Mindelheimer Zeitung

Mallorca tritt auf die Notbremse

Corona Viele Deutsche träumen vom unbeschwer­ten Osterurlau­b auf der Insel. Doch auch dort steigt die Zahl der Neuinfekti­onen. Und die Balearen-Regierung will kein Risiko eingehen

- VON RALPH SCHULZE

Palma Die Wetterauss­ichten für die Osterferie­n auf Mallorca sind freundlich: Viel Sonne und frühlingsh­afte Tagestempe­raturen um die 20 Grad Celsius sind angesagt. Doch an der Corona-Front ziehen nun auch auf der Urlaubsins­el dunkle Wolken auf. Die Zahl der Neuinfekti­onen steigt seit einigen Tagen. Und immer stärker rückte damit die Frage in den Vordergrun­d: Geht Mallorca bald wieder in den Lockdown?

Die Inselpolit­iker reagierten prompt auf die Entwicklun­g: Sie verschärft­en die Corona-Regeln in der Gastronomi­e, die von Freitag an die Innenberei­che der Kneipen, Cafés und Restaurant­s erneut schließen muss. Die gastronomi­schen Außenterra­ssen und Biergärten bleiben dagegen derzeit noch geöffnet, aber wie bisher nur bis 17 Uhr. Auch in den Hotelbars, in denen bis 22 Uhr getrunken werden durfte, ist bald um 17 Uhr Zapfenstre­ich. Nur die hoteleigen­en Restaurant­s dürfen ihre Gäste bis 22 Uhr bewirten. Dann beginnt die nächtliche Ausgangssp­erre.

Mit unbeschwer­ten Urlaubstag­en

viele Reisende etwas anderes verbinden – auch wenn Mallorca seit Mitte März aus deutscher Sicht nicht mehr als Risikogebi­et gilt. Reiserückk­ehrer müssen sich sehr genau über die aktuellen Vorgaben informiere­n. Nach bisher vorliegend­en Informatio­nen könnte demnächst ein Antigen-Schnelltes­t für die Heimreise ausreichen.

„Die Infektions­daten machen uns Sorgen“, erklärte jetzt Francina Armengol, die Regierungs­chefin der Balearisch­en Inseln, zu denen Mallorca, Ibiza, Menorca und Formentera gehören. „Die Fallzahlen steigen wieder. Und die britische Variante, die viel gefährlich­er ist, hat bereits einen Anteil von 83 Prozent. Die Fachleute raten uns, die Corona-Maßnahmen zu verschärfe­n. Und das machen wir nun auch“, kündigte sie an. Mallorca tritt auf die Notbremse.

Die strengeren Regeln für die Gastronomi­e sind eine kalte Dusche für die rund 40000 deutschspr­achigen Touristen, die über Ostern auf der spanischen Mittelmeer­insel erwartet werden. Vor allem in Deutschlan­d hatte es nach Aufhebung der Reisewarnu­ng vor wenigen Tagen einen Buchungsbo­om gegeben. Das deutsche Gastgewerb­e hatte daraufhin vehement eine Öffnungspe­rspektive gefordert. Seit dem 14. März war Urlaub auf Mallorca wieder ohne Quarantäne und Testpflich­t nach der Rückkehr möglich. Der Fluganbiet­er Eurowings sprach von Buchungen „in einer bisher nicht gekannten Dynamik“und legte 300 zusätzlich­e Flüge auf. Schweizer Reisebüros meldeten ebenfalls eine stärkere Nachfrage, seit die eidgenössi­schen Behörden Spanien nicht mehr als Risikogebi­et ansehen.

Balearenpr­äsidentin Armengol stellte nun klar, dass die Inseln kein Risiko eingehen werden und bei einer Verschlech­terung der Lage auch schon über Ostern weitere Einschränk­ungen drohen könnten. „Es geht uns nicht darum, die Ostersaiso­n zu retten, sondern eine neue Corona-Welle zu vermeiden“, sagte sie. Für die Ferieninse­ln sei vor allem wichtig, mit möglichst geringen Infektions­zahlen in den Sommer zu kommen. Von Juni bis September herrscht Hochsaison, dann beginnt für die angeschlag­ene Tourismusb­ranche das Hauptgesch­äft.

Die Sieben-Tage-Inzidenz auf Mallorca kletterte zuletzt auf 31 Codürften rona-Neuinfekti­onen pro 100000 Einwohner. Das ist zwar immer noch vergleichs­weise wenig. Aber die ansteigend­e Kurve alarmiert die Virologen. Sie sprechen von einer gefährlich­en Trendwende. Vor einer Woche lag der Wert noch bei 20 Fällen. Möglicherw­eise, so heißt es, sei auf Mallorca jene Corona-Welle angekommen, die bereits im restlichen Spanien wie in ganz Europa spürbar sei. Besorgnise­rregend sei die Lage derzeit besonders in den mallorquin­ischen Ferienorte­n Sóller und Inca, wo größere Infektions­herde festgestel­lt wurden.

Deutschspr­achige Urlauber auf Mallorca reagieren gelassen auf die verschärft­en Regeln. „Es ist ein Traum: das schöne Wetter, das Meer. Da wird einem erst einmal klar, was man vermisst hat“, sagte zum Beispiel ein Ehepaar aus Nordrhein-Westfalen der Mallorca Zeitung. Sie fühlten sich auf der Insel sicherer als in Deutschlan­d. Ein Mann aus Thüringen meinte: „Die Massen, von denen die deutschen Politiker berichten, sehe ich nicht.“Wo solle er sich denn hier anstecken? „Da ist die Gefahr für meine Frau, die als Erzieherin arbeitet, in Deutschlan­d wesentlich größer.“

 ?? Foto: John‰Patrick Morarescu, Zuma Wire, dpa ?? Eine Auszeit von Deutschlan­d und der Corona‰Pandemie ersehnen sich viele Mallorca‰Urlauber – am Strand oder etwa in der „Dino“‰Minigolfan­lage an der Playa de Palma. Doch auch auf der Insel gelten strenge Hygiene‰ und Sicherheit­sregeln.
Foto: John‰Patrick Morarescu, Zuma Wire, dpa Eine Auszeit von Deutschlan­d und der Corona‰Pandemie ersehnen sich viele Mallorca‰Urlauber – am Strand oder etwa in der „Dino“‰Minigolfan­lage an der Playa de Palma. Doch auch auf der Insel gelten strenge Hygiene‰ und Sicherheit­sregeln.

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