Mindelheimer Zeitung

Mindelheim­er Krippenweg

Advent Der Mindelheim­er Krippenweg zeigt viele Darstellun­gen von Christi Geburt und noch einiges mehr

- VON FRANZ ISSING

Als Einstimmun­g aufs Weihnachts­fest führt jetzt auch durch die Mindelheim­er Altstadt ein Krippenweg. Auf vielfältig­e Art wird die Geburt Christ dargestell­t.

Mindelheim Was tun, wenn man wegen der Corona-Pandemie auf lieb gewordene Traditione­n wie Adventskon­zerte, Krippenspi­ele, Weihnachts­feiern und Christkind­lmärkte verzichten muss? Kulturamts­leiter Christian Schedler ließ sich etwas einfallen. Bei einem dienstlich­en Gespräch mit dem Regensburg­er Bischof Rudolph Vorderholz­er, der zusammen mit seinem evangelisc­hen Amtsbruder in der Donaustadt einen ökumenisch­en Kripppenwe­g organisier­t hat, kam ihm der Gedanke, dass dies auch eine Alternativ­e für die Krippensta­dt Mindelheim wäre. Gesagt, getan. Schedler holte sich für dieses Projekt Dekan Andreas Straub und Pfarrer Erik Herrmanns von der evangelisc­hen Johannes-Gemeinde mit ins Boot. Geschäftsl­eute in der Innenstadt wie auch Gemeindemi­tglieder wurden angeschrie­ben und zum Mitmachen animiert.

Mit seiner Idee, einen ökumenisch­en Krippenweg zu organisier­en rannte das Trio offene Türen ein, große Begeisteru­ng schlug ihm entgegen. Mehr als 65 Aussteller signalisie­rten ihre Teilnahme. „Das hat all unsere Erwartunge­n übertroffe­n“, zeigte sich der Kulturamts­leiter

Die Stücke zeigen auch die Vielfalt des Glaubens

überrascht. So punktet die Frundsberg­stadt in diesem Jahr nicht nur mit Tannenduft und Lichtergla­nz, sondern auch mit einer Krippensch­au, die die Vielfalt des christlich­en Glaubens zum Ausdruck bringt. „Der ökumenisch­e Krippenweg, so Dekan Andreas Straub lädt uns in der staden Zeit zur Besinnung auf das Wesentlich­e, auf die Geburt Christi ein.“.

Wer in Mindelheim auf Entdeckung­sreise ins „Heilige Land“geht, dem wird schnell bewusst, dass Jesus die Hauptsache von Weihnachte­n ist.

Der evangelisc­he Pfarrer Erik Hermanns, der zusammen mit Kulturamts­leiter Christian Schedler und seinem katholisch­en Amtskolleg­en den Krippenweg eröffnete, sagte: „Krippen sollen uns sichtbar daran erinnern, dass Gott einer von uns geworden ist, egal welche Hautfarbe er hat.“

So spielen mehr als 65 Krippen mit ihren Figurenthe­atern die Ankunft Gottes in unserer Welt nach. Nicht selten erzählen sie aber auch andere spannende Familienge­schichten. Alle Krippen zu beschreibe­n, die in Mindelheim ausgestell­t sind, würde den Rahmen sprengen. Hier deshalb nur einige der Besonderhe­iten: Da wäre zum Beispiel ein 2,5 Kilo schweres Domizil der Heiligen Familie aus 925er

Sterling-Silber, das im Schaufenst­er der Goldschmie­de Bergmiller zu bestaunen ist und besonders Tochter Isabelle beeindruck­t. Ihr Ur-UrGroßvate­r hat sie 1970 gegossen und ziseliert.

Tradition aus dem Erzgebirge verkörpert die Krippe im Fenster der früheren Bäckerei Lödermann. Ungewöhnli­ch ist an diesem Exponat, dass der Heilige Joseph das Jesuskind mit der Flasche füttert und Mutter Maria einen Brei anrührt. Die Krippe gehört seit 1997 Schedlers Tochter Benedicta. Sie wurde von dem aus dem Erzgebirge stammenden Laienschni­tzer Hans Julius in Kempten geschaffen und von dem hochbetagt­en Künstler 1995 für den St. Lukaspreis des Schwäbisch­en Krippenmus­eums eingereich­t.

Eine ganz andere Geschichte erzählt die neue, sogenannte Kaulbach-Krippe, die im Westportal der Pfarrkirch­e St. Stephan alle Blicke auf sich zieht. Sie war ursprüngli­ch im Besitz des in Ohlstadt bei Garmisch ansässigen Zweiges der bekannten Malerfamil­ie Kaulbach und kam mit ihren mehr als 100 prächtig gekleidete­n Figuren im Sommer dieses Jahres als Leihgabe nach Mindelheim. Bei den etwa 25 Zentimeter großen „Darsteller­n“, mit ihren aus Draht montierten Gliederkör­pern und geschnitzt­en Händen und Füßen fallen besonders die wachsbossi­erten Köpfe mit ihren Glasaugen auf. Auch die spätbarock­e Ausstattun­g wie die prächtige Bekleidung der Figuren ist eine Augenweide für Kunstliebh­aber.

Das Mindelheim­er Kulturamt hat die Kaulbach-Krippe an die Pfarrei St. Stephan ausgeliehe­n. Um sie augenfälli­g in Szene zu setzen, wurde Diplom-Restaurato­r Ernst Striebel aus Kirchheim mit dem Bau eines passenden Umfeldes beauftragt. Die Kaulbach-Krippe wurde am ersten Adventsson­ntag während eines Gottesdien­stes von Andreas Straub gesegnet. Sie kann täglich von 9.30 bis 17.30 Uhr besichtigt werden.

Doch damit nicht genug der Attraktion­en. Sehenswert ist auch eine

Krippe im Fenster der Bäckerei Fäßler, die von Gabi und Fritz Birkle stammt. Ein Künstler aus Seefeld in Tirol hat Stall und Figuren aus dem Holz einer 300 Jahre alten Linde geschnitzt, den ein Sturm an Weihnachte­n 2003 in der Lindenalle­e in Nassenbeur­en gefällt hat.

„Geh’ mer Krippele schaun!“Wer den Krippenweg ablaufen will, hat dazu noch bis zum 10. Januar 2021 Gelegenhei­t. Flyer, die den Weg weisen, liegen in den Kirchen und Geschäften aus und werden mit der Unterallgä­u Rundschau auch an alle Haushalte verteilt.

» Mehr Bilder vom Krippenweg unter mindelheim­er‰zeitung.de/bilder

 ?? Fotos: Franz Issing ?? Im Fenster der Engel‰Apotheke ist diese kleine Krippe zu sehen. Die Darstellun­g von Christi Geburt findet Platz in der Schale einer Apothekerw­aage.
Fotos: Franz Issing Im Fenster der Engel‰Apotheke ist diese kleine Krippe zu sehen. Die Darstellun­g von Christi Geburt findet Platz in der Schale einer Apothekerw­aage.
 ??  ?? Isabel ist ganz angetan von der Krippe, die ihr Ur‰Uropa aus reinem Silber hergestell­t hat. Zu sehen ist sie bei Juwelier Bergmiller.
Isabel ist ganz angetan von der Krippe, die ihr Ur‰Uropa aus reinem Silber hergestell­t hat. Zu sehen ist sie bei Juwelier Bergmiller.
 ??  ?? Ein Mindelheim­er Klassiker: Die Hospitalkr­ippe, deren älteste Figuren aus der Zeit u 1790 stammen.
Ein Mindelheim­er Klassiker: Die Hospitalkr­ippe, deren älteste Figuren aus der Zeit u 1790 stammen.
 ??  ?? Aus dem Holz einer 300 Jahre alten Nas‰ senbeurer Linde wurde diese Krippe ge‰ schnitzt.
Aus dem Holz einer 300 Jahre alten Nas‰ senbeurer Linde wurde diese Krippe ge‰ schnitzt.
 ??  ?? Die Organisato­ren: Erik Herrmanns, An‰ dreas Straub und Christian Schedler.
Die Organisato­ren: Erik Herrmanns, An‰ dreas Straub und Christian Schedler.

Newspapers in German

Newspapers from Germany