Bad Wörishofen will mit neuem Projekt Bauherren Wege öffnen
Wohnen Baugrund und Wohnungen sind in Bad Wörishofen ein knappes und teures Gut. Mit einem neuen Projekt will die Stadt nun versuchen, Häuslebauern neue Wege zu öffnen
Bad Wörishofen Wer in der größten Stadt des Landkreises Unterallgäu sesshaft werden will, hat es nicht leicht. Die Immobilienpreise in Bad Wörishofen kennen seit Jahren nur eine Richtung – aufwärts. Gleichzeitig ist Baugrund knapp, größere Neubaugebiete vorerst nicht in Sicht. Bad Wörishofen beschreitet deshalb einen neuen Weg, um Häuslebauer ins Eigenheim zu bringen.
Wenn es ginge, könnte man in Bad Wörishofen gleich mehrere Baugebiete füllen. 135 Menschen stehen auf der Warteliste für ein Wohnbaugrundstück in Bad Wörishofen. Das bislang letzte Baugebiet brachte aber nur fünf Bauplätze. Das war in der Gartenstadt. 165 Euro kostete da der Quadratmeter. Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) sagte unserer Redaktion, man wolle heuer im Stadtteil Dorschhausen weitere Bauplätze ausweisen. „Wir haben das Problem auf dem Schirm“, betont Welzel. Das Baugebiet in Dorschhausen habe man jetzt schon zwei Mal im Haushalt geschoben, sagt Kämmerer Tim Hentrich. Heuer soll es klappen. „Es stehen aber noch Gespräche an“, sagt Welzel. Wie viele Bauplätze entstehen könnten, ist nicht bekannt. Bis auf Weiteres wird es aber das einzige Baugebiet bleiben.
Weil es für die Stadt immer schwieriger wird, an Grundstücke zu kommen, beschreitet sie nun einen neuen Weg. Man werde ein Baulückenkataster einrichten, sagt Welzel. Losgehen soll es in Schlingen, das ist bereits beschlossen. „Es soll aber auf ganz Bad Wörishofen ausgedehnt werden“, erläutert der Bürgermeister. „Die Idee ist, etwas anzustoßen“, sagt Welzel. Das Baulückenkataster soll Grundstücke im innerörtlichen Bereich aufzeigen, die gekauft und bebaut werden können. Dabei müsse die Stadt nicht zwingend selbst als Käufer auftreten, sagte Kämmerer Hentrich. „Das Ziel ist das bestmögliche Ergebnis.“Das könne dann auch lauten, Verkäufer und potenzielle Käufer zusammenzubringen. Eine Abkehr vom Thema Neubaugebiet will Welzel darunter aber nicht verstanden wissen. „Wir sind eine aufstrebende Stadt“, betont Welzel. Es werde weitere Neubaugebiete geben. Wann, ist derzeit aber unklar.
Klar sei aber, dass der Trend hin zu kleineren Grundstücken gehe. Das habe man nun schon beim vorerst letzten Baugebiet am Saloberweg in der Gartenstadt so gemacht. Die Bauplätze dort hätten etwa 500 Quadratmeter, sagt Welzel. Das werde sich wohl zum Standard für Bad Wörishofen entwickeln, sagt er. Zu früheren Zeiten waren Bauplätze mit 1000 Quadratmetern und mehr üblich. Gleichwohl werde man dafür sorgen, dass in Bad Wörishofen auch weiterhin Einfamilienhäuser entstehen können. „Es geht um bezahlbaren Wohnraum“, sagt Welzel. Es sei auch nicht daran gedacht, das
Wachstum Bad Wörishofens zu bremsen, etwa indem man keine Neubaugebiete mehr ausweist.
Wachstum kostet Geld, keine Frage. Wer mehr Bürger hat, muss auch mehr Infrastruktur vorhalten. Dass Bad Wörishofen schon wieder einen Kindergarten bauen und Personal einstellen musste, liege aber nicht zwingend am Zuzug, sagt Welzel. Es liege daran, dass Kinderbetreuungsmöglichkeiten heute viel länger genutzt würden, als zu früheren Zeiten.
Welzel will auch das Thema Nachverdichtung in der Innenstadt ins Blickfeld rücken. Auch dazu kann ein Baulückenkataster hilfreich sein. Einen Mietspiegel hält der Bürgermeister dagegen für eher kontraproduktiv. In Bad Wörishofen gilt die staatliche Mietpreisbremse, das ist sonst in keiner anderen Gemeinde des Unterallgäus der Fall. Zugrunde liegt ein Gutachten des bayerischen Justizministeriums. Die Mietpreisbremse gilt, wenn die ausreichende
Versorgung der Bevölkerung mit Mietwohnungen zu angemessenen Bedingungen „besonders gefährdet ist“.
Einen Mietspiegel gibt es in Bad Wörishofen nicht. Dieser wäre wohl auch teuer, sagt Welzel. Vom Nutzen ist der Bürgermeister nicht überzeugt. Er sieht dadurch sogar die Gefahr von Mietsteigerungen. Dass Vermieter in Bad Wörishofen bei Mieterhöhungen Vergleichsobjekte benennen müssen, ist für Welzel die derzeit bessere Lösung.
Zudem versucht die Stadt, mit einer Steuererhöhung „verdeckte Leerstände zu vermeiden“, wie Kämmerer Hentrich sagt. Im Dezember hat der Stadtrat den Steuersatz für Zweitwohnungen auf 16 Prozent erhöht. Weitere Erhöhungen, das wurde deutlich, sollen folgen. Heuer rechnet Hentrich mit Einnahmen von 150.000 Euro aus der Zweitwohnungssteuer, 25.000 Euro mehr als zuvor.