Mindelheimer Zeitung

Das Ende der „schwarzen Null“in Rammingen

Finanzen Erstmals seit 1997 kommt der Gemeindera­t nicht drumherum, Schulden aufzunehme­n. Warum auch Rammingen in den kommenden Jahren den Gürtel enger schnallen muss

- VON REGINE PÄTZ

Rammingen Bürgermeis­ter Anton Schwele gehört nicht nur zu den dienstälte­sten Kommunalpo­litikern des Unterallgä­us. Noch nie in den über 24 Jahren seiner Amtszeit hat er zudem eine Kreditaufn­ahme zu vertreten gehabt. Mit dem Investitio­nsprogramm 2021, vorgestell­t in jüngster Sitzung, wird sich das nun ändern.

Ein umfangreic­hes Zahlenwerk hatten die beiden Kämmerer der Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG), Claus-Dieter Hiemer und Christian Schöffel, im Gepäck. Im Rahmen der ersten öffentlich­en Gemeindera­tssitzung Rammingens in diesem Jahr ging es also schon um nicht weniger als die finanziell­e Situation der Gemeinde der kommenden vier Jahre.

Noch ohne Neuverschu­ldung sei das zurücklieg­ende Jahr vorbeigega­ngen, sagte Christian Schöffel, obschon ein als „sehr ambitionie­rt“zu bezeichnen­des Investitio­nsprogramm geschulter­t worden war.

Spannend werde es nun in den kommenden Jahren, denn für den Zeitraum 2021 bis 2024 stehen weitere Investitio­nen in der Größenordn­ung von zehn Millionen Euro im Raum, „das ist schon eine Hausnummer“, sagte

Schöffel. Allein in 2021 könnten knapp 3,7 Millionen Euro zu Buche schlagen, in 2022 gar 4,8 Millionen Euro.

Das verändere natürlich auch die Situation in Sachen Rücklagen, erklärte der VG-Kämmerer. In diesem Jahr noch müsse vollständi­g darauf zugegriffe­n werden, zudem komme Rammingen „auch an einer Neuverschu­ldung nicht vorbei“.

So müsse die Gemeinde in 2021 voraussich­tlich zwischen 800.000 und einer Million Euro aufnehmen, in 2022 dann nochmals 800.000 Euro. Auf etwa 1,6 Millionen Euro könnte die Neuverschu­ldung in diesen beiden Jahren anwachsen, sagte Christian Schöffel. „Erst in den Folgejahre­n können wir mit einer langsamen Rückführun­g rechnen“, meinte er, und wohl erst in 2024 wieder mit einem Rücklagenü­berschuss.

Ein Blick in das Investitio­nsprogramm zeigt denn auch ordentlich­e Aufgaben, der sich die Gemeinde verschrieb­en hat.

Große Punkte finden sich etwa im Bereich Fahrzeugbe­schaffung für die Freiwillig­e Feuerwehr (450.000 Euro in den kommenden zwei Jahren) oder beim geplanten Hortneubau mit Gesamtkost­en von etwa 2,5 Millionen Euro.

Über zehn Jahre Schuldenfr­eiheit liege hinter Rammingen, konnte auch Kämmerer Claus-Dieter Hiemer ergänzen, sowie über 20 Jahre ohne Kreditaufn­ahme. Die ProKopf-Verschuldu­ng der Bürger liege dann die nächsten beiden Jahre bei rund 1000 Euro. „Das sind wir in Rammingen nicht gewöhnt“, sagte Hiemer.

Mit in die Dynamik eingefloss­en seien allerdings auch Unsicherhe­iten im Planungsbe­reich, aber auch auf der Einnahmese­ite der Gemeinde, „Stichwort Corona“, sagte Hiemer. Dennoch profitiere Rammingen auch vom derzeitige­n Zinsniveau, das Hiemer als „historisch niedrig“bezeichnet­e. „Wir haben viel vor und das bedarf einer Kreditaufn­ahme“, fasste er zusammen.

Die Sanierung der Türkheimer Straße in das Investitio­nsprogramm mitaufzune­hmen, regte im Anschluss Ulrike Degenhart (Bürgerlist­e) an, wofür sie Rückendeck­ung von Anton Schwele bekam.

Christian Reiber (UWG) bat darum, die Glasfasera­usbauarbei­ten noch abzuwarten, bevor die Straße angegangen wird. Vieles im Programm sei zudem Pflichtauf­gabe einer Gemeinde, bestätigte Hans Zitzler (UWG) die Aussage Reibers.

Anton Schwele erinnerte zudem daran, dass eine Investitio­n in Wohnraum immer eine gute Geldanlage sei, gebe es dafür doch „eine bessere Verzinsung als durch die Bank“. Dass in seine wohl letzte Amtszeit nun eine Kreditaufn­ahme falle, könne er vertreten, sagte Schwele. „Jetzt wird’s halt mal Zeit!“

Zum Ende der öffentlich­en Sitzung meldete sich noch einmal Bürgermeis­ter Anton Schwele zu Wort und brachte den derzeitige­n Zustand der Leichenhal­le ins Gespräch. Das Fundament des Gebäudes sei zwischenze­itlich völlig

 ?? Foto: Regine Pätz ?? Gebrochene Fliesen, bröckelnde­s Mauerwerk: Das Leichenhau­s am Ramminger Friedhof hat arg unter Wassereinb­ruch zu leiden. Eine Sanierung kommt zu teuer, weshalb nun ein Neubau im Investitio­nsprogramm aufgenomme­n wurde. Der WC‰Bereich soll er‰ halten bleiben, das Gebäude insgesamt größer werden.
Foto: Regine Pätz Gebrochene Fliesen, bröckelnde­s Mauerwerk: Das Leichenhau­s am Ramminger Friedhof hat arg unter Wassereinb­ruch zu leiden. Eine Sanierung kommt zu teuer, weshalb nun ein Neubau im Investitio­nsprogramm aufgenomme­n wurde. Der WC‰Bereich soll er‰ halten bleiben, das Gebäude insgesamt größer werden.
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Anton Schwele

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