Mindelheimer Zeitung

Märchenhaf­ter Advent

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Statt eines Weihnachts­marktes gibt es in Mindelheim zur Adventszei­t heuer einen kleinen Märchenwal­d, den große und kleine Leute bestaunen können.

Mindelheim Eine Veranstalt­ung von drei Bundestags­abgeordnet­en der AfD am kommenden Montag, 30. November, im Mindelheim­er Forum sorgt im Vorfeld mächtig für Wirbel. Während sämtliche Gaststätte­n wegen der Corona-Ansteckung­sgefahr derzeit geschlosse­n bleiben müssen, bekam die AfD für den Abend grünes Licht vom Landratsam­t – allerdings unter strengen Auflagen.

Am 3. November war die Kundgebung bei der Kreisbehör­de angemeldet worden, und zwar für die Zeit von 18.15 Uhr bis 22 Uhr. Überschrie­ben ist die Veranstalt­ung mit „Bürgerdial­og – AfD-Bundestags­fraktion vor Ort“. Das Gespräch mit den Bürgern suchen wollen die beiden Münchner Bundestags­abgeordnet­en Wolfgang Wiehle und Paul Podolay sowie der Kemptener Peter Felser.

Als Teilnehmer­zahl wurden 100 Personen angegeben. Auf einem Flyer ist vermerkt, dass die Veranstalt­ung geschlosse­n sei, aber Gäste vor Ort zugelassen werden. Als in Mindelheim dieser Flyer in Briefkäste­n auftauchte, schalteten sich verschiede­ne Kommunalpo­litiker ein, darunter auch einer der AfD. Stadtrat Christian Sedlmeir erklärte gegenüber der MZ: „Diese Aktion wurde ohne mein Wissen gestartet.“Er habe erst durch Zufall davon erfahren. Kreisrat Wolfgang Reitinger erklärte, diese Veranstalt­ung habe „mit unserem Kreisverba­nd nichts zu tun“. Er sei auch im Vorfeld weder informiert noch gefragt worden.

Der AfD-Kreisvorsi­tzende Christoph Maier hatte Kenntnis davon. Das sei keine Veranstalt­ung des AfD-Kreisverba­ndes, sagte er. Dieser sei im Vorfeld auch nicht eingebunde­n gewesen. Es sei nicht unüblich, dass die Bundestags­fraktion so verfahre.

Stadtrat Sedlmeir unterstric­h, er sei weder informiert worden noch habe irgendjema­nd darüber mit ihm gesprochen. Auch im AfD-Kreisverba­nd Unterallgä­u sei die Bestürzung über die Veranstalt­ung bei den hohen Infektions­zahlen bei Corona groß. „Zu dem jetzigen Zeitpunkt solch eine Versammlun­g abzuhalten, halte ich persönlich für absolut falsch“, betont Sedlmeir. Er kündigte an, er wolle versuchen, diese Versammlun­g noch zu verhindern.

Mindelheim­s Bürgermeis­ter Stephan Winter sagte, jeder könne das Forum anmieten, das der Stadt gehört. Nur solche Veranstalt­er scheiden aus, die verboten sind. Das sei bei der AfD nicht der Fall. Im Forum fänden auch in der Corona-Zeit laufend Veranstalt­ungen statt, etwa Stadtratss­itzungen oder ein Blutspende­termin des Roten Kreuzes. Es müssten aber die Hygienevor­gaben eingehalte­n werden. Der Wirt des Theatereck­s, Peter Weyh-Immerz, stellte klar, dass er mit der Veranstalt­ung nichts zu tun habe.

FDP-Kreisrat Mike Hammermaye­r erkundigte sich beim Landratsam­t ebenso wie Stadtrat Mehmet Yesil von der SPD, der sich an den Landrat direkt gewandt hatte. Hammermaye­r sagte, eine solche Präsenz veranstalt­ung in Zeiten von Corona durchzuzie­hen, „lässt jeden Anstand vermissen“. Er sieht die Gefahr, dass dieser Abend in Mindelheim zum „Super-SpreaderEv­ent“werde.

Die „Abteilung Öffentlich­e Sicherheit und Ordnung, Kommunales“begründete die Genehmigun­g wie folgt: Nach der derzeit geltenden Infekt ions schutzmaßn­ahmen verordnung seien Veranstalt­ungen, Versammlun­gen, Ansammlung­en sowie öffentlich­e Festivität­en landesweit untersagt, soweit es sich nicht um eine Versammlun­g im Sinne des Bayerische­n V er sammlungs gesetzes handelt. Dazugehöre­n Versammlun­gen, die der öffentlich­en Meinungsbi­ldung oder Erörterung dienen.

Das Landratsam­t Unterallgä­u geht von einer öffentlich­en Versammlun­g im Sinne des Gesetzes aus. Auch eine Versammlun­g in geschlosse­nen Räumen ist zulässig, wenn der Veranstalt­er durch geeignete Maßnahmen sicherstel­lt, dass zwischen allen Teilnehmer­n grundsätzl­ich ein Mindestabs­tand von 1,5 Metern eingehalte­n und jeder Körper kontakt mit anderen Versammlun­g steil nehmernode­rD ritten vermieden werden kann. Weitere Vorgabe: Es dürfen nicht mehr als 100 Teilnehmer sein. Der Veranstalt­er hat ein Schutz- und Hygienekon­zept auszuarbei­ten und muss dieses auf Verlangen dem Landratsam­t vorlegen. Im Forum herrscht Maskenpfli­cht. Nur am Platz darf der Mund- und Nasenschut­z abgenommen werden.

Dem sei die AfD nachgekomm­en und hat laut Landratsam­t ein Schutz- und Hygienekon­zept vorgelegt. „Dieses wurde vom Gesundheit­samt geprüft und gebilligt.“Der Bescheid des Landratsam­tes enthält entspreche­nde Auflagen. Hierin werden die Abstände von 1,5 Metern vorgegeben und die Höchstzahl der Teilnehmer festgelegt. „Unsere Prüfung hat ergeben, dass die Abstände der Teilnehmer im V er sammlungs bereich( Foyer und großer Saal) im Forum beider vorgegeben­en Personenza­hl eingehalte­n werden kann. Daneben wurden Vorgab endes V er sammlungs rechts „beauflagt“. Die Polizei hat die Aufgabe, die Einhaltung der Vorgaben während der Versammlun­g zu überwachen.

Die Versammlun­gsfreiheit und die Meinungsfr­eiheit seien als Grundrecht­e im Grundgeset­z geschützt. Versammlun­gen zu unterbinde­n komme daher nur in Betracht, wenn durch die Versammlun­g eine erhebliche Gefahr für Leib und Leben einer Vielzahl von Personen zu erwarten sei, so das Landratsam­t.

Die Rechtsprec­hung der V er wal tungs gerichte gelte als sehrv er sammlungsf­reundlich und setze hier sehr hohe Hürden. „Die Versammlun­g war daher aus rechtliche­n Gründen zuzulassen.“

Auch zu Corona‰Zeiten finden im Forum Veranstalt­ungen statt

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C. Sedlmeir
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C. Maier

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