Nur in der Altstadt fehlen Parkplätze
Verkehr Dort ist kaum ein freier Stellplatz zu haben. Wer ein paar Meter laufen mag, findet immer einen innenstadtnahen Parkplatz, stellt ein Gutachter für Mindelheim fest
Mindelheim Gibt es tatsächlich zu wenig Parkplätze in und um die Mindelheimer Altstadt? Einzelhändler weisen immer wieder darauf hin, wie wichtig Parkraum für die Altstadt ist. Die Stadt wollte es nun genau wissen und beauftragte die Firma Modus Consult in Ulm, ein Verkehrsgutachten für Mindelheim zu erstellen. Die Ergebnisse haben im Detail überrascht.
Diplomingenieur Stefan Hangleiter stellte das Gutachten dem Stadtrat vor. Neben einer Haushaltsbefragung, die Ende Oktober 2020 stattfand, wurde an zwei Tagen ermittelt, wie stark die Stellplätze wo ausgelastet sind. Diese Erfassung fand am 27. und 29. Oktober 2020 von 7 bis 19 Uhr statt, und zwar jede halbe Stunde.
1190 Parkplätze in und um die Altstadt ermittelten die Fachleute. 699 Parkplätze sind am Forum kostenlos. 125 stehen mit Parkscheibe zur Verfügung und für 321 Stellplätze ist das Lösen eines kostenpflichtigen Parkscheins notwendig. Zusätzlich gibt es noch 45 Bewohnerparkplätze.
In der Altstadt selbst stehen 130 Stellplätze zur Verfügung. Sie waren stark nachgefragt. Um 10 Uhr vormittags herrschte der größte Andrang. Da waren alle belegt. „Wir haben einen sehr hohen Anteil an Kurzzeitparkern festgestellt“, sagte Hangleiter. Jeder Stellplatz ist im Laufe des Tages im Schnitt 7,8 mal genutzt worden. Innerhalb des Altstadtrings sei die Auslastung bei 100 Prozent gelegen.
Die Zahl der Parkplätze in und um die Altstadt sei insgesamt nicht zu gering, stellte der Gutachter fest. kostenpflichtigen Stellplätze am Theatereck und am Stern seien zu rund 70 Prozent immer frei gewesen. Maximal seien sie zu 58 Prozent ausgelastet gewesen. Die kostenlosen Parkplätze dagegen waren am Forum immer gut belegt. Die Stadt könnte sich also die Frage stellen, ob die Steuerung des Parkraums womöglich anders gestaltet werden sollte, deutete der Experte an.
Hangleiter äußerte sich auch zur geplanten Tiefgarage unter dem Klostergarten Maria Ward. Der Park-Such-Verkehr würde dadurch entlastet, wenn dort 25 bis 40 öffentlich zugängliche Stellplätze geschaffen würden. Nach Fertigstellung der Tiefgarage könnten dann einige Parkplätze in der Maximilianstraße wegfallen. Aus Sicht des Verkehrsplaners befürwortete er eine Zufahrt über den Stadtgraben.
Diese Lösung allerdings ist inzwischen vom Tisch, nicht zuletzt wegen der Proteste von Mindelheimer Bürgern.
Neben den öffentlichen Parkplätzen soll das Gros der Stellplätze in der Tiefgarage Anwohnern beziehungsweise Mietern oder Nutzern des Klostergeländes vorbehalten werden.
Stadtrat Manfred Salger (CSU) gab zu bedenken, dass viele erst gar nicht in die Altstadt einfahren würden, weil sie wüssten, dort gebe es ohnehin keinen freien Parkraum. Ob es dafür Erfahrungswerte gebe, wollte Salger wissen. Hangleiter sah dafür wenig Indizien. Die Parkplatzsituation sei nicht so abschreckend. Es gebe immer in Altstadtnähe freie Parkplätze. Die freien Parkplätze werden nach Ansicht von Salger vorrangig von Mitarbeitern zuDie gestellt, die in der Altstadt arbeiten. Die Parkgebühren sollten hier überarbeitet werden. Modus Consult will dazu einen Vorschlag erarbeiten.
Ursula Kiefersauer (BG) entnahm dem Vortrag, dass die Parkraumnot im Vergleich zu anderen Städten in Mindelheim nicht gar so groß sei. Wenn man die Gesamtmenge der Stellplätze betrachtet, sei das so, bestätigte der Gutachter. Innerhalb des Altstadtringes sei die Auslastung aber sehr hoch. In großem Stil würden nicht mehr Parkplätze benötigt.
Bürgermeister Stephan Winter sagte, von der absoluten Zahl gesehen habe Mindelheim kein Problem. Schwierig sei es zu Spitzenzeiten. Auch sei die Erwartungshaltung der Kundschaft, einen Parkplatz zu finden, hoch.
Josef Doll (Grüne) zufolge kommen viele zu Fuß oder mit dem Rad in die Stadt. Das bestätigte der Experte. Mehr als 30 Prozent der Besucher der Altstadt kämen mit dem Fahrrad. „Das ist eine Größenordnung, die sich andere wünschen.“Dennoch werde man nicht umhinkommen, Stellplätze anzubieten. Peter Miller (ÖDP) sieht das Hauptproblem im Park-Suchverkehr, bis die Leute einen Stellplatz finden.
Christoph Walter (CSU) warf die Frage auf, ob die Menschen entferntere Parkplätze annehmen, die fußläufig gut zu erreichen sind, denn viele wollten möglichst nah an den Geschäften parken. Die Parkraumbewirtschaftung sollte untersucht werden. Derzeit gibt es in der Innenstadt die sogenannte „Semmeltaste“, auf kostenpflichtigen Parkplätzen außerhalb nicht. Damit soll laut Winter der Einzelhandel unterstützt werden.