Zwei JungUnternehmer trotzen der CoronaKrise
Wirtschaft regional Sonja Vix und Benjamin Moser haben den Obstund Gemüseladen im Türkheimer Ortskern wieder eröffnet. Ihr Konzept: gute Produkte und gute Kontakte zu ihren Kunden
Türkheim Mitten in der Corona-Krise haben Sonja Vix (40) und Benjamin Moser (38) im August eine mutige Entscheidung getroffen und ihren Herzenswunsch erfüllt: Ihr Obst- und Gemüseladen erinnert ein wenig an eine kleine Markthalle, die familiäre Atmosphäre lockt jeden Tag mit einer großen Auswahl an. Im Feinkost-Angebot gibt’s außerdem Schmankerl aus der Region und aus Italien. Die beiden neuen Pächter führen die Tradition des Obstund Gemüseladens mitten im Ort weiter und haben darüber hinaus viele neue Ideen eingebracht.
Im November 2019 musste der Vorgänger-Laden vom ehemaligen Pächter Paul Feldhus nach 18 Jahren schließen. Dass mit Benjamin Moser ein waschechter Türkheimer bei der Ausschreibung des länger leer stehenden Geschäfts zum Zuge kam, ist in den Augen vieler Türkheimer ein „Glücksfall“.
Mit seiner Lebensgefährtin Sonja Vix zusammen hat er das „Konzept vom Pauli übernommen und ausgebaut“. Beide kommen beruflich aus der Gastronomie und haben sich in Stuttgart kennengelernt.
Zum Jahresanfang 2020 hatte Benjamin Moser bei einem Besuch in Türkheim bei seinen Eltern gesehen, dass „Pauli´s Laden dicht war“. Seine Idee („Das Ding machen wir“) war dann sehr schnell geboren. Dafür waren seine Kontakte in Türkheim hilfreich, in dem Ort, an dem er aufgewachsen und in die Schule gegangen war.
Auch die Familie von Vorpächter Paul Feldhus kannte er gut. Obwohl seine Bewerbung verspätet in das Prozedere „reingerutscht“war, stand im Mai fest, dass die beiden das Konzept hatten, das am besten passte. Die Wiedemann-Stiftung, der das Gebäude gehört, und der Marktgemeinderat hatten grünes Licht gegeben. Ende August konnte es also losgehen.
Die Ladeneinrichtung konnte fast komplett vom Vorpächter übernommen werden. Renovierungsarbeiten geben dem großen Verkaufsraum ein modernes Aussehen. Hinzugekommen ist ein Regal mit ausgesuchten und hochwertigen Weinen aus Europa. Dafür ist Sonja Vix als Sommelière die Fachfrau.
Drei großformatige Wand-Fotolandschaften, mit Toskana-Ansicht und blauer Meeresbucht, schaffen gerade in dem Jahr, in dem kaum jemand verreisen darf, eine schöne Stimmung.
Hauptsächlich aus der Toskana stammen auch die Produkte der Feinkost wie Olivenöl oder Käse. Einmal im Vierteljahr wollten Sonja Vix und Benjamin Moser dort vorbeischauen, die Waren abholen und ihre Produzenten besuchen, die sie alle persönlich kennen - so die Idee, die aber derzeit nicht umgesetzt werden kann.
Überhaupt ist für sie der Bezug zu Italien hier im Unterallgäu gegeben. „Die Distanz ist klein.“Ein langer Urlaub vor der Coronazeit war für beide der Startschuss. Freunde in
Italien halfen weiter. So lernten sie beispielsweise auch den Produzenten ihrer Kräuter kennen, der „Aromi da cucina del Chianti“. In idyllischer Landschaft sammeln er und seine Familie Wildkräuter im hügeligen Chianti-Classico-Gebiet, trocknen sie, mischen sie und füllen sie in handbeschriftete Gläschen ab. „Mehr Bio geht nicht“, sagt Benjamin Moser. Für Sonja Vix sind diese Gewürzmischungen „ihr Herzensprodukt“.
Für das frische Obst und Gemüse fahren beide zweimal die Woche frühmorgens zum Münchener Großmarkt. Herkunft der Ware aus der Region steht bei den entsprechenden Sorten aber an erster Stelle: Äpfel aus dem Bodenseegebiet, Kartoffeln und Zwiebeln aus Türkheimer Anbau.
Die Nähe zu den Kunden und die Beratung ist nicht nur fürs mediterrane Kochen mit den passenden Kräutern wichtig, sondern Konzept. „Unser Laden soll ein Ort der Kommunikation sein“, sagen die beiden, „dafür nehmen wir uns die Zeit.“Ihre Kunden für den täglichen Bedarf kommen vorwiegend aus Türkheim, aber auch in der Region hat sich die Adresse mit dem besonderen Angebot herumgesprochen.
Die Zukunft? „Da haben wir noch viel vor“, sagen Sonja Vix und Benjamin Moser, und man hört ihnen die Begeisterung für ihre Arbeit an. Sie denken an Verkostungen von Wein und Käse, oder auch von einem selbst hergestellten Orangensalat. „Wir haben gute Zulieferer. Für besondere Kundenwünsche sind wir immer offen“.
„Das Ding machen wir“
Der gebürtige Türkheimer Benjamin Moser, als er vom leer stehenden Obstladen erfuhr