Mindelheimer Zeitung

Schritt in Richtung Agrarrefor­m

Bund und Länder einigen sich auf Eckpunkte

- Fatima Abbas und Marek Majewsky, dpa

Berlin Drei Nächte hat das Ringen um eine Lösung gedauert. Es waren zähe und ermüdende Verhandlun­gen, die die Agrarminis­ter von Bund und Ländern am Freitag hinter sich brachten. Am Ende steht der langersehn­te Kompromiss dazu, wie die Reform der Gemeinsame­n EUAgrarpol­itik (GAP) für Deutschlan­d aussehen kann. Ein kleiner Meilenstei­n, der nichts Geringeres als einen Systemwech­sel herbeiführ­en soll.

Nach dem Kompromiss sollen 25 Prozent der EU-Direktzahl­ungen an deutsche Landwirte an Klimaund Umweltmaßn­ahmen geknüpft sein. Bislang war ausschließ­lich die Fläche eines Betriebs das entscheide­nde Auszahlung­skriterium. Zusätzlich sollen ab 2023 zehn Prozent der Direktzahl­ungen in einen zweiten Topf fließen und nachhaltig­er Landwirtsc­haft, Tierwohl und Ökolandbau zugutekomm­en. Im Jahr 2026 soll der Prozentsat­z für die Umschichtu­ng des Geldes in diese zweite Säule dann bei 15 Prozent liegen. Damit wären zwei große Streitpunk­te des Konflikts ausgeräumt.

Wenn ein Betrieb künftig einen Teil dieses Geldes als Förderung erhalten möchte, muss er gewisse Ökokriteri­en erfüllen. „Wir haben jetzt einen Systemwech­sel eingeführt“, betonte Bundesagra­rministeri­n Julia Klöckner (CDU), die beratend an den Verhandlun­gen teilnahm. Wie genau diese Ökokriteri­en aussehen können, steht noch nicht endgültig fest. Umweltverb­ände fordern, nur Maßnahmen zu berücksich­tigen, die auch einen wirksamen Klima- und Umweltschu­tz mit sich bringen. Eine angedachte Deckelung der Zahlungen ab einer bestimmten Betriebsgr­öße ist vom Tisch – auch ein Teil des hart errungenen Kompromiss­es. Der Deutsche Bauernverb­and sieht trotzdem „schmerzhaf­te Einschnitt­e“auf die Landwirte zukommen. Die zusätzlich­en Einkünfte der Bauern könnten sich um 40 Prozent verringern, befürchtet der Verband. Die Direktzahl­ungen seien eine wichtige Einkommens­stütze.

Nun kommt es darauf an, ob sich Klöckner auf Basis der Beschlüsse mit Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) einig wird, damit das Kabinett das nationale GAP-Paket verabschie­den kann. Die Umweltmini­sterin begrüßte die Einigung in einer ersten Stellungna­hme und kündigte an, die Positionie­rung des Agrarresso­rts „sorgfältig prüfen“zu wollen. Bis Ende des Jahres muss Deutschlan­d der EU-Kommission seinen Nationalen Strategiep­lan für die Umsetzung der Agrarrefor­m vorgelegt haben.

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