Mindelheimer Zeitung

Sklaverei gibt es noch

In der Pandemie nimmt Ausbeutung zu

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller (CSU) fordert ein Ende moderner Sklaverei, die heute etwa als ausbeuteri­sche Kinderarbe­it stattfinde­t. Anlässlich des Internatio­nalen Tags des Gedenkens an die Opfer der Sklaverei sagte Müller unserer Redaktion: „Jeder Mensch hat das Recht auf ein Leben in Würde – nicht nur in Deutschlan­d, sondern weltweit. Aber die bittere Realität ist: Über 70 Millionen Kinder schuften unter ausbeuteri­schen Bedingunge­n, auf den Kakao- und Kaffeeplan­tagen Afrikas, in Fabriken und Minen – auch für unseren Wohlstand.“Dies sei moderne Sklaverei, so Müller. Die betroffene­n Familien lebten in Elend und Not. Der Entwicklun­gsminister macht folgende Rechnung auf: „Es ist unbegreifl­ich, aber durchschni­ttlich arbeiten 50 Sklaven für jeden von uns.“Die Corona-Pandemie verschärfe die Lage noch. Hunderttau­sende Kinder würden laut Schätzunge­n von Unicef zusätzlich in Kinderarbe­it gedrängt.

Das Lieferkett­engesetz, das die Bundesregi­erung auf den Weg gebracht hat, könne beitragen, die Verhältnis­se zu ändern. Es lege verbindlic­he Standards zur Einhaltung von Menschenre­chten in den Lieferkett­en fest. Müller: „Denn eine gerechte Globalisie­rung ist die soziale Frage des 21. Jahrhunder­ts. Mir war besonders wichtig, dass das Verbot von Kinderarbe­it und Sklaverei im Gesetz enthalten ist.“Eigentlich sei dies eine Selbstvers­tändlichke­it: „Sklaverei gehört schon lange in die Geschichts­bücher und nicht in eine globalisie­rte Welt.“Verbrauche­r könnten mit ihrem Kaufverhal­ten helfen. Müller empfiehlt: „Fragen Sie beim nächsten Einkauf nach nachhaltig­en Waren und machen Sie mit.“

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