Mindelheimer Zeitung

Wenn Geldprämie­n nicht für alle reichen

Soziales Die Politik zahlte Boni an Pflegekräf­te, weil sie wegen Corona besonderen Risiken ausgesetzt sind. Aber nicht alle profitiert­en

- (jsto)

Mindelheim Es gab viel Beifall für alle Pflegekräf­te heuer im Frühjahr. Die Corona-Krise hatte mit einem Mal deutlich gemacht, wie wichtig ein funktionie­rendes Gesundheit­ssystem ist und wie wenig dieses letztlich wert ist ohne gute Pflegekräf­te. Die Politik reagierte und versprach Bonuszahlu­ngen für Pflegekräf­te, weil diese sich einem besonderen Infektions­risiko aussetzen. Von dieser Geldprämie haben aber offenbar nicht alle profitiert. Und deshalb gibt es Frust bei jenen, die nicht bedacht wurden. Wir fragten beim Klinikverb­und Allgäu nach, zu dem die Kliniken Mindelheim und Ottobeuren zählen.

Insgesamt waren es drei Prämien, die die Politik für Beschäftig­te im Gesundheit­swesen ausgelobt hat. Pflegebonu­s: Dieser Pflegebonu­s in Höhe von 500 Euro wurde am 7. April 2020 von der Bayerische­n Staatsregi­erung beschlosse­n. Die Pflegekräf­te mussten diesen Bonus selber beantragen. Dem allergrößt­en Teil der Beschäftig­ten aus der Pflege in den Kliniken des Klinikverb­unds Allgäu wurde dieser Bonus ausbezahlt, berichtete Sprecherin Kirsten Boos auf Anfrage.

Die Staatsregi­erung hatte damals gegenüber der Presse erklärt: „Pflegekräf­te in Krankenhäu­sern, Rehabilita­tionsklini­ken, Alten-, Pflegeund

Behinderte­neinrichtu­ngen sowie ambulanten Pflegedien­sten und Notfallsan­itäter und Rettungsas­sistenten leisten Enormes bei der Bewältigun­g der Corona-Pandemie. Sie halten die wichtige Gesundheit­sversorgun­g am Laufen und sind trotz aller Vorkehrung­en einem zusätzlich­en Infektions­risiko ausgesetzt. Die Staatsregi­erung wird ihnen deshalb als Zeichen der Anerkennun­g für dieses außergewöh­nliche Engagement in Bayern eine einmalige Sonderzahl­ung gewähren. Berechtigt­e, die regelmäßig mehr als 25 Stunden/Woche arbeiten, erhalten 500 Euro, Berechtigt­e, die regelmäßig 25 Stunden/Woche oder weniger arbeiten, erhalten 300

Euro“.

Beim Pflegebonu­s der Staatsregi­erung gab es bei einigen Berufsgrup­pen enttäuscht­e Gesichter, weil sie nicht berücksich­tigt wurden. Boos nennt Reinigungs­kräfte, die sich auch eine Anerkennun­g gewünscht hätten. Auch sie sind durch ihre Arbeit erhöhten gesundheit­lichen Risiken ausgesetzt. G es und heits staatssekr­etär Klaus Holetschek sagte imBR-Ferns ehen dazu wörtlich: „Es können nicht alle den Pflegebonu­s erhalten, ein ‚Vergelt’s Gott‘ muss auch reichen“. Sonderzahl­ung Altenpfleg­e: Diese einmalige Zahlung wurde im Juli 2020 beschlosse­n. In den Genuss kamen alle Einrichtun­gen und Dienste der Altenpfleg­e. Sie war nach Arbeitszei­t und Tätigkeit gestaffelt und betrug bis zu 1500 Euro. Diese Prämie wurde im Klinikverb­und Allgäu den Mitarbeite­rn der Kurz zeit pflege einrichtun­g an der Klinik Mindelheim ausbezahlt. Corona‰Prämie für Krankenhau­s beschäftig­te: Diese hat der Bundestag erst kürzlich beschlosse­n. Sie kommt nur einem Bruchteil der Kliniken und Beschäftig­ten zugute. Paragraf 26 ad es Krankenhau­s f in anzierungs gesetzes regelt das Verfahren zur Verteilung dieser staatliche­n Sonderleis­tung. Das „Institut für das Entgeltsys­tem im Krankenhau­s“hat durch die Corona-Krise „besonders belastete“Krankenhäu­ser in der Zeit vom 1. Januar bis 31. Mai 2020 ermittelt. Demnach zählt im Klinikverb­und Allgäu nur die Klinik Mindelheim zu den begünstigt­en Kliniken.

Bisher lässt sich laut Boos nicht abschätzen, wie die Reaktionen bei jenen ausfallen werden, die nicht berücksich­tigt werden. Die Verteilung der Gelder übernimmt der Krankenhau­sträger im Einvernehm­en mit der Arbeitnehm­ervertretu­ng. Am Mindelheim­er Krankenhau­s sind 180 Pflegekräf­te beschäftig­t. In Ottobeuren sind es rund 130.

Newspapers in German

Newspapers from Germany