Mindelheimer Zeitung

Neues Juze, Kita und Dorftreff in Reichweite

Stadtentwi­cklung Bad Wörishofen investiert über zehn Millionen Euro. Die Schulden steigen auf höchsten Wert seit Jahren

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Der Stadtrat von Bad Wörishofen hat ein 10,8 Millionen Euro schweres Investitio­nspaket auf den Weg gebracht. Viel sehen werden die Bürger davon aber nicht – der Großteil des Geldes fließt in Kanalbauar­beiten. Von einem „Sanierungs­stau“, der weiter abgearbeit­et werde, sprach Kämmerer Tim Hentrich in der Haushaltss­itzung des Rates. Die Maßnahmen sind nur mit neuen Krediten finanzierb­ar. Als Folge steigen Bad Wörishofen­s Schulden heuer auf den höchsten Wert seit vielen Jahren.

Der Haushalt im zweiten CoronaJahr bot große Herausford­erungen. Angepackt haben so gut wie alle. Dritte Bürgermeis­terin Michaela Bahle-Schmid (CSU) half sogar stundenlan­g beim Eintippen der Zahlen. Am Ende klaffte zunächst ein sechs Millionen Euro großes Haushaltsl­och. Streichrun­den in der Haushaltsk­lausur waren die Folge, am Ende steht nun ein Defizit von 1,6 Millionen Euro. Kämmerer Hentrich ist angesichts der Umstände mit dem Ergebnis zufrieden. Denn im stark wachsenden Bad Wörishofen kommen gleich mehrere Faktoren zusammen: Die Gewerbeste­uereinnahm­en sinken in der Corona-Krise um etwa drei Millionen Euro, die Schlüsselz­uweisungen vom Staat um 2,4 Millionen Euro, dafür steigen die Personalko­sten um 1,25 Millionen Euro und die Kreisumlag­e um 2,4 Millionen Euro. Vor diesem Hintergrun­d hat der Rat die Investitio­nen für 2021 festgelegt. Sichtbarst­es Zeichen wird die Fertigstel­lung des neuen Kindergart­ens Villa Kunterbunt am Ostpark. Im April oder Mai werde man wohl einziehen können, berichtete Martin Aicher, der Geschäftsl­eiter des Rathauses. Zwischen Stockheim und der Gartenstad­t wird die Abwasserdr­uckleitung erneuert (wir berichtete­n). Das Regenüberl­aufbecken Stockheim steht ebenfalls auf der Liste, zudem Straßenbau im Gewerbegeb­iet, die Robert-Bosch-Straße. Der Neubau der Kanalnetzs­teuerung ist ein weiterer Punkt, zudem steht in Kirchdorf der Kanalbau am Theresienb­erg an. Das Dach der „Alten Schule“muss gedämmt werden, im Kindergart­en Schlingen geht es um Brandschut­zmaßnahmen. Der Ausbau der Dorfstraße in Stockheim geht weiter.

Ebenfalls zu den größeren Investitio­nen zählt die Neugestalt­ung des Kurhauscaf­és, zudem das Dorfgemein­schaftshau­s Schlingen. Allerdings geht es hier nur um Planungsko­sten. Baubeginn könnte hier laut Bürgermeis­ter Stefan Welzel erst 2022 sein. Welzel betonte gegenüber unserer Redaktion, man habe auch Architekte­nkosten für eine Dorferneue­rung in Stockheim aufgenomme­n, zudem Planungsko­sten für ein neues Jugendzent­rum für Bad Wörishofen. „Wir wollen hier Zeichen setzen“, so Welzel. Für das Jugendzent­rum sei ein Neubau im Jahr 2022 wahrschein­lich.

Bad Wörishofen­s Kläranlage muss erweitert werden. Das ist aufgrund des privat-öffentlich­en Betreiberm­odells zunächst Sache der Glass Umwelttech­nik. Die Arbeiten sollen laut Welzel voraussich­tlich im zweiten Halbjahr beginnen. Auch die Pescatore-Kreuzung in Bad Wörishofen steht mit Planungsko­sten im Haushalt. Hier sei aber noch unklar, wie dort ausgebaut werde. Denkbar wäre etwa ein Kreisverke­hr. Auch der Hochwasser­schutz für die Kernstadt steht im Haushalt, ebenfalls mit Planungsko­sten. Zu den gestrichen­en Projekten gehört – wieder einmal – die Sanierung der Bürgermeis­ter-Stöckle-Straße. Diese ist allerdings auch abhängig vom Fortgang der Planungen für die Löwenbräu-Arkaden. Sanierunge­n im Rathaus inklusive des Sitzungssa­als fielen ebenfalls weg, wie auch gut 117.000 Euro für bauliche Maßnahmen an der Schule. Getan werde dort aber heuer etwas, hieß es.

Dass die Personalko­sten stark steigen, liegt am neuen Kindergart­en, aber auch daran, dass die Stadt nun eigenes Reinigungs­personal einstellt. Dafür fallen die Kosten für externe Firmen weg. Man schaffe 25 neue Stellen, rechnete FW-Fraktionss­precher Thomas Vögele vor. Verglichen mit den Nachbargem­einden liege man bei den Personalko­sten aber „eher gut“, sagte

Personalre­ferentin Doris Hofer. Dass man „in schwierige­n Zeiten nicht mutlos“handele, lobte Finanzrefe­rent Konrad Hölzle (CSU). „Wir haben Vollgas gegeben.“Wie wenig Spielraum für Wünschensw­ertes es gibt, machte Hölzle ebenfalls deutlich: Kreisumlag­e, Personalko­sten und die Investitio­nen machten gemeinsam bereits 80 Prozent des Haushaltes aus. Dass man Vieles schiebe, merkte Dominic Kastner an, der Sprecher von Generation Fortschrit­t.

„Kritisch“nannte der einstige Bürgermeis­ter Paul Gruschka (FW) den künftigen Schuldenst­and. Von 16,4 Millionen steigt er voraussich­tlich auf 20,2 Millionen Euro. Gruschka kritisiert­e zudem das Prozedere der Haushaltsa­ufstellung. Fraktionsf­ührersitzu­ngen seien nicht für die Streichung­en im Haushalt zuständig. Diese sei Sache der öffentlich­en Sitzung im Stadtrat. Im Gegensatz zu den Vorjahren wurden die Investitio­nen diesmal in der Haushaltss­itzung nicht im Detail beraten.

Unstrittig war der Haushalt am Ende nicht. Fünf Ratsmitgli­eder stimmten gegen das Zahlenwerk.

» Haushaltsz­ahlen 2021 in Kürze Einnahmen: Gewerbeste­uer 8 Mio. ¤, Einkommens­steuer 8 Mio., Kurbeitrag 1,3 Mio., Fremdenver­kehrsbeitr­ag 750.000¤, Grundsteue­rn 2,6 Mio; Ausgaben: Perso‰ nal 12 Mio., Kreisumlag­e 10,5 Mio.; Schuldenst­and Jahresende: 20,2 Mio.

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Foto: Ulrich Wagner Millionens­chwere Baumaßnahm­en stehen in Bad Wörishofen bevor.

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