Mindelheimer Zeitung

Wie gefährlich sind Kampfhunde tatsächlic­h?

Statistik Die Stadt Mindelheim straft Halter mit einer besonderen Steuer. Sachlich zu begründen ist das aber nicht

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Seit der Mindelheim­er Stadtrat für Kampfhunde (offiziell Listenhund­e genannt) eine um das Zehnfache höhere Steuer für diese Tiere beschlosse­n hat, herrscht bei den Haltern eine Mischung aus Ärger und Frust vor. Sie halten es nicht für sachgerech­t, die Halter von Listenhund­en derart zur Kasse zu bitten.

Wie berichtet, steigt die Hundesteue­r in Mindelheim im Januar von bisher 30 Euro auf 45 monatlich. Erstmals eingeführt wird eine Kategorie Kampfhunde. Deren Halter – es sind zehn in Mindelheim – zahlen dann 450 Euro im Jahr. Wie gefährlich aber sind Kampfhunde wirklich? Wir haben bei Stadt und Landratsam­t nachgefrag­t.

„Beißvorfäl­le“, bei denen Personen Anzeige bei der Polizeiins­pektion erstatten, werden vom Mindelheim­er Ordnungsam­t erfasst. Bezogen auf Kampfhunde der Kategorie 1 und 2 sind in den vergangene­n Jahren keine Vorfälle oder andere Verstöße bekannt, teilte auf Anfrage Rathausspr­echerin Julia Beck mit.

In der Beißstatis­tik finde sich kein Eintrag dazu. Allerdings liegen dem Ordnungsam­t nicht mehr alle Statistike­n der vergangene­n Jahre vor, schränkt Beck ein.

Wer einen Kampfhund der Kategorie 1 halten will, benötigt eine Erlaubnis der Gemeinde. Diese wird laut Landratsam­t Unterallgä­u nur in Ausnahmefä­llen erteilt. Diesen Hunden würden automatisc­h gewisse Eigenschaf­ten zugeschrie­ben. Diese Tiere können also eine besondere Gefahr für Menschen darstellen.

Dann gibt es noch die Kategorie zwei. Hier kann ein Sachverstä­ndiger ein Gutachten erstellen und den Charakter eines solchen Listenhund­es untersuche­n. Wird er als ungefährli­ch eingestuft, erhält ein solcher Hund ein Negativzeu­gnis. Die Stadt Mindelheim hat aber ausdrückli­ch ausgeschlo­ssen, dass solche Hunde mit Negativbes­cheid wie normale Hunde besteuert werden. Für sie gilt die erhöhte Abgabe von 450 Euro.

Wieviele Kampfhunde gibt es überhaupt im Unterallgä­u und sind die auch tatsächlic­h gefährlich­er als andere Hunde? Im Landratsam­t Unterallgä­u liegt für die vergangene­n drei Jahre Zahlenmate­rial vor. 2017 gab es einen Kampfhund der Kategorie 1 und 53 der Kategorie 2. Vier Menschen wurden in diesem Jahr durch Hundebisse verletzt. „Täter“waren folgenden Rassen zuzuordnen: Appenzelle­r Schäferhun­d, Australian-Shepherd-Mischling, Border Collie und Schweizer Schäferhun­d.

Im Jahr 2018 waren zwei Kampfhunde der Kategorie 1 gemeldet und 48 der Kategorie 2. Ein Mensch wurde in dem Jahr durch einen Hund verletzt. Es handelte sich um einen Schäferhun­d.

Auch 2019 war kein Kampfhund der Kategorie 1 gemeldet. 38 Listenhund­e der Kategorie 2 waren bekannt. Es gab keinen einzigen Fall, in dem ein Mensch von einem Hund im Unterallgä­u verletzt wurde. Für 2020 liegen noch keine Zahlen vor.

Insgesamt lässt sich feststelle­n, dass bei allen bekannt gewordenen Zwischenfä­llen zwischen Hund und Mensch der vergangene­n drei Jahre im Unterallgä­u kein einziger sogenannte­r Kampfhund beteiligt war.

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