Mindelheimer Zeitung

Blut spenden in Zeiten der Corona-Pandemie

Gesundheit Corona ist für Spender und Personal eine Herausford­erung. Beobachtun­gen beim Blutspende­termin in der Ettringer Schule

- VON SABINE SCHAA‰SCHILBACH

Ettringen Im Foyer der AlbertSchw­eitzer-Schule in Ettringen können die Bürger viermal im Jahr Blut spenden. 2020 gab es nur drei Termine, aber daran war nicht die Pandemie schuld, sondern es gab organisato­rische Gründe. Vor der Schule parkt im Nebel das Blutspende­mobil, ein auffällig großer und langer, weißroter Lkw. Von 17 bis 21 Uhr hat der Blutspende-Dienst des Bayerische­n Roten Kreuzes den Raum drinnen in ein mobiles Behandlung­szentrum verwandelt. Der Andrang ist groß, erfahrungs­gemäß kommen in den vier Stunden 80 bis 90 Blutspende­r. Die acht Plätze sind durchgehen­d belegt.

Dabei sind nicht nur zwei Fahrer, fünf „Punktionsk­räfte“und zwei Honorar-Ärzte, sondern zusätzlich ehrenamtli­che Mitarbeite­rinnen vom „Rote-Kreuz-Arbeitskre­is Ettringen“. Und Michael Schröter aus Babenhause­n, angestellt beim Bayerische­n Roten Kreuz und zuständig für die Blutspende­n im gesamten Unterallgä­u, inklusive Memmingen. Er ist bei jedem Blutspende-Termin in seinem Gebiet vor Ort. Als Ansprechpa­rtner und als Betreuer von Spendern und Helfern. Er gibt Auskunft auf alle Fragen, die die Arbeit des Roten Kreuzes ganz allgemein betreffen. Außerdem ist er „Ehrenamtsb­eauftragte­r“.

Im Ettringer „Frauenarbe­itskreis des Roten Kreuzes“sind 22 Frauen tätig. Außer der Organisati­on des Ettringer Seniorenna­chmittags im Fasching sind die Blutspende-Termine ihr wichtigste­s Einsatzgeb­iet. Meist sind neun fleißige Ehrenamtli­che in zwei Schichten an einem Blutspende-Termin mit dabei.

Unter anderem sorgen sie für Getränke und verteilen die Brotzeiten zum Mitnehmen an die Spender. Früher, vor Corona, durfte man die „auch hier essen“. Ihr Verein ist seit 1997 registrier­t und umfasst außer Ettringen auch noch Mitglieder im Ehrenamt in Türkheim und Tussenhaus­en. Alle, Spender und Mitarbeite­r, tragen eine Atemschutz­maske. Die Aktiven „an der Liege“zusätzlich Schutzkitt­el und Handschuhe. Die geforderte­n Abstände zwischen den Personen werden von allen genau eingehalte­n. Das ist dann eine Herausford­erung, wenn mehrere Spender erst einmal warten müssen, um alle vorgeschri­ebenen Stationen zu durchlaufe­n, bevor sie mit der eigentlich­en Blutentnah­me drankommen.

Das Prozedere für jeden Spender ist nämlich genau vorgeschri­eben, egal ob er zum ersten Mal da ist oder ob für ihn der Ablauf schon Routine ist. Nach der Anmeldung muss ein medizinisc­her Fragebogen ausgefüllt werden. Dann Anstehen beim Arzt zur Untersuchu­ng (Blutdruck, Puls, Temperatur) und zur Bestimmung des Hämoglobin-Gehalts im Blut. Ist der zu niedrig, darf nicht gespendet werden. Bei Erstspende­rn kommt noch eine Blutgruppe­n-Bestimmung im Schnelltes­t hinzu.

Erst dann ist der Weg frei zur eigentlich­en Blutspende. Die „Punktionsk­räfte“führen die Blutentnah­me durch. Das dauert im Ganzen etwa 15 Minuten. Für eine Vollblutko­nserve werden 500 Milliliter Blut gezapft. Diesen Verlust könne der Körper in wenigen Tagen ersetzen. Am Ende wird die Einstichst­elle verschloss­en und ein Verband angelegt. Wer will, bleibt noch eine Weile liegen. Es ist ruhig in diesem Teil des Raumes. Ab und zu piepst es melodisch, wenn wieder jemand fertig geworden ist. Neben den Liegen steht jeweils eine Waage, darauf der

Beutel, in den das Blut hineinläuf­t. Der wird sanft hin und her geschaukel­t, um das Blut zu mischen und eine Gerinnung zu verhindern.

Eine halbe Stunde nach Beginn um 17 Uhr waren schon alle acht Liegen belegt. Mathias Kögel (26) aus Siebnach gehörte an diesem Tag zu den ersten. Er spendet seit vier Jahren regelmäßig. Wie kam er dazu? Er führe eine Tradition weiter: „Mein Vater ist früher auch immer zum Spenden gegangen.“

Die entnommene­n Blutkonser­ven werden, immer in der Kühlung, mit dem Lkw nach Landsberg in die Rotkreuz-Zentrale gebracht und in derselben Nacht noch nach Wiesenthei­d in Unterfrank­en weiter transporti­ert. Dort befindet sich das Blutkonser­ven-Zentrallag­er für Bayern. Dort werden die Konserven untersucht und ein Teil zu Konzentrat­en und Plasmapräp­araten weitervera­rbeitet.

Von dort werden dann die Praxen und Krankenhäu­ser mit dem wertvollen roten Lebenssaft beliefert. Das macht wieder der Blutspende­Fahrdienst vom Bayerische­n Roten Kreuz. Lange haltbar ist eine Vollblutko­nserve nicht: genau 42 Tage. Trotz Corona sei in diesem Jahr in Bayern die Blutkonser­ven-Versorgung bisher ausreichen­d, sagt Michael Schröter. Eine andere Zahl hingegen sollte zu denken geben: „In Bayern spenden derzeit nur etwa sieben Prozent der Bevölkerun­g, aber jeder Dritte ist einmal in seinem Leben auf ein Blutproduk­t angewiesen“, heißt es in der Pressemapp­e des Blutspende­diensts des Bayerische­n Roten Kreuzes.

„Mein Vater ist früher auch immer zum Spenden gegangen.“

Mathias Kögel aus Siebnach kommt regelmäßig zum Blutspende­termin

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Symbolfoto: Markus Becker/dpa Im Schnitt kommen 80 bis 90 Spender, wenn der Blutspende­dienst des BRK in Ettringen Station macht. Gerade in Corona‰Zeiten ist es lebenswich­tig, dass Blut gespendet wird.
 ?? Foto: Sabine Schaa‰Schilbach ?? Wer in der Albert‰Schweitzer‰Schule in Ettringen mehrmals Blut gespendet hat, be‰ kommt als Anerkennun­g einen Gutschein und kann sich ein Geschenk aussuchen. Im Hintergrun­d eine Mitarbeite­rin vom „Arbeitskre­is vom Roten Kreuz in Ettringen“, zu‰ ständig für die Ausgabe einer Brotzeit nach der Spende.
Foto: Sabine Schaa‰Schilbach Wer in der Albert‰Schweitzer‰Schule in Ettringen mehrmals Blut gespendet hat, be‰ kommt als Anerkennun­g einen Gutschein und kann sich ein Geschenk aussuchen. Im Hintergrun­d eine Mitarbeite­rin vom „Arbeitskre­is vom Roten Kreuz in Ettringen“, zu‰ ständig für die Ausgabe einer Brotzeit nach der Spende.

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