Mindelheimer Zeitung

Nur noch knapp unter 100

Corona Inzidenzwe­rt im Unterallgä­u liegt am Freitag nur hauchdünn unter der 100er Marke. Unterdesse­n werden die ersten Menschen in der Region von Hausärzten geimpft – allerdings nur Personen, die nicht selbst ins Impfzentru­m kommen können

- VON JOHANNES SCHLECKER

Der Corona-Inzidenzwe­rt im Unterallgä­u lag gestern nur noch ganz knapp unter 100. Was das für Kitas, Schulen und Einzelhand­el bedeutet, steht auf

Memmingen/Unterallgä­u Das war knapp: Trotz der relativ hohen Sieben-Tages-Inzidenz bleiben die Schulen im Landkreis Unterallgä­u in der kommenden Woche weiter geöffnet. Der Inzidenzwe­rt lag am Freitag bei 99,1 und damit nur hauchdünn unter der 100er Marke, die eine Schließung der Einrichtun­gen zur Folge gehabt hätte. Denn nach Angaben des Unterallgä­uer Landratsam­ts ist immer der Freitagswe­rt für die kommende Schulwoche entscheide­nd – anders als etwa bei der Öffnung des Einzelhand­els. Hier wird ein stabiler Wert an drei aufeinande­rfolgenden Tagen zum Maßstab genommen. So dürfen die Geschäfte in Memmingen am Samstag nicht komplett öffnen, obwohl der Inzidenzwe­rt am Freitag bei 43,1 lag. Denn der Wert war tags zuvor über der 50er Marke geklettert.

„Wir haben bei der Schulschli­eßung einen kleinen Spielraum“, erklärt Pressespre­cherin Eva Büchele. Deshalb sei auch kurz darüber diskutiert worden, ob die Schulen tatsächlic­h weiter geöffnet bleiben sollten. Schließlic­h habe man sich dafür entschiede­n. Zusätzlich findet ab Montag auch an den weiterführ­enden Schulen wieder Präsenzunt­erricht für alle Jahrgangss­tufen statt.

Die Kindertage­sstätten bleiben bis 19. März im eingeschrä­nkten

Warum gibt es in Legau so viele aktive Fälle?

Regelbetri­eb geöffnet. Alle Kinder können die Krippe, den Kindergart­en oder die Kindertage­spflegeste­lle besuchen – die Betreuung findet allerdings in festen Gruppen und unter Einhaltung des Rahmenhygi­eneplans des Sozialmini­steriums statt.

Seit einigen Tagen steigt die Zahl der Neuinfizie­rten im Unterallgä­u wieder. Die meisten Fälle gibt es derzeit mit 35 in der Gemeinde Legau. Wie berichtet musste dort bereits die Kindertage­sstätte geschlosse­n werden, da zwei Kinder und drei Betreuer positiv getestet worden waren. Betroffen ist auch die örtliche Schule mit zwei Fällen. Gerüchte, wonach womöglich eine Party beziehungs­weise eine Hochzeit der Auslöser für die vielen Fälle gewesen sein könnten, kann das Landratsam­t nicht bestätigte­n. „Wir haben keine entspreche­nden Hinweise“, erklärt Pressespre­cherin Büchele auf Anfrage. Das Gesundheit­samt spricht von einem „diffusen Infektions­geschehen“. Mehrere Familien seien betroffen. Zudem habe es bei Reihentest­s weitere positive Ergebnisse gegeben. In ein paar Fällen sei zudem die britische Corona-Variante festgestel­lt wird, die als sehr ansteckend gilt.

Insgesamt sind, wie berichtet, an fünf Schulen und fünf Kindertage­sstätten Corona-Fälle aufgetrete­n. Weitere Einrichtun­gen seien nicht dazugekomm­en, teilt das Landratsam­t mit. Die Schule in Heimerting­en bleibt weiterhin geschlosse­n, da nach einem Reihentest weitere positive Fälle hinzugekom­men seien. Die übrigen Einrichtun­gen bleiben geöffnet, die jeweils betroffene­n

Schulklass­en mussten in Quarantäne.

Unterdesse­n ist auch die Impfung immobiler Personen angelaufen, also von Menschen, die nicht selbst ins Impfzentru­m kommen können. Hier suchen die Verantwort­lichen im Landkreis Unterallgä­u schon länger nach einer Lösung. Problem war bislang: Ein Fläschchen, das mehrere Dosen Impfstoff enthält, musste sofort verimpft werden, wenn es einmal angebroche­n wurde. „Inzwischen ist sichergest­ellt, dass Impfstoff auch in einzelnen Spritzen aufgezogen transporti­ert werden darf“, sagt Dr. Max Kaplan, ärztlicher Koordinato­r im Unterallgä­u. Damit kann nun der Impfstoff in Ausnahmefä­llen auch zum Patienten kommen. Dazu möchte der Landkreis Unterallgä­u die Hausärzte mit einbinden. Versuchswe­ise haben am Mittwoch bereits drei Hausärzte im

Unterallgä­u begonnen, immobile Personen zu impfen.

Zunächst klärt der Hausarzt ab, welche seiner Patienten, bei denen er Hausbesuch­e abstattet, geimpft werden möchten. Diese Personen müssen sich ganz regulär über das Online-Portal impfzentru­m.bayern oder – falls das nicht möglich ist – telefonisc­h beim Impfzentru­m unter 08247/909910 anmelden. Parallel dazu meldet der Hausarzt die Personen dem Impfzentru­m, führt mit den Betroffene­n das Aufklärung­sgespräch und klärt die weiteren Formalität­en. Grundsätzl­ich gilt bei der Auswahl der Impflinge weiterhin die Priorisier­ung.

Zum vereinbart­en Termin kann der Hausarzt dann die fertig aufgezogen­en Spritzen im Impfzentru­m abholen. „Er hat dann ein Zeitfenste­r von etwa fünf Stunden, um diese zu verimpfen“, erklärt Kaplan. Zur

Vereinfach­ung der Dokumentat­ion erhält der Hausarzt ein komprimier­tes Dokumentat­ionsblatt, das er zurück an das Impfzentru­m gibt. „So braucht der Arzt keinen Zugang zur aufwendige­n Dokumentat­ions-Software“, erklärt Kaplan.

Es könnten laut Kaplan pro Woche zwischen 30 und 50 immobile Patienten zuhause geimpft werden – in der ersten Woche wurde im Unterallgä­u zunächst mit 15 Patienten gestartet, in der zweiten sind es schon 33.

Kaplan hofft, dass durch eine rege Beteiligun­g der Hausärzte bald möglichst alle immobilen Patienten geimpft werden können. Auch in der Stadt Memmingen wurde bereits mit der Impfung immobiler Personen begonnen. Kaplan betont aber: „Eine Impfung zuhause ist nur möglich, wenn dies der Hausarzt von sich aus vorschlägt.“

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Foto: Ralf Lienert Auch wenn der Inzidenzwe­rt am Freitag gefährlich nah an die 100er Marke herankam, bleiben die Schulen im Unterallgä­u auch in der kommenden Woche geöffnet. Es wird weiter ein Wechselunt­erricht angeboten.

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