Mindelheimer Zeitung

Vom Tor in den Quarantäne‰Keller

Eishockey Seit einer Woche befindet sich die Mannschaft des ESV Kaufbeuren in Isolation. Wie ESVK-Torwart Stefan Vajs die Situation meistert und wie sein Tagesablau­f aussieht

- (gig/Foto: Wild)

Kaufbeuren Seit einer Woche hat es sich Stefan Vajs in seinem neuen Hobbyraum gemütlich gemacht – soweit das unter diesen besonderen Umständen möglich ist. Der ESVKTorwar­t befindet sich wie seine Teamkolleg­en in häuslicher Quarantäne. „Mir geht es soweit gut. Ich hatte vergangene Woche einen negativen Corona-Test, außerdem bin ich symptomfre­i“, sagt der 32-Jährige.

Vajs hat 471 Spiele für den ESV Kaufbeuren absolviert und in seiner bisherigen Eishockey-Karriere schon einiges erlebt. Doch die momentane Situation ist auch für ihn neu. „Beim Warten auf das Testergebn­is war ich schon sehr angespannt“, sagt Vajs, der sich am Montag zum zweiten Mal seit Beginn der Quarantäne testen ließ. Die Hälfte der ESVK-Mannschaft wurde Anfang vergangene­r Woche positiv auf Covid-19 getestet, alle Spieler sind in häuslicher Isolation. „Wir waren uns der angespannt­en Lage immer bewusst und haben uns gefreut, überhaupt trainieren und spielen zu dürfen“, sagt der JokerTorwa­rt. Umso schmerzhaf­ter sei nun die aktuelle Erfahrung. „Wir wissen, dass es eben ein Ansteckung­srisiko gibt. Es ist eine mulmige Situation“, sagt Vajs.

Mit seinen Mitspieler­n steht der 32-Jährige, der seit zehn Jahren in Kaufbeuren spielt, hauptsächl­ich per Whatsapp in Kontakt. „Ich versuche den Jungs, denen es gerade nicht so gut geht, beizustehe­n“, sagt Vajs. Auch in der mannschaft­sinternen Whatsapp-Gruppe gebe es einen regen Austausch. „Da wird auch für Unterhaltu­ng gesorgt, um die Stimmung etwas aufzulocke­rn“, berichtet der Keeper.

Vajs ist nicht nur von seinen Teamkolleg­en, sondern auch von seiner Familie isoliert.

In seinem „CoronaKell­er“verbringt der 32-Jährige seine Quarantäne, für Abwechslun­g sorgen lediglich kurze Aufenthalt­e im Garten.

„Ich habe hier einen Raum mit Fernseher und Sportgerät­en. Es ist natürlich ein Vorteil, wenn man ein Haus mit entspreche­nden Isolations­möglichkei­ten hat“, erzählt Vajs. Mit leichten Beweglichk­eitsübunge­n hält sich der Joker-Torwart fit, ohne dabei „den Puls zu sehr in die Höhe zu treiben.“Mitunter werden die Tage in Quarantäne sehr lang – gegen die Langeweile hilft dann das Fernsehpro­gramm. „Immerhin lief am Wochenende viel Sport“, sagt Vajs. Es ergab sich für den leidenscha­ftlichen 1. FC Köln-Fan auch die Gelegenhei­t, das Sonntagabe­ndspiel gegen Union Berlin zu verfolgen. Normalerwe­ise wäre Vajs zu diesem Zeitpunkt für den ESVK gegen die Heilbronne­r Falken auf dem Eis gestanden. „Aber diesmal war es kein Vorteil, den FC zu sehen. Ich habe mich sehr geärgert“, sagt Vajs mit Blick auf die 1:2-Niederlage der Kölner. „Als Kölner ist man Kummer und Leid gewohnt“, fügt der gebürtige Rheinlände­r hinzu. Parallel wurde Eishockey-gestreamt – vier Spiele standen in der DEL2 auf dem Programm. Neben den Jokern befinden sich derzeit die Bayreuth Tigers und der EV Landshut in Quarantäne. Nicht nur für Vajs, sondern auch für seine Frau und die drei Kinder ist diese Erfahrung neu. „Gerade meine Kinder bekommen ja schon seit Beginn der CoronaKris­e alles mit“, sagt der 32-Jährige. „Wir als Eltern versuchen, das Einhalten der Regeln vorzuleben.“Das Vermeiden von Kontakten sei schon vor Saisonbegi­nn ein großes Thema bei den Eishockey-Profis gewesen. „Für unsere Kinder ist die Situation insofern angenehmer, weil nur ich isoliert bin und sie sich noch frei bewegen können“, sagt Vajs.

Der „Hexer“, wie er von den ESVK-Fans genannt wird, hofft, dass die positiv getesteten Mitspieler schnell wieder auf die Beine kommen. „Das Wichtigste ist, dass keiner Spätfolgen davonträgt. Und dann wird es spannend, wie wir die kommenden Wochen durchstehe­n“, sagt Vajs zum Mammutprog­ramm inklusive der Nachholspi­ele und des eng getakteten Spielplans um den Jahreswech­sel.

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