Vier Schritte zum Glück
Ganzheitsmediziner erklärt, was bei chronischen Rückenschmerzen hilft
Seien wir ehrlich: Uns alle plagt hin und wieder der Rücken – den einen mehr, den anderen weniger. Jeder vierte Deutsche sucht jährlich aufgrund von Kreuzschmerzen ärztliche Hilfe auf, rund 7 Millionen Bundesbürger leiden gar unter chronischem Rückenleiden.
Eine der häufigsten Ursachen sind chronisch verkrampfte und verhärtete Muskeln, die aus Fehlbelastungen über längeren Zeitraum resultieren und wiederum zu schmerzhaften und stark einschränkenden Fehlhaltungen führen. Doch auch Entzündungen an der Darmschleimhaut in Folge von Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, eine permanent erhöhte Ausschüttung von Stresshormonen oder ein gestörter Säure-Basen-Haushalt können für Schmerzen im Rücken sorgen.
Ein Weg aus der Misere führt in aller Regel nur über aktives Zutun. Cremes und Medikamente können die Symptome temporär lindern oder erträglicher machen, eine dauerhafte Lösung stellen sie freilich nicht dar. Ganzheitsmediziner Dr. Frank Schulze rät zu vier wichtigen Schritten, um das Leiden in den Griff zu bekommen.
Stress und Säureabbau
Der erste mag zunächst banal klingen. „Eine wirkliche und nachhaltige Verbesserung der Beschwerden geht immer direkt vom Patienten aus“, erklärt Schulze. „Die innere Entscheidung, selbstbestimmt aus der Krankheit auszusteigen, ist die wichtigste Voraussetzung für das Wirksamwerden der Selbstheilungskräfte.“Schritt zwei: Stress reduzieren. Chronischer Schmerz erhöhe per se das Stresslevel enorm. Echte Entspannung wirke hingegen beruhigend und stärkend auf das vegetative Nervensystem. Im Gegensatz zum somatischen Nervensystem wird dieses auch stark von der Psyche beeinflusst, weshalb Ruhe, autogenes Training oder ganz individuelle Übungen hier durchaus hilfreich sein können.
Die richtige Ernährung ist ein wesentlicher Pfeiler auf dem Weg zur Schmerzfreiheit und damit Schritt drei. Wenn der Säure-Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht geraten ist, liegt das nicht selten an einseitiger Ernährung. Stark verarbeitete Lebensmittel können – gerade in Verbindung mit Stress und mangelnder Bewegung – zu Entzündungen im Körper führen. „Außerdem führen sie zu einem Säureüberschuss, was schmerzunterhaltend oder sogar verstärkend wirken kann“, erklärt der Mediziner. Der Weg aus dem Schmerz führt auch übers Essen.
Schritt vier lautet Bewegung. „Chronische Rückenschmerzen verhindern Bewegung – und zu wenig Bewegung konserviert Schmerzzustände“, betont Schulze. Mangelnde körperliche Betätigung belaste alle Strukturen im Körper, die nicht angemessen genutzt werden. Durch die fehlende Massage, die durch die Bewegung entsteht, werden Lymphsystem und Bindegewebe nicht ausreichend entgiftet. Entstehende Schmerzen lähmen die Bewegungslust.
Lebenslust statt Frust
Das Fazit des Experten ist eindeutig: „Eine gesunde Lebensund Ernährungsweise beeinflusst das Schmerzempfinden positiv, mehr Bewegungslust führt zu mehr Lebensfreude.“Wichtig sei zudem, regelmäßig die Wirbelsäule zu entlasten und sich ganz der Entspannung hinzugeben.
Zu ihrer Genesung von einem Bandscheibenvorfall müssen Patienten auch selbst beitragen. „Kontinuierliche Bewegung, gegebenenfalls Gewichtsreduktion sowie rückengerechtes Verhalten tragen entscheidend zur Besserung bei“, zählt Carl Christopher Büttner vom Deutscher Verband für Physiotherapie auf. Vor allem gilt es, die Muskulatur entlang der Wirbelsäule und des Bauches zu stärken. Entlastend wirkt, wenn man den Rücken gerade hält - sowohl im Sitzen als auch im Stehen. Schweres sollte auf beide Arme verteilt und dicht am Körper getragen werden. Allgemein gilt: So viel wie möglich bewegen. „Das kann zum Beispiel Radfahren, Schwimmen, aber auch Gartenarbeit sein“, so Büttner.
Was im Volksmund als Hexenschuss bezeichnet wird, hat keine eindeutig identifizierbare medizinische Ursache. Es steckt also kein Bruch dahinter und keine herausgerutschte Bandscheibe. „Denkbar ist bei der sogenannten akuten Lumbago, wie wir Ärzte den Hexenschuss nennen, eher eine Funktionsstörung wie eine Blockade“, erklärt Wolfgang Schillings von der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf. Was also tun? Abwarten und in Bewegung bleiben. Früher hat man Betroffenen gern ein Schmerzmittel gespritzt. „Heute wissen wir, das hat mehr Nachteile als Nutzen.“Stattdessen kann jeder, der das gut verträgt, ein frei verkäufliches Schmerzmittel einnehmen. Das hilft über den akuten Schmerz zu Anfang hinweg. „Vielen helfen Wärme oder Physiotherapie“, sagt Schillings. In ganz schlimmen Fällen kann ein Arzt ein lokales Betäubungsmittel an den betroffenen Rückenmuskel spritzen, das den Schmerz nimmt. So oder so: Nach circa einer Woche hat sich der Fall meist ohnehin erledigt.