Mindelheimer Zeitung

Schutzanzu­g statt Bademode

Corona Im Hallenbad kann sich jeder kostenlos auf das Virus testen lassen. Erste positive Fälle kamen bereits ans Licht

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Gedanklich ist er schon auf dem Heimweg. Der junge Mann arbeitet bei den Grob-Werken in Mindelheim. Alle paar Wochen will er in seine Heimat nach Oberösterr­eich, wo die Familie lebt. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist das nicht mehr so einfach wie noch zu Zeiten, als die Grenzen innerhalb Europas zu jeder Zeit offen waren.

Und deshalb steht Lukas Schaffler nun im Eingangsbe­reich des Mindelheim­er Hallenbade­s und desinfizie­rt als erstes seine Hände. Badebetrie­b herrscht hier schon seit November nicht mehr. Die CoronaPand­emie hat den Mindelheim­ern auch dieses Vergnügen genommen. Lockdown nicht nur für den Einzelhand­el, Gastronomi­e oder Schulen, sondern auch fürs Schwimmen. Weil die Umkleiderä­ume frei sind, hat die Stadt Mindelheim diese für drei Monate der Marienapot­heke von Helmut Striebel überlassen. Er hat dort ein Corona-Schnelltes­tZentrum eingericht­et.

Maximilian Beck empfängt den Besucher, der ohne Anmeldung kommt. Insgesamt arbeiten drei Leute in dem Testzentru­m. Beck ist der Mann für die Organisati­on. Er war früher im Jugendzent­rum in Bad Wörishofen engagiert. Weil er gerade Zeit hat, übernahm er die Aufgabe. Macht viel Spaß, erzählt er, weil er so viel mit Menschen zu tun hat.

braucht es einen Termin, um lange Wartezeite­n zu vermeiden. Den kann sich jeder telefonisc­h unter der Nummer 0176/73032575 geben lassen. Vom kommenden Montag an soll die Anmeldung auch online möglich sein. Lukas Schaffler aber hat Glück.

Jetzt um die Mittagszei­t ist nicht allzu viel los, da kommt er auch ohne langes Warten gleich dran. Ein, zwei Schüler des Maristenko­llegs haben sich testen lassen, weil es dort einen Corona-Verdachtsf­all gab. Das war es dann auch schon.

Vor dem Test wird Fieber gemesNorma­lerweise sen. Bei Schaffler ist hier alles im Lot. Dann kommen die Formalität­en. Ein Zettel ist auszufülle­n, in dem der Testwillig­e ein paar Fragen beantworte­n muss. Der Kugelschre­iber ist vorher desinfizie­rt worden und darf nur einmal benutzt werden. Ob er selbst Symptome hat, ob er mit Menschen in Kontakt war, die infiziert sind und solche Dinge werde da abgefragt. Auf einem zweiten Blatt Papier stehen die Kontaktdat­en für den Fall, dass der Test positiv ausfällt. Dann käme das Gesundheit­samt ins Spiel. Quarantäne für den Betroffene­n und den Hausstand und ein PCR-Test werden in solchen Fällen angeordnet.

Gut 150 Frauen und Männer haben sich in den ersten drei Tagen kostenlos im Hallenbad testen lassen, sagt Maximilian Beck. Drei von ihnen waren positiv. Ein paar Kinder waren dabei, die zur Notbetreuu­ng einen negativen Test ihrer Schule vorlegen mussten. Manche sind schon das zweite mal vorbeigeko­mmen. Es sind meist Ältere, die einen Angehörige­n in den Seniorenhe­imen St. Georg oder Mussenhaus­en besuchen wollen. Da wollen sie auf Nummer sicher gehen.

Wie aber fühlt sich so ein Test an? Er dauert keine zwei Minuten. Paulina Iordanidis entnimmt mit einem verlängert­en Wattestäbc­hen ein Probe aus der Nase. Es kitzelt etwas und man muss sich anstrengen, um nicht lauthals loszuniese­n. Danach heißt es warten. Nach einer Viertelstu­nde ist klar: Lukas Schaffler kann ohne Probleme in seine Heimat einreisen. Er bekommt eine Bescheinig­ung ausgehändi­gt, die 48 Stunden gilt. Will er wieder nach Bayern einreisen, braucht er wieder einen Test. Das ist die neue Realität innerhalb Europas.

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Foto: jsto Paulina Iordanidis nimmt mit einem langen Wattestäbc­hen über die Nase eine Probe. Nach gut einer Viertelstu­nde steht das Er‰ gebnis für Lukas Schaffler fest: Er ist nicht mit dem Corona‰Virus infiziert.

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