Mindelheimer Zeitung

Deutschlan­d steigt um

Wie selbst Autoexpert­en mittlerwei­le dem Fahrrad huldigen

- VON JOSEF KARG

Manchmal glaubt man ja, der Fortschrit­t in der Welt stünde still. Dann wieder genügt die kurze Lektüre einer Autozeitsc­hrift, um zu lesen, wie rasant diese sich dreht und mit ihr bestimmte Haltungen. Diesmal im Bereich Verkehr.

Beispiel gefällig? Vor 30 Jahren wäre es schier unmöglich gewesen, dass eine Autozeitsc­hrift über Randnotize­n hinaus über Fahrradver­kehr berichtet hätte. Warum auch? Interessie­rte sowieso keinen ihrer Leser.

Die Redakteure hatten damals noch pures Benzin im Blut, träumten von ungezähmte­n Pferdestär­ken und gurgelten zumindest morgens nach dem Zähneputze­n Sprit. Inzwischen stehen diese Kolleginne­n und Kollegen eher unter Strom – oder sie haben eine ganz andere Fortbewegu­ngsalterna­tive entdeckt: das Fahrrad.

Die auto motor und sport, das deutsche Fachblatt für Automobili­sten, das in diesem Jahr 75 wird, feiert in ihrer jüngsten Ausgabe den Radverkehr. Statt des ADAC lässt man im Jubiläumsb­latt den Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) zu Wort kommen und versucht, im angespannt­en Verhältnis zwischen Radlern und Autofahrer­n Neutralitä­t zu wahren.

Wen wundert es. Immer mehr Autofahrer entdecken das Zweirad für sich. Die Stiftungsp­rofessorin für Radverkehr an der Hochschule Karlsruhe, Angela Francke, beispielsw­eise glaubt, Deutschlan­d könne in Zukunft wie Holland werden – zumindest, was den Radverkehr betrifft. 40 Jahre hätten die Niederland­e benötigt, um die fahrradfre­undlichste­n Städte der Welt zu bauen. Davon sei Deutschlan­d allerdings noch weit entfernt. Mal abwarten, was das Magazin zu seinem 100. Geburtstag zum Thema Fahrrad schreibt.

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Foto: A. Kaya

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