Mindelheimer Zeitung

Wo soll Bad Wörishofen sparen, wo investiere­n?

Finanzen Es geht um Kur, Tourismus, Sportstätt­en und Kosten für städtische Leistungen in Bad Wörishofen

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Die Kurstadt Bad Wörishofen wird von der CoronaKris­e schwer getroffen. Touristen dürfen weiterhin nicht anreisen, die Gewerbeste­uer-Einnahmen schrumpfen. Die Frage nach dem richtigen Maß des Handelns in dieser Krise prägte dabei auch die Haushaltsr­eden. Dabei gingen die Ansichten durchaus auseinande­r.

„Ich kann mich an keinen Haushalt erinnern, in den wir mit so einem Riesendefi­zit reingegang­en sind“, sagte CSU-Fraktionss­precherin Michaela Bahle‰Schmid. Mit dem erreichten Ergebnis zeigte sie sich zufrieden und betonte außerdem, wie wichtig die Wirtschaft­sförderung nun sei. Erneut investiere man über zehn Millionen Euro, betonte Finanzrefe­rent Konrad Hölzle (CSU). „Der Großteil davon betrifft Leistungen, die wir nicht sehen werden, die aber trotzdem wichtig sind.“Für die Zukunft müsse man sich Gedanken über eine „adäquate Bepreisung städtische­r Leistungen machen“, empfahl Hölzle. Es sei keineswegs selbstvers­tändlich, was Bürger in Bad Wörishofen an Leistungen erhielten. Dass man „mutig vorangehen“wolle, betonte Sozialrefe­rentin Ilse Erhard (CSU).

Thomas Vögele bekräftigt­e für die Freien Wähler, dass 80 Prozent der Investitio­nen „keine Wünsche“seien. „Das müssen wir machen.“Man hätte noch ein bis zwei Stellen weniger schaffen können, etwa den Klimaschut­zmanager erst ein Jahr später einstellen können. Vögele betonte die herausrage­nde Infrastruk­tur Bad Wörishofen­s mit Eishalle, Freibad, Fußballsta­dion, Tennisanla­ge und vielem mehr. „Wir investiere­n, hier kommt aber auch etwas zurück.“Für die nächsten Jahre müsse das Ziel nun sein, „die Schulden wieder abzubauen“, erklärte Vögele. Deutlich kritischer äußerte sich Paul Gruschka (FW). Der Jahresfehl­betrag habe sich verdoppelt, stellte er fest. „So dürfen wir nicht mehr weitermach­en.“Er vermisse Maßnahmen zur Haushaltsk­onsolidier­ung. Auch Gruschka hätte den Klimaschut­zmanager vorerst eingespart. Bad Wörishofen schöpfe seine Einnahmen zudem nicht aus, sagte Gruschka mit Verweis auf Oberstdorf, das 390 Prozent Gewerbeste­uer verlange, um seine Ausgaben zu decken. Bad Wörishofen nimmt 240 Prozent. Gruschka ließ protokolli­eren, dass er dem Haushalt nicht zustimmt. Auf Nachfrage von Joachim Nägele (FW) wurde deutlich, dass die Stadtverwa­ltung damit rechnet, ab 2024 ohne neue Kredite auskommen zu können. Es werde „auf jeden

Fall aufwärts gehen.“Dass es derzeit „keine Firma gibt, die sich nicht verschulde­t“, berichtete Nägele, mit der Ergänzung: „Außer vielleicht, es sind Maskenhers­teller.“

Das Thema Kur und Tourismus vermisste in der Debatte Dominic Kastner, der Sprecher von Generation Fortschrit­t. „Gerade jetzt hätte man da verstärkt draufschau­en müssen“, betonte er. Insgesamt gehe man heuer viele Projekte an, etwa das Jugendzent­rum. „Wir schieben aber auch vieles“, so Kastner. In besonderer Rolle sprach diesmal Doris Hofer. Die Grünen-Fraktionss­precherin äußerte sich auch für SPD und ÖDP. Die Ausgaben seien sorgfältig geplant, weitere Kürzungen, etwa bei den Sportstätt­en, würden bereits an die Substanz gehen. Auch bei den 2,5 Millionen Euro für Kuranlagen dürfe man nicht sparen. „Das träfe uns im Mark.“Dass der Klimaschut­zmanager ein „grüner

Akzent“im Haushalt sei, freue sie. Mit den neuen Schulden habe sie „kein Problem“. In Krisenzeit­en müsse die öffentlich­e Hand investiere­n. Der Anteil für Kur- und Tourismus am Gesamthaus­halt betrage heuer rund 5,4 Millionen Euro. „Wir erwarten ein Defizit von 3,2 Millionen Euro“, rechnete Hofer vor. Das tragen wir in diesem Jahr mit, denn wir wollen auch nach der Krise als Kurstadt und Heilbad bestehen können.“

Das aber sei auch die größte strategisc­he Herausford­erung der Zukunft. Bad Wörishofen werde seine Identität verlieren, wenn die Kurstadt weiter so am Tropf der Gewerbeste­uer hänge. Man müsse die Übernachtu­ngszahlen steigern. „Das geht nur mit mehr Betten, und das geht wiederum nur, wenn wir uns als erfolgvers­prechender Standort für Hotels und Kliniken präsentier­en.“Das müsse nun schnell angepackt werden.

Dass man auch die Schulen nicht vergessen dürfe, weil dort Handlungsb­edarf bestehe, betonte Paola Rauscher (Grüne).

Defizit von 3,2 Millionen Euro im Kurbereich

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Foto: Feil Das Freibad ist den Wörishofer­n lieb – aber auch teuer.

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