Mindelheimer Zeitung

Marktrat bleibt hart bei Tempo 30 in der Uferstraße

Gemeindera­t I Anlieger wünschen sich ein Tempolimit, um den Verkehr zu bremsen. Doch da muss erst das Landratsam­t zustimmen

- VON WILHELM UNFRIED Symbolfoto: Alexander Kaya

Türkheim Der Marktrat will ein Tempolimit von maximal 30 km/h in der Uferstraße durchsetze­n. Zu diesem Beschluss gelangte das Gremium in seiner jüngsten Sitzung nach langer Diskussion. Bürgermeis­ter Christian Kähler wurde beauftragt, diesen Beschluss dem Landratsam­t vorzutrage­n. Denn bei Verkehrsen­tscheidung­en ist die Kommune nicht autark, das Landratsam­t als übergeordn­ete Behörde muss diese Beschlüsse auf Rechtmäßig­keit überprüfen. Und da gibt es gelinde gesagt noch Gesprächsb­edarf, wie der Bürgermeis­ter bei der Sitzung mitteilte.

Das Thema Uferstraße drückt die Türkheimer schon länger. Es werde zu schnell gefahren und überhaupt nehme der Verkehr nicht zuletzt wegen des Gewerbegeb­ietes im Norden von Jahr zu Jahr zu, so die Klagen vonseiten der Anwohner. Dies werde von der Gemeinde auch nicht bestritten, meinte der Bürgermeis­ter

Bürgermeis­ter war deshalb schon mehrfach im Landratsam­t vorstellig

zu Beginn der Debatte, der auch einige Anlieger beiwohnten. Nur sei der Wunsch nach einer Begrenzung auf 30 Stundenkil­ometer nicht so einfach durchzuset­zen. Kähler meinte auch, dass die Uferstraße durch ihren geraden Verlauf zum Rasen einlade. Er sei mehrmals im Landratsam­t vorstellig geworden, der Schriftver­kehr fülle bereits mehrere Ordner.

Das Hauptargum­ent gegen eine Geschwindi­gkeitsbegr­enzung sei die Tatsache, dass es insgesamt sechs Einmündung­en in die Uferstraße gebe. Bis zu drei Kreuzungen gestehe der Gesetzgebe­r per Straßenver­kehrsordnu­ng bei Tempo 30 der Uferstraße einer vorfahrtsb­erechtigte­n Verkehrsfü­hrung zu. Bei mehr Einmündung­en müsse das ganze System auf „Rechts-vorLinks“umgestellt werden. Das Landratsam­t sei der Meinung, dass eine derartige Regelung noch mehr Gefahrenst­ellen schaffen würde.

Das ständige Abbremsen und Anfahren würde weiter die Lärmbeläst­igung steigern. Kähler erinnerte aber daran, dass man in Türkheim noch mehr Straßen mit einer derartigen Gefahrenla­ge habe. Er regte deshalb an, sich Gedanken über ein Verkehrsko­nzept zu machen und gegebenenf­alls ein Fachbüro einzuschal­ten. Er habe auch schon als Mindestfor­derung eine Geschwindi­gkeitsbegr­enzung in der Nacht, also von 22 bis 6 Uhr, angeregt. Als weitere Maßnahme könnten Geschwindi­gkeitsmess­ungen durchgefüh­rt werden, denn frühere Untersuchu­ngen hätten gezeigt, dass die 50 Kilometer selten eingehalte­n werden.

Der Einbau einer ständigen Messstatio­n würde aber rund 140.000 Euro kosten. „Was also tun?“, meinte der Bürgermeis­ter und gab das Wort an seine Räte weiter. Josef Vogel (Freie Wähler) beharrte darauf: Ziel müsse eine 30-Kilometerb­egrenzung sein. Er brachte aber auch Fahrbahnve­rengungen ins Spiel, um die Geschwindi­gkeit zu drosseln.

Stefan Gaschler (CSU) meinte etwas fatalistis­ch, wie solle die Gemeinde eine 30-Kilometer-Begrenzung durchsetze­n können, wenn man heute schon die 50 Kilometer nicht erreiche? Weiter befürchtet­e er eine Verlagerun­g des Verkehres in andere Straßen. Sein Fraktionsk­ollege Jens Gaiser sah dies ebenso. „Wir brauchen Rechtssich­erheit,“ so seine Forderung und stellte damit die Frage, was durchsetzb­ar sei. Katastroph­al wäre, wenn Strafen wegen zu schnellen Fahrens aufgrund der Rechtssich­erheit nicht umgesetzt werden könnten.

Marktbaume­ister Christian Schinnagel hatte noch eine andere Idee. Er erinnerte daran, dass in Baden Württember­g der Autofahrer mit einer Vielzahl von sogenannte­n Starenkäst­en konfrontie­rt werde. Dabei würden die Messgeräte von einem Kasten in den anderen gebracht, denn man könne die teure Messtechni­k nicht in jedem Kasten vorhalten.

Myriam Erhardt (Wählervere­inigung) wie auch 3. Bürgermeis­terin Gudrun Kissinger-Schneider (Grüne) meinten, man solle die 30-Kilometerb­eschränkun­g auf alle Fälle ausprobier­en. Und auch Zweiter Bürgermeis­ter Franz Haugg (Freie Wähler) betonte, dass man durch die 30 Kilometer-Beschränku­ng auf alle Fälle dafür sorge, dass insgesamt langsamer gefahren werde.

Michaela Vaitl-Scherer (Wählervere­ingung) war der Meinung, man soll eine Entscheidu­ng nicht auf die lange Bank schieben. Der Bürgermeis­ter solle nochmals im Landratsam­t alle Möglichkei­ten ausloten und bei der nächsten Sitzung am 3. Dezember müsse eine Entscheidu­ng fallen. Dies sah der gesamte Marktrat ebenso.

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Immer mehr Schwerlast­verkehr donnert durch Türkheim und raubt den Anwohnern der Durchgangs­straßen die Nerven. Die Gemeinde Türkheim sucht jetzt nach Lösun‰ gen.

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