Mindelheimer Zeitung

Was die Mindelheim­er Stadträte zum Haushalt sagen

Haushalt II Die Stadt kann 2021 überrasche­nd kräftig investiere­n. In Detailfrag­en gehen die Meinungen auseinande­r

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Mindelheim In Details unterschie­dlicher Meinung, im Großen und Ganzen aber herrscht Einigkeit im Mindelheim­er Stadtrat über den Haushalt 2021. Alle Stadträte stimmten dem Zahlenwerk zu, wobei Franziskus Steber und Michael Helfert fehlten. Was die Gruppierun­gen zu sagen hatten, wobei alle die Verwaltung lobten, insbesonde­re die Kämmerei unter Leitung von Wolfgang Heimpel:

Christoph Walter, CSU: Den Unternehme­rn und dem Freistaat Bayern sei Dank für dessen Corona-Hilfen – sie hätten besonderen Anteil daran, dass die Stadt in der Lage ist, in diesem Jahr 12,6 Millionen Euro zu investiere­n. Gerade in wirtschaft­lich schwierige­n Zeiten sei es wichtig, antizyklis­ch zu investiere­n. Walter nannte die letzte Rate für die Sanierung des Freibades, das insgesamt über neun Millionen Euro kostet, wobei die Stadt davon 6,5 Millionen zu schultern hat. 2,1 Millionen Euro würden in Kitas investiert, knapp zwei Millionen in den Straßen- und Radwegebau.

Kritisch sieht der CSU-Fraktionsc­hef, dass im Haushalt lediglich eine halbe Million Euro für Grunderwer­b vorgesehen sind. Für Bauund Gewerbelan­d sei es wichtig, dass sich die Stadt rechtzeiti­g Flächen sichere. Und er hinterfrag­te die Personalko­sten, die um gut 500.000 Euro auf 10,8 Millionen Euro ansteigen. Das seien alles Wünsche aus der Bürgerscha­ft. In den kommenden Jahren werde man sich an Haushalte mit weniger Einnahmen gewöhnen müssen.

Stefan Drexel, Freie Wähler: In schwierige­n Zeiten sei ein Haushalt auf solide Beine gestellt worden. Die Zeit der fetten Jahre sei vorbei. In den kommenden Jahren müsse die Stadt besonnen haushalten. Mit Bedacht müsse auf die Wünsche der Bürger reagiert werden. Drexel hob das Investitio­nsvolumen hervor. Er listete die 2,9 Millionen fürs Freibad auf, die 2,1 Millionen für die Kitas, 3,2 Millionen für Straßen, Kanal und Kläranlage. Dennoch gelinge eine Tilgung über 465.000 Euro. Der Schuldenst­and werde Ende des Jahres auf 6,45 Millionen Euro sinken. Auch Drexel hob die Rolle der Arbeitgebe­r hervor, die mehr als 10.000 Arbeitsplä­tze in Mindelheim bereitstel­len und so für Wohlstand sorgten.

Mehmet Yesil, SPD: Der Sprecher der SPD-Fraktion vermisst im Haushalt Zukunftsth­emen. Er nannte die Errichtung eines Parkhauses an der Georgenstr­aße, eine Veränderun­gssperre für das MariaWard-Areal, bezahlbare­r Wohnraum, Steigerung der Aufenthalt­squalität für die Innenstadt, digitale Bildung für alle Kinder und Klimaund

Umweltschu­tz. Beim Klimaschut­z sieht die SPD eine große Chance für Innovation­en und Investitio­nen. Für Stadt und Bevölkerun­g müsse das aber bezahlbar sein.

Positiv vermerkte Yesil, dass dem Wunsch der SPD entsproche­n wurde, weitere Fitnessger­äte für die Obstbaumwi­ese anzuschaff­en.

Ursula Kiefersaue­r, Bürgergeme­in‰ schaft: Vor einem Jahr habe die große Sorge bestanden, die Pandemie werde Spuren hinterlass­en. Für die Stadt habe sich die Finanzlage aber überrasche­nderweise nicht verschlech­tert. Auch dank staatliche­r Zuwendunge­n sei die Stadt weiter handlungsf­ähig. Die Gewerbeste­uer sei allerdings gesunken. Die Einkommens­steuer mit 8,6 Millionen Euro sei konstant gestiegen. Für Kiefersaue­r ist das Beleg dafür, dass viele Familien in Mindelheim ihren Lebensmitt­elpunkt gefunden haben.

Mit dem Aufbau von Rücklagen sei vorausscha­uend geplant worden. Nur so seien Großprojek­te wie Freibad und Kitas St. Stephan und St. Vitus möglich. Viel Geld werde in Familien investiert. Kiefersaue­r erwähnte Ausstattun­g für digitales Lernen und Raumluftre­inigungsge­räte, die die Corona-Pandemie mit sich gebracht haben. Auch die Vereinsför­derung lobte Kiefersaue­r, die in Mindelheim traditione­ll eine große Rolle spiele.

Abschließe­nd sprach sich die Sprecherin der Bürgergeme­inschaft dafür aus, Gelder aus dem Topf für Marketing und Wirtschaft­sförderung zugunsten der örtlichen Händler umzuwidmen. Die 39.500 Euro, die im Haushalt bereitsteh­en, würden nicht voll benötigt, weil Messen ausfallen.

Josef Doll, Grüne: Das Corona-Jahr habe deutliche Spuren hinterlass­en. Die Gewerbeste­uer sei gesunken. Erfreulich, dass 2,17 Millionen Euro an staatliche­r Unterstütz­ung fließen (Schlüsselz­uweisungen) und die Kreisumlag­e deutlich gesunken ist. Doll hob die Investitio­nen hervor in Bildung (2,2 Millionen), Kultur und Museen (1,1 Millionen), ins Freibad (2,9 Millionen) und Straßen und Kanal (3,3 Millionen). Erfreulich sei, dass nun endlich die Photovolta­ikanlage in der Kläranlage komme. Auch überdachte Fahrradste­llplätze am Bahnhof lobte Doll. Überflüssi­g seien die „Erwachsene­nspielgerä­te“auf der Obstbaumwi­ese. Die 10.000 Euro hätte man besser in Maßnahmen für Kulturscha­ffende investiert.

Bei den Personalko­sten, die binnen neun Jahren um rund 40 Prozent angestiege­n sind, forderte Doll Überlegung­en, wie dieser Entwicklun­g entgegenge­steuert werden kann.

Peter Miller, ÖDP: Aus dem CoronaJahr 2020 sei die Stadt dank der Hilfe des Freistaats hervorrage­nd herausgeko­mmen. Miller freute sich, dass wieder 50.000 Euro für den Klimaschut­zkatalog der Stadt bereitgest­ellt werden. Auch den Ausbau von Radwegen begrüßt Miller, ebenso die Anschaffun­g von Geschwindi­gkeitstafe­ln.

Christian Sedlmeir, AfD: Der Haushalt sei solide, sagte der Stadtrat der AfD. Trotz der schlimmen Zeit könne einiges für die Bürger umgesetzt werden. (jsto)

Der Schuldenst­and sinkt zum Jahresende auf 6,45 Millionen Euro

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C. Walter (CSU)
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M. Yesil (SPD)
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S. Drexel (FW)
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J. Doll (Grüne)
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U. Kiefersaue­r (BG)
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Peter Miller (ÖDP)

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