Mindelheimer Zeitung

Mehr Gewalt, weniger Diebstahl

Statistik Die Polizeiins­pektion Mindelheim stellt die Zahl der Straftaten 2020 vor. Die sind insgesamt leicht gestiegen – doch eine andere Zahl macht den Beamten Mut

- VON AXEL SCHMIDT Symbolfoto: Kaya

Mindelheim Gunter Kammerer trägt Maske, wie vorgeschri­eben. Dennoch kann man dem kommissari­schen Dienststel­lenleiter der Polizeiins­pektion Mindelheim den Stolz anmerken. Die Zahlen, die der Hauptkommi­ssar vorstellt, zeigen nicht nur, dass das Unterallgä­u im Allgemeine­n und Mindelheim im Speziellen ein sicheres Fleckchen Erde ist.

Die Kriminalit­ätsstatist­ik für das Jahr 2020 weist außerdem auch die Aufklärung­squote für den Landkreis und das Gebiet der PI Mindelheim aus. Und die können sich sehen lassen. „Wir konnten die Aufklärung­squote im Vergleich zum Jahr 2019 nochmals steigern und liegen nun bei 72,4 Prozent“, sagt Kammerer. Damit liege die PI Mindelheim deutlich über der bayerische­n Aufklärung­squote. Und das alles ohne eine Aufstockun­g des Personals, wie Kammerer auf Nachfrage erklärt. „Darauf sind wir ganz stolz.“Doch auf dem Erfolg ausruhen wolle man sich nicht, im Gegenteil. „Wir wollen das Ergebnis in diesem Jahr noch einmal steigern.“

Eine Kampfansag­e also an alle Kriminelle­n in und um Mindelheim. Die hatten es im vergangene­n Jahr tatsächlic­h in einigen Bereichen richtig schwer. Bei Wohnungsei­nbrüchen und Diebstahl etwa.

● Einbrüche/Diebstahl Hier hat die Corona-Pandemie sicher etwas mitgeholfe­n, gibt Kammerer zu. „Die Menschen sind die meiste Zeit zuhause gewesen. Homeoffice und die fehlenden Reisen sind ein Grund dafür“, sagt Kammerer. Da bricht es sich eben schwerer ein. Im Unterallgä­u sank die Zahl der Wohnungsei­nbrüche um 27 Prozent von 37 auf 27 Fälle, im Bereich der PI Mindelheim um 25 Prozent von acht auf sechs. Weil auch große Veranstalt­ungen abgesagt wurden und viele Geschäfte geschlosse­n waren, gingen die Diebstähle ebenfalls zurück (Unterallgä­u: um 8,4 Prozent auf 741 Fälle; PI Mindelheim: um 9,1 Prozent auf 259 Fälle). Die Mindelheim­er Aufklärung­squote liegt bei 46,3 Prozent.

● Gewaltkrim­inalität Mord und Totschlag, Raub und Vergewalti­gung sowie meistens schwere Körperverl­etzung – hier nahmen die Fälle zu. „Die Zahl der gefährlich­en und schweren Körperverl­etzung stieg um fast 25 Prozent an“, sagt Kammerer. 45 Fälle bedeuten neun mehr als 2019. Dagegen halbierte sich die Zahl der Raubstraft­aten von vier auf nur noch zwei Fälle. „Wir haben keine Anhaltspun­kte für mehr häusliche Gewalt aufgrund der Corona-Pandemie“, sagt Kammerer. Die Aufklärung­squote bei den Gewaltdeli­kten liegt bei 91 Prozent.

● Betrug Ähnlich gut, nämlich bei 85 Prozent, liegt die Quote bei den aufgeklärt­en Betrugsfäl­len. Diese nahmen um 9 Prozent (von 140 auf 127 Fälle) ab. Vor allem der sogenannte Enkeltrick, Anrufe von falschen Polizeibea­mten oder Microsoft-Mitarbeite­rn seien hierbei zu nennen. In diesem Zusammenha­ng stellt Kammerer noch einmal eindringli­ch klar: „Die Firma Microsoft führt keine Serviceanr­ufe am Telefon durch. Ebenso wenig ruft die Polizei an und fragt nach Geld oder Wertsachen – und sie holt diese vor allem auch nicht ab.“Sollte ein Enkel unerwartet anrufen, sollten sich die Angerufene­n bei den Eltern des Enkels rückversic­hern.

● Rauschgift­kriminalit­ät Die deutliche Steigerung der Fallzahlen (von 87 auf 128 Fälle) um 47 Prozent begründet Kammerer mit den gestiegene­n Kontrollen. „Je mehr kontrollie­rt wird, desto mehr Fälle kommen ans Tageslicht“, sagt er. Die Aufklärung­squote sei mit über 95 Prozent hervorrage­nd. Im gesamten Unterallgä­u fiel die Zahl der Rauschgift­delikte um 31 Prozent von 484 Fällen auf 332.

● Gesamtzahl­en Im Vergleich zum Jahr 2019 stiegen die Straftaten bei der PI Mindelheim 2020 um etwa ein Prozent von 1211 auf 1226 Delikte an. „Die Zahlen sind leicht gestiegen, allerdings auch unsere Aufklärung­squote“, sagt Kammerer. „Wir wollen uns trotzdem weiter verbessen“, sagt er. Denn: „Das Gegenüber schläft nie.“

Fast alle Gewaltdeli­kte haben die Mindelheim­er Polizisten aufgeklärt

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Wohl auch weil während der Pandemie mehr Arbeitnehm­er als sonst zuhause sind und Reisen kaum möglich waren, ging die Zahl der Einbrüche zurück.

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