Streit mit der Bahn endet mit einer Überraschung
Schallschutz Gericht erfüllt mit Entscheidung viele, wenn auch nicht alle Wünsche in Westerheim. Nun freut sich die Bürgermeisterin über einen unerwarteten Schritt des Eisenbahnkonzerns
Westerheim Der Rechtsstreit mit der Deutschen Bahn hat Westerheim einige Zeit beschäftigt – am Ende steht nun eine freudige Überraschung: Den Schallschutz, der in der Auseinandersetzung den Knackpunkt bildete, hat die Bahn nun auf der Brücke an der Hauptstraße in Form einer komplett transparenten Wand umgesetzt. Die Strecke, um die es geht, durchschneidet die Gemeinde mit einem Bahndamm von bis zu fünf Metern Höhe. Als Erfolg hatte Bürgermeisterin Christa Bail noch kurz zuvor in einer Gemeinderatssitzung verbucht, dass nach dem nun geänderten Planfeststellungsbeschluss die Forderungen der Kommune weitgehend berücksichtigt würden: Gestaltet werden sollte die Schutzwand demnach mit einer einen Meter hohen Aluwand im unteren Bereich, auf der eine ebenfalls einen Meter hohe Schicht aus transparentem Kunststoffmaterial aufsetzt.
„Wir haben fast alles durchgesetzt, was wir wollten“: So lautete angesichts dieses Resultats in der Gemeinderatssitzung Bails Bilanz zum Rechtsstreit: So akzeptierte auch das Gremium den geänderten Planfeststellungsbeschluss zur Ausbaustrecke München - Lindau bei seiner jüngsten Sitzung einstimmig. Weil das Gericht in seiner Entscheidung weitestgehend den Forderungen der Gemeinde entsprochen habe, rechnet Bail damit, dass die
Bundesnetzagentur auch die Prozesskosten des Rechtsstreits komplett tragen muss.
Der Planfeststellungsbeschluss sah in der nun geänderten Form vor, dass sowohl im Bereich der neuen Bahnüberführung an der Hauptstraße als auch an der historischen Bogenbrücke über die Westliche Günz und über die Günztalstraße die obere Hälfte der Schallschutzwand transparent gestaltet werden sollte. Auf der Brücke an der Hauptstraße ging die Bahn mit der jetzigen Lösung sogar einen Schritt weiter.
Ebenfalls im Planfeststellungsbeschluss festgelegt ist laut Bail, dass unmittelbare Anwohner für ihre Häuser einen „passiven Schallschutz“erhalten. Er bewirkt laut der Bürgermeisterin, dass Geräusche der vorbeifahrenden Züge in den Wohnräumen „so gut wie nicht mehr wahrnehmbar“sind.
Der Feststellungsbeschluss zur Planänderung wurde der Gemeinde am 13. November zugestellt. Die darin festgelegte Schallschutzkonzeption mit lärmabsorbierenden durchsichtigen Elementen in der oberen Hälfte und „einer Art Fensterrahmen“als Abschluss bezeichnete Bail als „das Beste, was zu kriegen war“. Im Fall der Bahnüberführung an der Hauptstraße hätten sich die Anwohner konkret für diese Ausführung ausgesprochen. Mit den Betroffenen, die nahe der Bogenbrücke wohnen, gab es keine Verhandlungen: Hier habe sich die
Bahn „von sich aus“für den transparenten Teilbereich beim Schallschutz entschieden. Zugunsten eines besseren optischen Eindrucks wurde laut Bail bewusst auf einen weitergehenden, intensiveren Schallschutz verzichtet – hätte das doch eine noch höhere Wand bedeutet.
Die vereinbarte Ausführung in Fensteroptik, für die der Gemeinderat mit seiner Zustimmung grünes Licht gab, liegt in der SchallschutzWirkung um 0,3 Dezibel unter jener der Alu-Schallschutzwände, welche die Bahn favorisiert hatte. Wie berichtet hatte Bail bei einer Gemeinderatssitzung im Januar betont, dass der Unterschied für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar sei.
Zwar habe die Kommune nicht alles Gewünschte durchgesetzt: Priorität habe aber vor allem gehabt, dass in der Dorfmitte eine „gewisse Durchsichtigkeit“erhalten bleibt – mit der Planänderung sei dies für die besonders sensiblen Bereiche erreicht worden, betonte Bail bei der Gemeinderatssitzung.
Umso größer war bei der Rathauschefin das freudige Erstaunen, als sie nun – kurze Zeit nach der Sitzung – aus dem Fenster sah: Anders als im geänderten Planfeststellungsbeschluss beschrieben, hatte die Bahn auf der Brücke an der Hauptstraße sogar die gesamte Schallschutzwand transparent gestaltet: „Ich freue mich riesig, die Wand sieht man kaum“, berichtete Bail nun höchst erfreut.