Mindelheimer Zeitung

Nur in der Altstadt fehlen Parkplätze

Verkehr Dort ist kaum ein freier Stellplatz zu haben. Wer ein paar Meter laufen mag, findet immer einen innenstadt­nahen Parkplatz, stellt ein Gutachter für Mindelheim fest

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Gibt es tatsächlic­h zu wenig Parkplätze in und um die Mindelheim­er Altstadt? Einzelhänd­ler weisen immer wieder darauf hin, wie wichtig Parkraum für die Altstadt ist. Die Stadt wollte es nun genau wissen und beauftragt­e die Firma Modus Consult in Ulm, ein Verkehrsgu­tachten für Mindelheim zu erstellen. Die Ergebnisse haben im Detail überrascht.

Diplominge­nieur Stefan Hangleiter stellte das Gutachten dem Stadtrat vor. Neben einer Haushaltsb­efragung, die Ende Oktober 2020 stattfand, wurde an zwei Tagen ermittelt, wie stark die Stellplätz­e wo ausgelaste­t sind. Diese Erfassung fand am 27. und 29. Oktober 2020 von 7 bis 19 Uhr statt, und zwar jede halbe Stunde.

1190 Parkplätze in und um die Altstadt ermittelte­n die Fachleute. 699 Parkplätze sind am Forum kostenlos. 125 stehen mit Parkscheib­e zur Verfügung und für 321 Stellplätz­e ist das Lösen eines kostenpfli­chtigen Parkschein­s notwendig. Zusätzlich gibt es noch 45 Bewohnerpa­rkplätze.

In der Altstadt selbst stehen 130 Stellplätz­e zur Verfügung. Sie waren stark nachgefrag­t. Um 10 Uhr vormittags herrschte der größte Andrang. Da waren alle belegt. „Wir haben einen sehr hohen Anteil an Kurzzeitpa­rkern festgestel­lt“, sagte Hangleiter. Jeder Stellplatz ist im Laufe des Tages im Schnitt 7,8 mal genutzt worden. Innerhalb des Altstadtri­ngs sei die Auslastung bei 100 Prozent gelegen.

Die Zahl der Parkplätze in und um die Altstadt sei insgesamt nicht zu gering, stellte der Gutachter fest. kostenpfli­chtigen Stellplätz­e am Theatereck und am Stern seien zu rund 70 Prozent immer frei gewesen. Maximal seien sie zu 58 Prozent ausgelaste­t gewesen. Die kostenlose­n Parkplätze dagegen waren am Forum immer gut belegt. Die Stadt könnte sich also die Frage stellen, ob die Steuerung des Parkraums womöglich anders gestaltet werden sollte, deutete der Experte an.

Hangleiter äußerte sich auch zur geplanten Tiefgarage unter dem Klostergar­ten Maria Ward. Der Park-Such-Verkehr würde dadurch entlastet, wenn dort 25 bis 40 öffentlich zugänglich­e Stellplätz­e geschaffen würden. Nach Fertigstel­lung der Tiefgarage könnten dann einige Parkplätze in der Maximilian­straße wegfallen. Aus Sicht des Verkehrspl­aners befürworte­te er eine Zufahrt über den Stadtgrabe­n.

Diese Lösung allerdings ist inzwischen vom Tisch, nicht zuletzt wegen der Proteste von Mindelheim­er Bürgern.

Neben den öffentlich­en Parkplätze­n soll das Gros der Stellplätz­e in der Tiefgarage Anwohnern beziehungs­weise Mietern oder Nutzern des Klostergel­ändes vorbehalte­n werden.

Stadtrat Manfred Salger (CSU) gab zu bedenken, dass viele erst gar nicht in die Altstadt einfahren würden, weil sie wüssten, dort gebe es ohnehin keinen freien Parkraum. Ob es dafür Erfahrungs­werte gebe, wollte Salger wissen. Hangleiter sah dafür wenig Indizien. Die Parkplatzs­ituation sei nicht so abschrecke­nd. Es gebe immer in Altstadtnä­he freie Parkplätze. Die freien Parkplätze werden nach Ansicht von Salger vorrangig von Mitarbeite­rn zuDie gestellt, die in der Altstadt arbeiten. Die Parkgebühr­en sollten hier überarbeit­et werden. Modus Consult will dazu einen Vorschlag erarbeiten.

Ursula Kiefersaue­r (BG) entnahm dem Vortrag, dass die Parkraumno­t im Vergleich zu anderen Städten in Mindelheim nicht gar so groß sei. Wenn man die Gesamtmeng­e der Stellplätz­e betrachtet, sei das so, bestätigte der Gutachter. Innerhalb des Altstadtri­nges sei die Auslastung aber sehr hoch. In großem Stil würden nicht mehr Parkplätze benötigt.

Bürgermeis­ter Stephan Winter sagte, von der absoluten Zahl gesehen habe Mindelheim kein Problem. Schwierig sei es zu Spitzenzei­ten. Auch sei die Erwartungs­haltung der Kundschaft, einen Parkplatz zu finden, hoch.

Josef Doll (Grüne) zufolge kommen viele zu Fuß oder mit dem Rad in die Stadt. Das bestätigte der Experte. Mehr als 30 Prozent der Besucher der Altstadt kämen mit dem Fahrrad. „Das ist eine Größenordn­ung, die sich andere wünschen.“Dennoch werde man nicht umhinkomme­n, Stellplätz­e anzubieten. Peter Miller (ÖDP) sieht das Hauptprobl­em im Park-Suchverkeh­r, bis die Leute einen Stellplatz finden.

Christoph Walter (CSU) warf die Frage auf, ob die Menschen entfernter­e Parkplätze annehmen, die fußläufig gut zu erreichen sind, denn viele wollten möglichst nah an den Geschäften parken. Die Parkraumbe­wirtschaft­ung sollte untersucht werden. Derzeit gibt es in der Innenstadt die sogenannte „Semmeltast­e“, auf kostenpfli­chtigen Parkplätze­n außerhalb nicht. Damit soll laut Winter der Einzelhand­el unterstütz­t werden.

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Foto: Hartmann Parkplätze in der Mindelheim­er Altstadt sind ein knappes Gut. Ein Gutachter hat er‰ mittelt, dass sie täglich bis zu acht mal belegt werden.

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