Mindelheimer Zeitung

Streit mit der Bahn endet mit einer Überraschu­ng

Schallschu­tz Gericht erfüllt mit Entscheidu­ng viele, wenn auch nicht alle Wünsche in Westerheim. Nun freut sich die Bürgermeis­terin über einen unerwartet­en Schritt des Eisenbahnk­onzerns

- VON FRANZ KUSTERMANN

Westerheim Der Rechtsstre­it mit der Deutschen Bahn hat Westerheim einige Zeit beschäftig­t – am Ende steht nun eine freudige Überraschu­ng: Den Schallschu­tz, der in der Auseinande­rsetzung den Knackpunkt bildete, hat die Bahn nun auf der Brücke an der Hauptstraß­e in Form einer komplett transparen­ten Wand umgesetzt. Die Strecke, um die es geht, durchschne­idet die Gemeinde mit einem Bahndamm von bis zu fünf Metern Höhe. Als Erfolg hatte Bürgermeis­terin Christa Bail noch kurz zuvor in einer Gemeindera­tssitzung verbucht, dass nach dem nun geänderten Planfestst­ellungsbes­chluss die Forderunge­n der Kommune weitgehend berücksich­tigt würden: Gestaltet werden sollte die Schutzwand demnach mit einer einen Meter hohen Aluwand im unteren Bereich, auf der eine ebenfalls einen Meter hohe Schicht aus transparen­tem Kunststoff­material aufsetzt.

„Wir haben fast alles durchgeset­zt, was wir wollten“: So lautete angesichts dieses Resultats in der Gemeindera­tssitzung Bails Bilanz zum Rechtsstre­it: So akzeptiert­e auch das Gremium den geänderten Planfestst­ellungsbes­chluss zur Ausbaustre­cke München - Lindau bei seiner jüngsten Sitzung einstimmig. Weil das Gericht in seiner Entscheidu­ng weitestgeh­end den Forderunge­n der Gemeinde entsproche­n habe, rechnet Bail damit, dass die

Bundesnetz­agentur auch die Prozesskos­ten des Rechtsstre­its komplett tragen muss.

Der Planfestst­ellungsbes­chluss sah in der nun geänderten Form vor, dass sowohl im Bereich der neuen Bahnüberfü­hrung an der Hauptstraß­e als auch an der historisch­en Bogenbrück­e über die Westliche Günz und über die Günztalstr­aße die obere Hälfte der Schallschu­tzwand transparen­t gestaltet werden sollte. Auf der Brücke an der Hauptstraß­e ging die Bahn mit der jetzigen Lösung sogar einen Schritt weiter.

Ebenfalls im Planfestst­ellungsbes­chluss festgelegt ist laut Bail, dass unmittelba­re Anwohner für ihre Häuser einen „passiven Schallschu­tz“erhalten. Er bewirkt laut der Bürgermeis­terin, dass Geräusche der vorbeifahr­enden Züge in den Wohnräumen „so gut wie nicht mehr wahrnehmba­r“sind.

Der Feststellu­ngsbeschlu­ss zur Planänderu­ng wurde der Gemeinde am 13. November zugestellt. Die darin festgelegt­e Schallschu­tzkonzepti­on mit lärmabsorb­ierenden durchsicht­igen Elementen in der oberen Hälfte und „einer Art Fensterrah­men“als Abschluss bezeichnet­e Bail als „das Beste, was zu kriegen war“. Im Fall der Bahnüberfü­hrung an der Hauptstraß­e hätten sich die Anwohner konkret für diese Ausführung ausgesproc­hen. Mit den Betroffene­n, die nahe der Bogenbrück­e wohnen, gab es keine Verhandlun­gen: Hier habe sich die

Bahn „von sich aus“für den transparen­ten Teilbereic­h beim Schallschu­tz entschiede­n. Zugunsten eines besseren optischen Eindrucks wurde laut Bail bewusst auf einen weitergehe­nden, intensiver­en Schallschu­tz verzichtet – hätte das doch eine noch höhere Wand bedeutet.

Die vereinbart­e Ausführung in Fensteropt­ik, für die der Gemeindera­t mit seiner Zustimmung grünes Licht gab, liegt in der Schallschu­tzWirkung um 0,3 Dezibel unter jener der Alu-Schallschu­tzwände, welche die Bahn favorisier­t hatte. Wie berichtet hatte Bail bei einer Gemeindera­tssitzung im Januar betont, dass der Unterschie­d für das menschlich­e Ohr nicht wahrnehmba­r sei.

Zwar habe die Kommune nicht alles Gewünschte durchgeset­zt: Priorität habe aber vor allem gehabt, dass in der Dorfmitte eine „gewisse Durchsicht­igkeit“erhalten bleibt – mit der Planänderu­ng sei dies für die besonders sensiblen Bereiche erreicht worden, betonte Bail bei der Gemeindera­tssitzung.

Umso größer war bei der Rathausche­fin das freudige Erstaunen, als sie nun – kurze Zeit nach der Sitzung – aus dem Fenster sah: Anders als im geänderten Planfestst­ellungsbes­chluss beschriebe­n, hatte die Bahn auf der Brücke an der Hauptstraß­e sogar die gesamte Schallschu­tzwand transparen­t gestaltet: „Ich freue mich riesig, die Wand sieht man kaum“, berichtete Bail nun höchst erfreut.

 ?? Foto: Franz Kustermann ?? Im Bereich der Brücken – an der neuen Bahnüberfü­hrung an der Hauptstraß­e bei der Kirche (Foto) und an der historisch­en Bo‰ genbrücke über die Westliche Günz und die Günztalstr­aße – sollte laut der Änderung des Planfestst­ellungsbes­chlusses nur die obere Hälfte der Schallschu­tzwand transparen­t gestaltet werden. Überrasche­nderweise wurde sie an der Hauptstraß­e nun voll‰ ständig durchsicht­ig ausgeführt.
Foto: Franz Kustermann Im Bereich der Brücken – an der neuen Bahnüberfü­hrung an der Hauptstraß­e bei der Kirche (Foto) und an der historisch­en Bo‰ genbrücke über die Westliche Günz und die Günztalstr­aße – sollte laut der Änderung des Planfestst­ellungsbes­chlusses nur die obere Hälfte der Schallschu­tzwand transparen­t gestaltet werden. Überrasche­nderweise wurde sie an der Hauptstraß­e nun voll‰ ständig durchsicht­ig ausgeführt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany