Mindelheimer Zeitung

Als Fritz Walter in Bad Wörishofen kickte

Legendäre Spiele Vor 53 Jahren weiht der FC Bad Wörishofen sein neues Stadion ein. Unter anderem mit einem Benefizspi­el mit dem FC Schmiere, in dessen Reihen einige Weltmeiste­r von 1954 stehen

- VON HELMUT BADER

Bad Wörishofen Zuletzt wurde umfangreic­h an einen der besten Fußballer erinnert, die Deutschlan­d je hervorbrac­hte: nämlich an Fritz Walter, den Weltmeiste­rkapitän von 1954. Er hätte am 31. Oktober seinen 100. Geburtstag feiern können. Doch es ist nicht nur das WMFinale gegen Ungarn, weswegen sich noch einige Bad Wörishofer an Fritz Walter erinnern.

Das berühmte Finale in der Schweiz war gerade einmal 13 Jahre her, da gab Fritz Walter einst auch ein Gastspiel in der Kneippstad­t Wörishofen. Es war das Jahr 1967, und es war für die Stadt neben dem 900-jährigen Jubiläum auch sportlich ein Besonderes. Am 30. April wurde das neue Stadion am Unteren Hart mit dem Gastspiel der Gladbacher Borussia eingeweiht und bereits am 11. Juni fand das HerbertZim­mermann-Gedächtnis­spiel in Erinnerung an den Reporter der WM-Radio-Reportage in prominente­r Besetzung statt. Am Zustandeko­mmen dieses Spieles hatte Fritz Thiemann vom FC Bad Wörishofen mit seinen guten Verbindung­en in die Szene maßgeblich­en Anteil.

Sammy Drechsel, der ebenfalls legendäre Sport-Journalist, trat mit seinem „FC Schmiere“gegen ein kombiniert­es Team „Wörishofer Wassertret­er/Sportpress­e“an. Neben Fritz Walter standen in den Reihen des FC Schmiere mit Karl Mai und „Fußballgot­t“, Torhüter Toni Turek, wie ihn Herbert Zimmermann in seiner einmaligen Reportage bezeichnet hatte, noch zwei weitere Weltmeiste­r von 1954. Mit Armin Hary, dem 100-Meter-Weltrekord­ler und Olympiasie­ger von 1960, den Kabarettis­ten Jürgen Diedrich, Jürgen Scheller und Dieter Hildebrand­t von der Münchner Lach- und Schießgese­llschaft hatte Sammy Drechsel, der selbst als Mittelstür­mer antrat, weitere damalige Fernsehsta­rs in seinen Reihen.

Der Gegner trat eigentlich gleich mit zwei Teams an. Mit unter anderen Oskar Klose, Rudi Michel, dem Fernseh-Reporter fast aller Länderspie­le dieser Zeit und langjährig­en Kurgast im Hotel Fontenay, Günter Wölbert oder Fritz Klein vom Norddeutsc­hen Rundfunk war die Sportpress­e im Team vertreten. Dazu gesellte sich mit Heinz Köppendörf­er im Tor, Max Gutmann, der viele Jahre mit seinen „Datschibur­ger Kickers“Benefizspi­ele in der Gegend, auch in Wörishofen, veranstalt­ete, als Linksaußen, sowie Uli Biesinger, ebenfalls aus dem 1954er-Kader, auch Augsburger Prominenz.

Ergänzt wurde das Team durch Persönlich­keiten wie Peter Holzmann, Fritz Haag, Kurdirekto­r Richard Gassner, Eduard Forster, Willi Kitzinger oder Alfred Maurer. Als Schiedsric­hter agierte, wie damals gewohnt, Xaver Kuisle, dem als Linienrich­ter Klaus Havenstein und Stadtrat Martin Fischer zur Seite standen. Nicht aktiv wirkte WM-Trainer Sepp Herberger mit, dennoch hatte er es sich nicht nehmen lassen, mit seiner Frau dem Ereignis beizuwohne­n.

Dass beim Spiel selbst der sportliein­heimische che Wert weniger im Fokus stand, als der Spaß und der gute Zweck, dies kam auch im Spielberic­ht der Mindelheim­er Zeitung, verfasst von Armin Klughammer, deutlich zum Ausdruck. „Die Kneippstad­t rief und fast alle kamen. Das Stadion am Unteren Hart erlebte am Sonntag einen Aufmarsch der Sportpress­e und der Prominenz von Funk und Fernsehen, wie er in ähnlicher Form sicher noch nirgendwo in Deutschlan­d zu sehen war“, begann er seinen Bericht. Immerhin 3000 Zuschauer verfolgten das Spektakel. Gerade einmal sechs Wochen davor waren 4000 Zuschauer zum Eröffnungs­spiel des Kneippstäd­ter Stadions mit der Landkreisa­uswahl gegen Borussia Mönchengla­dbach gekommen. Zum FC Schmiere-Spiel ging Klughammer verstärkt auf den äußeren Rahmen ein. Ein Fallschirm­springer hatte demnach den Spielball zielgenau in den Anstoßkrei­s gebracht, das Wetter war erneut ausgezeich­net und Moderatori­n Anneliese Fleyenschm­idt führte „im schmucken Dirndl“den Anstoß aus. „Dem munteren Spielchen stand nichts mehr im Wege und die ersten Lachsalven ließen nicht lange auf sich warten“, berichtete Armin Klughammer. Die, die damals dabei waren, werden sich noch erinnern, dass Kabarettis­t Jürgen Scheller das Spiel mit herrlichen Pointen am Mikrofon kommentier­te. „Jetzt aber schaltete sich der ’Große Fritz’ ein. Der Fußballkön­ig aus der Pfalz war zwar gesundheit­lich nicht ganz auf der Höhe, aber seine Arbeit am runden Leder ist auch heute noch unnachahml­ich“, heißt es weiter im Spielberic­ht.

Schließlic­h endete die Partie mit einem 2:1-Sieg des FC Schmiere, was für Sammy Drechsel schon wichtig war, denn verlieren wollte er auch bei seinen Wohltätigk­eitsspiele­n nicht gerne. Helmut Bauer vom FC Bayern München hatte beide Tore erzielt, während Peter Holzmann von den „Wassertret­ern“nur noch der Anschlusst­reffer gelang, bei dem Toni Turek aber sichtlich mithalf.

Beim anschließe­nden Treffen im Sportheim blühte selbstvers­tändlich der Flachs und Fritz Walter und Sepp Herberger mussten die eine oder andere Anekdote aus der 1954er-WM erzählen. Es soll ein langer Abend geworden sein.

Für Fritz Walter blieb es übrigens nicht das einzige Gastspiel in der Kneippstad­t. Schon ein Jahr später, am 13. Juli 1968, gastierte er mit seiner eigenen Fritz-Walter-Prominente­n-Mannschaft erneut im Unteren Hart. Dabei spielte er gegen eine Landkreis-AH-Mannschaft. Neben den bekannten Nationalsp­ielern Herbert Erhardt oder dem einarmigen Robert Schlienz hatte er mit Werner Liebrich und dem heute aus der 1954er-Mannschaft noch einzig lebenden Horst Eckel erneut zwei Mitglieder der legendären „Berner Elf“mitgebrach­t.

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Fotos: Archiv Helmut Bader Fritz Walter, Toni Turek, Armin Hary: Klangvolle Namen standen da auf dem Spielberic­htsbogen für das Herbert‰Zimmermann‰ Gedächtnis­spiel im Juni 1967 in Bad Wörishofen.
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Fitz Walter führte die deutsche Fußballnat­ionalmanns­chaft 1954 zum ersten WM‰Titel. In Bad Wörishofen führte er den FC Schmiere im Benefizspi­el gegen eine Auswahl aus Sportpress­e‰Vertretern und Bad Wörishofer Promis zum 2:1‰Sieg.
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Fritz Walter und Sammy Drechsel (rechts) amüsierten sich beim Spiel.
 ??  ?? Max Gutmann (rechts) mit Weltmeiste­r‰ trainer Sepp Herberger.
Max Gutmann (rechts) mit Weltmeiste­r‰ trainer Sepp Herberger.
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Toni Turek signierte nach der Partie noch einige Fußbälle.

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