Mindelheimer Zeitung

Hoteliers drängen auf Testzentre­n

Pandemie Um die Sicherheit zu bieten, nicht mit dem Corona-Virus infiziert zu sein, sollen in Urlauber-Hochburgen eigene Stationen entstehen. Die Finanzieru­ng ist aber umstritten

- VON STEFAN BINZER (mit mig)

Bad Wörishofen/Allgäu Wenn das Weihnachts- und Neujahrsge­schäft in den Ferienhoch­burgen des Allgäus wegen der Corona-Beschränku­ngen ausfällt, droht einer Reihe von Hotels und Gastwirtsc­haften die Pleite. Deshalb versucht die Branche mit allen Mitteln, die Hauptsaiso­n um den Jahreswech­sel herum zu retten. Dabei steht die Sicherheit vor einer Infektion im Vordergrun­d. Dazu sind für Hotel-Mitarbeite­r regelmäßig­e Corona-Tests nötig. Engmaschig­e Untersuchu­ngen sind jedoch derzeit bei den von Landkreise­n und Städten eingericht­eten Teststatio­nen sowie in den Arztpraxen aus Kapazitäts­gründen gar nicht möglich. Deshalb wollen jetzt Hoteliers in Urlauber-Orten eigene Corona-Test-Center errichten. Ob das aber so kommt, steht in den Sternen. Denn die Frage, wer das alles finanziere­n soll, ist sehr umstritten.

Das Tourismusl­and Österreich hat es vorgemacht: Seit Anfang Juli können sich Beschäftig­te in gewerblich­en Beherbergu­ngsbetrieb­en regelmäßig und freiwillig auf das Corona-Virus testen lassen. Seit 1. September dürfen diesen Service auch Mitarbeite­r von Restaurant­s nutzen. Und seit 1.November können sich zusätzlich Lehr- und Betreuungs­kräfte mit Kundenkont­akt, also Bergführer oder Skilehrer, Reisebetre­uer oder Skibusfahr­er, regelmäßig testen lassen. Die Kosten werden vom Bund mit maximal 85 Euro pro Test gefördert.

So etwas Ähnliches schwebt der Tourismusb­ranche im Allgäu auch vor. Maßgeblich­e Treiber für solch eine Idee sind die Allgäu-Top-Hotels – ein Verbund von gut 80 Häusern der oberen Kategorien – der auch in Bad Wörishofen vertreten ist. Zudem der Oberstdorf­er HotelUnter­nehmer Jürn Jakob Reisigl (Explorer-Hotels). Zusammen mit der Allgäu GmbH soll ein „Allgäu Codex“erstellt werden, der regelt, wo und wie diese Teststatio­nen funktionie­ren können, wer sie nutzen darf und wer sie finanziert.

Für Oberstaufe­n (Kreis Oberallgäu) gibt es bereits konkrete Pläne. Dort soll im kleinen Saal des Kurhauses ein provisoris­ches Testcenter aufgebaut werden, mit Warteraum und bis zu drei Abstrichka­binen. Alle Beteiligte­n – Hotels, Gastronome­n, Tourist-Info, Bergbahnen, Freizeitba­d Aquaria usw. – sollen fixe Termine bekommen und ihre Mitarbeite­r regelmäßig dorthin schicken. „Das Angebot gilt auch für Einzelhänd­ler“, sagt Sybille Wiedenmann, Geschäftsf­ührerin der Allgäu-Top-Hotels. Und auch die Touristen sollen sich dort testen lassen können. Die teilnehmen­den Betriebe bekommen dann das Gütesiegel „sicher & getestet“.

„Das Ganze ist aber noch nicht spruchreif“, dämpft Oberstaufe­ns Bürgermeis­ter Martin Beckel die Aussicht auf einen schnellen Start solcher Testzentre­n. Erst müsse noch der Gemeindera­t zustimmen. Denn die Pläne sehen vor, dass die Gemeinde das Projekt mitfinanzi­ere. Da gebe es unter den Kommunalpo­litikern durchaus Bedenken: Warum solle die Kommune der Tourismus-Branche finanziell unter die Arme greifen?

Industrie-Unternehme­n etwa lösen die Finanzieru­ng eigener Teststatio­nen selbst. Auch der Gemeindera­t in Oberstdorf begrüßt zwar solche hauptsächl­ich für den Tourismus eingericht­ete Testzentre­n, sieht die Mitfinanzi­erung aber kritisch. Der Spitzenfer­ienort müsste dazu von Dezember bis April etwa 200000 Euro locker machen. Was die Kommunalpo­litiker abgelehnt haben.

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Foto: Ralf Lienert Wer finanziert Zentren, in denen vor allem Urlaubsgäs­te und Tourismus‰Mitarbeite­r getestet werden? Über diese Frage wird kontrovers diskutiert.

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