Wiedersehen vor Gericht
Fußball Reiner Maurer streitet mit Türkgücü München. Es geht um Prämien für seine Trainer-Tätigkeit und mehr
München/Mindelheim Eigentlich war er ja der Baumeister des Aufstiegs in die 3. Liga für Türkgücü München. Unter der Regie von Trainer Reiner Maurer aus Mindelheim (60) war der Klub, der von Präsident Hasan Kivran regiert wird, im Frühjahr unangefochtener Tabellenführer der Fußball-Regionalliga Bayern, doch als der Aufstieg feststand, war die Zeit für Maurer abgelaufen, sein Vertrag wurde von Kivran nicht verlängert. Nun hat das Engagement des Allgäuers ein Nachspiel, das sich außerhalb des Fußball-Platzes abspielt. Nämlich in Form eines Rechtsstreits zwischen Maurer und Kivran, der allem Anschein demnächst vor Gericht enden wird.
Dabei geht es nicht unbedingt in erster Linie ums Geld, obwohl Maurer – wie die Süddeutsche Zeitung berichtet – von Türkgücü eine Aufstiegsprämie fordert. Vielmehr gehe es dem 60-Jährigen gegen den Strich, dass er nun „vor ein Arbeitsgericht gezerrt“werde. „Ich bin jetzt seit 43 Jahren Arbeitnehmer. Ich war noch nie vor dem Arbeitsgericht. Ich habe auch noch nie eine
Abmahnung erhalten“, wird Maurer von der SZ zitiert. Im Rückblick spricht er von einer zunächst harmonischen Zusammenarbeit, der Durchmarsch von der Bayernliga in Deutschlands dritthöchste Klasse hat auch prächtig funktioniert. Die Aufstiegsprämie des Trainers sei allerdings nur mündlich vereinbart worden. Inzwischen vertritt Maurer die Ansicht, dass Präsident Kivran sein Wort nicht gehalten habe. Natürlich habe es eine Absprache gegeben, das könne er beweisen. Kivran sagt dazu laut SZ, dass diese Prämie zwar „in den ersten Gesprächen erwähnt“worden sei. Aber: „Unsere Verträge, auch die von Herrn Maurer, sehen die Schriftform vor.“Das war Maurer dann doch zuviel. Ihm gehe es darum, dass sich gewisse Gepflogenheiten im Fußball nicht durchsetzen dürften.
Dabei wirft er Kivran nicht einmal dessen quasi Alleinherrschaft im Verein vor. Präsidiale Einflussnahme sei er durch seine vielen Tätigkeiten (Griechenland, Thailand, TSV 1860 München) durchaus gewöhnt. Dennoch sagt Maurer: „Kivran hat während der Spiele kontinuierlich Text- oder Sprachnachrichten in Richtung Bank geschickt. Dort saß übrigens auch der ehemalige Geschäftsführer Robert Hettich, den Maurer von den Münchner Löwen her kannte. Dieser hat seine Aufstiegsprämie laut SZ auf dem Rechtsweg mittlerweile erfolgreich erstritten. Während Kivran eine Einflussnahme auf Aufstellung und andere sportliche Angelegenheiten bestreitet, bleibt Maurer bei seiner Version. Und zieht einen Vergleich: „Kivran ist jetzt kein Beckenbauer, er ist ein absoluter Anfänger, der noch nie etwas mit Profifußball zu tun hatte.“Was Kivran nicht bestreitet. Er bestätigte der Zeitung, vor dem Aufstieg keinerlei Profi-Erfahrung gehabt zu haben. Gegen einen stilvollen Abschied nach der durch Corona verkürzten Spielzeit hätte Maurer übrigens nichts gehabt. Ein Dank für die Zusammenarbeit hätte ihm genügt. Aber dazu sei Kivran nicht fähig. Einmal habe er ihm eine E-Mail mit üblichen Trainergehältern in der 3. Liga geschickt. Daraufhin nannte Kivran Maurers Gehaltsvorstellungen völlig überzogen. Maurer sagt, nie ein konkretes Gehalt gefordert zu haben.
Auch Rainer Koch, Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), hatte Kivran übrigens schon vorgeworfen, sich nicht an Abmachungen zu halten – nämlich im DFB-Pokalstreit zwischen BFV, dem 1. FC Schweinfurt 05 und Türkgücü. Eine direkte Aussprache zwischen Maurer und Kivran hat es gegeben. Der Allgäuer wollte Klartext hören. Aber: „Als ich ihm meinen Anwalt vorstellte, verließ Kivran fluchtartig das Lokal“, erzählt Maurer der SZ. Dabei habe Kivran sogar ein unterschriftsreifes Schriftstück
auf den Tisch gelegt. Maurer: „Warum ist dann die Gegenwart eines Anwalts ein Problem?“Nach Kivrans Aussage seien Maurer und sein Anwalt vor ihm gegangen.
Vor dem Hintergrund dieser widersprüchlichen Darstellungen ist die Angelegenheit in ein Wiedersehen vor Gericht gemündet. Allerdings war Kivran bei zwei Güteverhandlungen nicht persönlich anwesend. Dabei schlug das Gericht einen Vergleich in Höhe von 15.000 Euro vor. Was Maurer als „gut und salomonisch“bezeichnet. Er will aber nicht, dass Kivran später behauptet, er müsse gar nicht zahlen, sondern er mache das eher freiwillig. Inzwischen sei er laut SZ bereit „zwei Drittel einer angemessenen Prämie“zu zahlen, während das gerichtliche Angebot die Hälfte bedeutet hätte. Maurers Reaktion: Kivran wolle wohl glimpflich davonkommen. Der Ex-Trainer lehnt das Angebot ab und will Kivran vor Gericht sehen. Maurer strebe nun die Beweisaufnahme an. Möglicher Termin wäre Anfang kommenden Jahres.