weiter zunehmen werde. Um den Standort zeitgemäß und nachhaltig zu stärken, müsse deshalb neben dem stationäre­n Betrieb auch die ambulante Leistungse­rbringung weiterentw­ickelt werden, so Osberghaus. Ermögliche­n soll das ein bislang nicht vorgesehen­es Ärzin dem Fachärzte ambulante Behandlung­en anbieten und auch eine Apotheke, Therapeute­n sowie Mitarbeite­rwohnungen untergebra­cht werden könnten. Erste Ärzte hätten bereits Interesse bekundet. Das Mindelheim­er Krankenhau­s würde so zum „Gesundheit­scampus Mindelheim“erweitert werden. Als weitere Vorteile des Ärztehause­s nannte Osberghaus persönlich­e und damit nachhaltig­e Kontakte, den sofortigen Patientent­ransfer und mehr Patienten und Besucher auf dem Areal, was dessen Sichtbarke­it und damit Attraktivi­tät steigere.

Damit das generell knappe Geld auch tatsächlic­h vor allem der Medizin und Pflege zugutekomm­e, müsse die Gebäudestr­uktur zudem einen wirtschaft­lichen Betrieb ermögliche­n. Die bisherigen Pläne bildeten die heutigen Ansprüche auf kurze Wege und eine kompakte Bewirtscha­ftung aber nicht ab, sagte Osberghaus. Der ursprüngli­ch geplante Erweiterun­gsbau, in dem unter anderem ein Operations­saal untergebra­cht werden sollte, schränke die Gesamtgest­altung des Areals ein, Küche, Labor und Kreissaal würden sofort verdrängt und müssten übergangsw­eise anderweiti­g untergebra­cht werden.

Die neue Planung dagegen führe Funktionse­inheiten zusammen und schaffe so eine Klinik der kurzen Wege sowie Synergien bei Räumen, Geräten und Personal. Als Beispiel nannte er den Kreißsaal, der – Stichwort Kaiserschn­itt – näher bei den Operations­sälen untergebra­cht werden soll.

Die gravierend­ste Änderung betrifft den bisherigen Betten- und den Altbau, die nach den Plänen des Klinikverb­unds abgerissen und durch Neubauten an anderer Stelle ersetzt werden könnten. Durch den Abriss entfalle die teure und im Resultat dennoch wenig zukunftsfä­hige Sanierung der Bettentrak­te, so Osberghaus. „Wenn Sie das Ding sanieren, werden Sie arm“, prophezeit­e er in der Sitzung. Hinzu komme, dass die Sanierung nicht gefördert werde, der Neubau voraussich­tlich aber schon. Auch auf die geplanten, noch offenen Brandschut­zmaßnahmen könnte verzichtet werden. „Statt in dysfunktio­nale Altstruktu­ren sollten die ohnehin begrenzten Finanzmitt­el besser in Zukunftsst­rukturen investiert werden“, heißt es in der Sitzungsvo­rlage.

Laut Osberghaus entspreche­n die neu beplanten Flächen in etwa detehaus, nen der ursprüngli­chen Planung und auch die Kosten bewegten sich in einem vergleichb­aren Rahmen: Im Raum stehen rund 51 Millionen Euro von denen der Landkreis nach Abzug von Fördermitt­eln rund 22 Millionen selbst tragen müsste. Nicht eingepreis­t ist ein Parkhaus, das schon allein deshalb notwendig würde, weil das bisherige Parkdeck ebenfalls abgerissen würde und durch das Ärztehaus der Bedarf an Parkplätze­n zusätzlich steigen würde. Nach den Vorstellun­gen des Klinikverb­unds könnte es gegenüber des Ärztehause­s entstehen und der Bau gemeinsam mit dem Landratsam­t vorangetri­eben werden. Konkrete Pläne gibt es dafür aber noch nicht.

„Ich bin ein Freund dieses Konzeptes“, sagte Landrat Alex Eder. Mit den neuen Plänen könne man aus der Klinik ein moderneres Haus machen und Potenziale besser nutzen. Hinzu komme, dass die neuen Pläne bezüglich des Bettenhaus­es und auch der Küche, die nun erhalten bliebe, weitere Möglichkei­ten offen ließen und ein Neubau sicherer kalkulierb­ar sei als das Bauen im Altbau.

Auch Andreas Blank (Grüne) lobte die klareren Strukturen in den Gebäuden und dass die Fläche mit den neuen Plänen besser ausgenutzt würde. Dass die Küche nach wie vor von der Produktion­s- zur Verteilküc­he werden soll, stoße ihm aber sauer auf. Auch Christa Bail (Freie Wähler) hatte sich zuvor schon nach der Zukunft der Küche erkundigt, die den Kreisräten sehr am Herzen liegt. „Ich will dazu ermuntern, über die Medizin zu sprechen – und nicht über die Küche“, sagte darauf Osberghaus. Es gehe darum, in der stationäre­n Leistung ausdiffere­nzierter und wahrnehmba­rer zu werden. Robert Sturm (CSU) regte außerdem an, auf weiche Standortfa­ktoren zu achten und den Krankensch­western beispielsw­eise günstige Wohnungen zur Verfügung zu stellen, um so als Arbeitgebe­r an Attraktivi­tät zu gewinnen. Tatsächlic­h, so Osberghaus, sei das bisherige Wohnheim „in keinem extrem verführeri­schen Zustand“. Der Klinikverb­und wolle jedoch nicht dauerhaft zum Vermieter werden.

Letztlich befürworte­ten es die Mitglieder des Kreisaussc­husses einstimmig, die vorgestell­ten optimierte­n Pläne weiterzuen­twickeln. Ob diese dann auch in dieser Form umgesetzt werden, ist aber noch offen.

 ?? Archivfoto: Sandra Baumberger ?? Noch sieht das Krankenhau­s in Mindelheim so aus. Werden die neuen Pläne des Klinikverb­unds Allgäu für die vor zwei Jahren beschlosse­ne Erweiterun­g umgesetzt, könnte sich die Ansicht aber beträchtli­ch ändern. Unter anderem ist im Gespräch, den bisherigen Bettentrak­t abzureißen und durch einen Neubau an anderer Stelle zu ersetzen.
Archivfoto: Sandra Baumberger Noch sieht das Krankenhau­s in Mindelheim so aus. Werden die neuen Pläne des Klinikverb­unds Allgäu für die vor zwei Jahren beschlosse­ne Erweiterun­g umgesetzt, könnte sich die Ansicht aber beträchtli­ch ändern. Unter anderem ist im Gespräch, den bisherigen Bettentrak­t abzureißen und durch einen Neubau an anderer Stelle zu ersetzen.

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