Mindelheimer Krippenweg
Advent Der Mindelheimer Krippenweg zeigt viele Darstellungen von Christi Geburt und noch einiges mehr
Als Einstimmung aufs Weihnachtsfest führt jetzt auch durch die Mindelheimer Altstadt ein Krippenweg. Auf vielfältige Art wird die Geburt Christ dargestellt.
Mindelheim Was tun, wenn man wegen der Corona-Pandemie auf lieb gewordene Traditionen wie Adventskonzerte, Krippenspiele, Weihnachtsfeiern und Christkindlmärkte verzichten muss? Kulturamtsleiter Christian Schedler ließ sich etwas einfallen. Bei einem dienstlichen Gespräch mit dem Regensburger Bischof Rudolph Vorderholzer, der zusammen mit seinem evangelischen Amtsbruder in der Donaustadt einen ökumenischen Kripppenweg organisiert hat, kam ihm der Gedanke, dass dies auch eine Alternative für die Krippenstadt Mindelheim wäre. Gesagt, getan. Schedler holte sich für dieses Projekt Dekan Andreas Straub und Pfarrer Erik Herrmanns von der evangelischen Johannes-Gemeinde mit ins Boot. Geschäftsleute in der Innenstadt wie auch Gemeindemitglieder wurden angeschrieben und zum Mitmachen animiert.
Mit seiner Idee, einen ökumenischen Krippenweg zu organisieren rannte das Trio offene Türen ein, große Begeisterung schlug ihm entgegen. Mehr als 65 Aussteller signalisierten ihre Teilnahme. „Das hat all unsere Erwartungen übertroffen“, zeigte sich der Kulturamtsleiter
Die Stücke zeigen auch die Vielfalt des Glaubens
überrascht. So punktet die Frundsbergstadt in diesem Jahr nicht nur mit Tannenduft und Lichterglanz, sondern auch mit einer Krippenschau, die die Vielfalt des christlichen Glaubens zum Ausdruck bringt. „Der ökumenische Krippenweg, so Dekan Andreas Straub lädt uns in der staden Zeit zur Besinnung auf das Wesentliche, auf die Geburt Christi ein.“.
Wer in Mindelheim auf Entdeckungsreise ins „Heilige Land“geht, dem wird schnell bewusst, dass Jesus die Hauptsache von Weihnachten ist.
Der evangelische Pfarrer Erik Hermanns, der zusammen mit Kulturamtsleiter Christian Schedler und seinem katholischen Amtskollegen den Krippenweg eröffnete, sagte: „Krippen sollen uns sichtbar daran erinnern, dass Gott einer von uns geworden ist, egal welche Hautfarbe er hat.“
So spielen mehr als 65 Krippen mit ihren Figurentheatern die Ankunft Gottes in unserer Welt nach. Nicht selten erzählen sie aber auch andere spannende Familiengeschichten. Alle Krippen zu beschreiben, die in Mindelheim ausgestellt sind, würde den Rahmen sprengen. Hier deshalb nur einige der Besonderheiten: Da wäre zum Beispiel ein 2,5 Kilo schweres Domizil der Heiligen Familie aus 925er
Sterling-Silber, das im Schaufenster der Goldschmiede Bergmiller zu bestaunen ist und besonders Tochter Isabelle beeindruckt. Ihr Ur-UrGroßvater hat sie 1970 gegossen und ziseliert.
Tradition aus dem Erzgebirge verkörpert die Krippe im Fenster der früheren Bäckerei Lödermann. Ungewöhnlich ist an diesem Exponat, dass der Heilige Joseph das Jesuskind mit der Flasche füttert und Mutter Maria einen Brei anrührt. Die Krippe gehört seit 1997 Schedlers Tochter Benedicta. Sie wurde von dem aus dem Erzgebirge stammenden Laienschnitzer Hans Julius in Kempten geschaffen und von dem hochbetagten Künstler 1995 für den St. Lukaspreis des Schwäbischen Krippenmuseums eingereicht.
Eine ganz andere Geschichte erzählt die neue, sogenannte Kaulbach-Krippe, die im Westportal der Pfarrkirche St. Stephan alle Blicke auf sich zieht. Sie war ursprünglich im Besitz des in Ohlstadt bei Garmisch ansässigen Zweiges der bekannten Malerfamilie Kaulbach und kam mit ihren mehr als 100 prächtig gekleideten Figuren im Sommer dieses Jahres als Leihgabe nach Mindelheim. Bei den etwa 25 Zentimeter großen „Darstellern“, mit ihren aus Draht montierten Gliederkörpern und geschnitzten Händen und Füßen fallen besonders die wachsbossierten Köpfe mit ihren Glasaugen auf. Auch die spätbarocke Ausstattung wie die prächtige Bekleidung der Figuren ist eine Augenweide für Kunstliebhaber.
Das Mindelheimer Kulturamt hat die Kaulbach-Krippe an die Pfarrei St. Stephan ausgeliehen. Um sie augenfällig in Szene zu setzen, wurde Diplom-Restaurator Ernst Striebel aus Kirchheim mit dem Bau eines passenden Umfeldes beauftragt. Die Kaulbach-Krippe wurde am ersten Adventssonntag während eines Gottesdienstes von Andreas Straub gesegnet. Sie kann täglich von 9.30 bis 17.30 Uhr besichtigt werden.
Doch damit nicht genug der Attraktionen. Sehenswert ist auch eine
Krippe im Fenster der Bäckerei Fäßler, die von Gabi und Fritz Birkle stammt. Ein Künstler aus Seefeld in Tirol hat Stall und Figuren aus dem Holz einer 300 Jahre alten Linde geschnitzt, den ein Sturm an Weihnachten 2003 in der Lindenallee in Nassenbeuren gefällt hat.
„Geh’ mer Krippele schaun!“Wer den Krippenweg ablaufen will, hat dazu noch bis zum 10. Januar 2021 Gelegenheit. Flyer, die den Weg weisen, liegen in den Kirchen und Geschäften aus und werden mit der Unterallgäu Rundschau auch an alle Haushalte verteilt.
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