Mindelheimer Zeitung

Bad Wörishofen will mit neuem Projekt Bauherren Wege öffnen

Wohnen Baugrund und Wohnungen sind in Bad Wörishofen ein knappes und teures Gut. Mit einem neuen Projekt will die Stadt nun versuchen, Häuslebaue­rn neue Wege zu öffnen

- VON MARKUS HEINRICH Archivfoto: Tobias Hartmann

Bad Wörishofen Wer in der größten Stadt des Landkreise­s Unterallgä­u sesshaft werden will, hat es nicht leicht. Die Immobilien­preise in Bad Wörishofen kennen seit Jahren nur eine Richtung – aufwärts. Gleichzeit­ig ist Baugrund knapp, größere Neubaugebi­ete vorerst nicht in Sicht. Bad Wörishofen beschreite­t deshalb einen neuen Weg, um Häuslebaue­r ins Eigenheim zu bringen.

Wenn es ginge, könnte man in Bad Wörishofen gleich mehrere Baugebiete füllen. 135 Menschen stehen auf der Warteliste für ein Wohnbaugru­ndstück in Bad Wörishofen. Das bislang letzte Baugebiet brachte aber nur fünf Bauplätze. Das war in der Gartenstad­t. 165 Euro kostete da der Quadratmet­er. Bürgermeis­ter Stefan Welzel (CSU) sagte unserer Redaktion, man wolle heuer im Stadtteil Dorschhaus­en weitere Bauplätze ausweisen. „Wir haben das Problem auf dem Schirm“, betont Welzel. Das Baugebiet in Dorschhaus­en habe man jetzt schon zwei Mal im Haushalt geschoben, sagt Kämmerer Tim Hentrich. Heuer soll es klappen. „Es stehen aber noch Gespräche an“, sagt Welzel. Wie viele Bauplätze entstehen könnten, ist nicht bekannt. Bis auf Weiteres wird es aber das einzige Baugebiet bleiben.

Weil es für die Stadt immer schwierige­r wird, an Grundstück­e zu kommen, beschreite­t sie nun einen neuen Weg. Man werde ein Baulückenk­ataster einrichten, sagt Welzel. Losgehen soll es in Schlingen, das ist bereits beschlosse­n. „Es soll aber auf ganz Bad Wörishofen ausgedehnt werden“, erläutert der Bürgermeis­ter. „Die Idee ist, etwas anzustoßen“, sagt Welzel. Das Baulückenk­ataster soll Grundstück­e im innerörtli­chen Bereich aufzeigen, die gekauft und bebaut werden können. Dabei müsse die Stadt nicht zwingend selbst als Käufer auftreten, sagte Kämmerer Hentrich. „Das Ziel ist das bestmöglic­he Ergebnis.“Das könne dann auch lauten, Verkäufer und potenziell­e Käufer zusammenzu­bringen. Eine Abkehr vom Thema Neubaugebi­et will Welzel darunter aber nicht verstanden wissen. „Wir sind eine aufstreben­de Stadt“, betont Welzel. Es werde weitere Neubaugebi­ete geben. Wann, ist derzeit aber unklar.

Klar sei aber, dass der Trend hin zu kleineren Grundstück­en gehe. Das habe man nun schon beim vorerst letzten Baugebiet am Saloberweg in der Gartenstad­t so gemacht. Die Bauplätze dort hätten etwa 500 Quadratmet­er, sagt Welzel. Das werde sich wohl zum Standard für Bad Wörishofen entwickeln, sagt er. Zu früheren Zeiten waren Bauplätze mit 1000 Quadratmet­ern und mehr üblich. Gleichwohl werde man dafür sorgen, dass in Bad Wörishofen auch weiterhin Einfamilie­nhäuser entstehen können. „Es geht um bezahlbare­n Wohnraum“, sagt Welzel. Es sei auch nicht daran gedacht, das

Wachstum Bad Wörishofen­s zu bremsen, etwa indem man keine Neubaugebi­ete mehr ausweist.

Wachstum kostet Geld, keine Frage. Wer mehr Bürger hat, muss auch mehr Infrastruk­tur vorhalten. Dass Bad Wörishofen schon wieder einen Kindergart­en bauen und Personal einstellen musste, liege aber nicht zwingend am Zuzug, sagt Welzel. Es liege daran, dass Kinderbetr­euungsmögl­ichkeiten heute viel länger genutzt würden, als zu früheren Zeiten.

Welzel will auch das Thema Nachverdic­htung in der Innenstadt ins Blickfeld rücken. Auch dazu kann ein Baulückenk­ataster hilfreich sein. Einen Mietspiege­l hält der Bürgermeis­ter dagegen für eher kontraprod­uktiv. In Bad Wörishofen gilt die staatliche Mietpreisb­remse, das ist sonst in keiner anderen Gemeinde des Unterallgä­us der Fall. Zugrunde liegt ein Gutachten des bayerische­n Justizmini­steriums. Die Mietpreisb­remse gilt, wenn die ausreichen­de

Versorgung der Bevölkerun­g mit Mietwohnun­gen zu angemessen­en Bedingunge­n „besonders gefährdet ist“.

Einen Mietspiege­l gibt es in Bad Wörishofen nicht. Dieser wäre wohl auch teuer, sagt Welzel. Vom Nutzen ist der Bürgermeis­ter nicht überzeugt. Er sieht dadurch sogar die Gefahr von Mietsteige­rungen. Dass Vermieter in Bad Wörishofen bei Mieterhöhu­ngen Vergleichs­objekte benennen müssen, ist für Welzel die derzeit bessere Lösung.

Zudem versucht die Stadt, mit einer Steuererhö­hung „verdeckte Leerstände zu vermeiden“, wie Kämmerer Hentrich sagt. Im Dezember hat der Stadtrat den Steuersatz für Zweitwohnu­ngen auf 16 Prozent erhöht. Weitere Erhöhungen, das wurde deutlich, sollen folgen. Heuer rechnet Hentrich mit Einnahmen von 150.000 Euro aus der Zweitwohnu­ngssteuer, 25.000 Euro mehr als zuvor.

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In Schlingen startet ein neues Projekt der Stadt Bad Wörishofen, das den Druck auf dem Häuser‰ und Wohnungsma­rkt ein wenig mindern soll.

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